1. Reihe links: mein Großvater väterlicherseits (1944 gefallen)
Es war die Zeit der ‚feschen‘ Uniformen, die Lockerheit in enge Normen presst, die, exerziert nach Militärreformen, im Drill gelernt, wie es sich Morden lässt.
Das Töten einfach so als Lust empfinden, ein Macht-Erlebnis der erlesenen Art; beim ersten Mal ist es ein Überwinden, doch später wurd’s zur Gott verwandten Tat.
So stark, mit Waffe in den Händen, ein Druck nur und ein Leben ist dahin; man wäscht das Blut der Vielen von den Wänden, doch niemals aus der Seele, aus dem Sinn.
Die Ordnung ist ein tugendhaftes Streben, doch Buch zu führen über Massenmord ist so pervers, wie heut noch danach leben und leugnen, wie bestialisch mancher Ort.
Die ewig Gestrigen, sie leben, sind auferstanden, stehn zur Wahl bereit. Die, die aus eingesunkenen Grüften streben, soll man nicht neu erwecken hier und heut.
Hochmittelalterliche Darstellung der Hölle im Hortus-Deliciarum-Manuskript der Herrad von Landsberg (um 1180)
Wie soll ich in poetischen Worten schreiben,
über das, was unbeschreiblich ist;
was wird auf der geistigen Ebene bleiben,
wenn der Mensch nicht mehr Körper nur Seele ist?
Wird Gottes Gericht die Bösen richten,
die Leib und Leben Anderer nahmen?
Wird er sie im Feuer der Hölle vernichten,
bis sie im Rauch aufgehen, ohne Erbarmen?
Wie sollen sie körperlos verbrennen,
in einer Sphäre im luftleeren Raum?
Ein Ort, den die Kirchen mit „Hölle“ benennen,
ist kirchliches Denken, voll Folter und Grauen.
Die Konfrontation ihrer Taten und Folgen -
für manche Seelen verheerendes Schauen;
sich selbst begegnen, ihrem eigenen Bösen,
dem Egoismus, der Schlechtigkeit auf denen sie bauten.
Das ist ihre Hölle, die sie selber sich wählten,
wie im Spiegel erscheint dort ihr eigenes Gesicht,
wie die Gemälde der Künstler erzählten,
nur zerstörender, ist diese Ansicht im Licht.
Die Räume waren voller Leben, gesellig, Ausschank, Sang und Wein. Sie tranken, hängten sich an jeden, begrapschten Frauen, die allein.
Im Rausch der fortgeschritt’nen Stunde – von „wohl erzogen“ weit entfernt, nahm keiner Rücksicht in der Runde. Als hätten sie es nur gelernt,
mit ‚platten‘ Witzen anzubandeln. „Noch mal `ne Runde!“, schrie ein Schlauer. Vom Alkohol befreites Handeln, verkürzt die hohe Anstandsmauer.
Ich saß allein, als Träumerin, beschaute eine lange Weile, wohl des Geschehens Widersinn, und nahm reiß aus alsdann in Eile.
Mein Geist verließ die üble Stätte und suchte nach des Ausgangs Pforte. Inmitten einer Menschenkette, erreichte ich sie fern vom Orte.
„Ja, wissen sie denn nichts vom Mord, der sich einst hier ereignet hat?“ Ich sah, wie blutig dieser Ort, das Glas verschmiert von frischer Tat.
Der Boden, Blut durchtränkter Stein. Die Meute schrie: „Lauf nicht hindurch!“, mir war’s egal, ich wollte heim. Mit großem Schritt trieb mich die Furcht.
Voll Ekel drückte ich die Klinke, die Finger waren Blut befleckt – so trat ich aus dem Bild, versinke in meinem Bett, vom Alb erweckt.
Die Zeit scheint wie ein Uhrwerk still zu stehen, des Bösen Negativ liegt auf der Straße, als wär‘ vor vielen Jahren nichts geschehen. Das Volk, naiv, wie damals, gibt sich hin zum Fraße; dort, wo der Hass regierte, kam er wieder. Die Ignoranz der Einfalt grölt wie Donnerhall. Sie schreit! Mit gleicher Stimme hallt es wider, in viele treibt sie Angst, wie dazumal.
Teilansicht 2
Die Überheblichkeit, versteckt in vielen Sprachen, hat ihre Netze ausgeworfen übers Land. Uniformiert, bereit zu Mordes Taten, liegt wieder mal Befehl in einer Hand. Der Mensch ein Herdentier – man braucht nur pfeifen, dann hört man Säbelrasseln und Geschrei. Schon steht er stramm, ermordet seinesgleichen. „Es ist befohlen!“ macht Gewissen frei.
Teilansicht 3
Stärkt doch den ‚weißen Vögeln‘ das Gefieder, schickt sie gen Osten, lasst die Waffen schweigen! Melancholie erklingt in ihren Liedern bis zum Ural, da tanzt Europas Reigen. Grenzen verwandeln – sind des Bruders Garten, die Hände reichen, liebend dann vereint. Treibt Ethik ins Gehirn der Autokraten, lasst ihre Botschaft endlich Liebe sein!
In den Krieg – Konstantin Apollonovich Savitsky (1844-1905)
Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen.Cookie settingsACCEPT
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.