Die Leute

People – Soraya Hamzavi-Luyeh
„Was die Leute sagen werden?“ -
Mitbestimmer mancher Mächte.
Wer denn wohl die „Leute“ sind,
sind es Feinde, sind’s Gerechte?

Überzeugungsstarke Kämpfer,
sind sie aufrecht, Führer, Ringer,
oder gar die Übermächte
herdeninstinktiver Bringer?

Sind’s die lärmend, lauten Vielen,
wirren Moden unterlegen,
die zuwider den Gesetzen,
herrschen in Gesellschaftsspielen?

Sogenannte „Feine“ spotten
hinter Oberflächlichkeit und Häme;
oder sind es die Kollegen,
die vor Vorgesetzen ‚krochen‘?

Diese Münder, lass sie reden,
weich nicht ab von deinen Wegen.
Weh, der Rückgratlosigkeit!
Trete falschem Tun entgegen.

Hohe Mauern

Wie vergessene Tempel, weite Hallen,
wild bedeckt von blütelosen Ranken,
die einander schlingend, aufwärts wallen,
dann zum Boden wiederkehrend sanken,
die sich wegbegrünend mit dem Moose, 
fern vom Weltentrubel ausgebreitet,
über Pfade, sonnenfernem Schoße,
vom Gesang der Vogelwelt begleitet.

Alte Steine in verfallenen Ruinen,
wo die Stimmen geisterhaft im Winde flüstern,
doch es führt kein Weg zurück zu ihnen,
den Vergessenen, die hier gelebt im Düstern,
die gebetet, dass das Böse heller werde,
waren sie doch selbst wie Schatten auf der Erde.

Wallen immer noch um die Altäre, 
sitzen auf den unsichtbaren Bänken,
fühlen noch des Büßerhemdes Schwere,
geißeln sich im blutvollen Versenken.
Die Gebeine ruhen auf dem Grunde,
Kreuz an Kreuz, in namenlosen Reihen;
von dem Katafalk des Höchsten dieser Runde,
tönt sein Schrei hinaus durch die Abteien. 

Grauer Tag

Quelle: Pinterest
Grau verhangen sind die Tage
und der Sommer geht dahin.
Regen lässt die Blüten fallen,
öde ist des Tags Beginn.

Traurig sinnend folgt der Wache
jedem Tropfen, der da fällt,
hört das Trommeln auf dem Dache -
es versinkt die Regenwelt.

Durch die Stunden geht ein Rauschen,
ein Gewitter zieht weit droben,
Blitz und Donner – neue Güsse
taumeln aus dem Nichts dort oben. 

Andere Sommer, andere Zeiten,
andere Menschen, andere Götter.
Einer bleibt: der Ewigliche -
unbeirrt vom Regenwetter. 

Staub der Erde

Flammarions Holzstich – erstmals erschienen in L’atmosphère, Paris 1888, als Illustration zu La forme du ciel im Kapitel Le jour
Der Ur-Grund unbegreiflich sich verschließt,
obwohl des All-Bewusstseins Wissen in uns fließt;
die Wissenschaft, im Grunde weiß sie nichts,
weil täglich Neues im Bewusstseinslicht,
weil die Erforschung, die ein ständig‘ Streben,
nur tote Dinge schaffen kann, kein Leben.
Der Mensch kreiert sein eigenes Gesetz,
das sich dem Ursprungswillen widersetzt.

Verbirgt sich nur die trügerische Welt des Scheins
im Bild des materiellen Seins? 
Göttlich, erhaben, war der Sinn; 
der Mensch – erschaffener Geist, Beginn;
in zweigeteilter* Gier nach Neuem, das „Es werde!“
„Adam“, der Mensch, gebildet aus der Ackererde.  
Die körperliche Welt ist endlich, wird zu Staub,
ihr Geist ist ewig, wie der Lebensbaum, stets neu belaubt.
Er steht in Ruhe, friedlich, kahl und winterstill,
er weiß ums Auferstehen, wenn‘s der Frühling will.

Hebräisch: „Adam“ (אָדָם ʼādām) = Mensch, „Adama“ (אֲדָמָה ʼǎdāmāh) = Ackererde
*Adam und Eva = zweigeteilt

Zertretene Seelen

Bild von billy cedeno auf Pixabay
Missgestaltet, wer zertreten ist im Leben;
unter harten Schritten, die vernichten,
liegen sie zu Boden, sind zermalmt,
wie ein Gewächs des Weges,
unbeachtet von der Welt
im Schmutz zertrampelt,
vor der Blütezeit.

Harte Sohlen ließen keine Sonne,
kein Erwecken, kein Gedeihen;
abgestorben, die zerstörten Seelen -
zerdrückte Lebenskraft, am Boden festgepresst
und in sich selbst verkrochen,
wie stumpft geworden in Gleichgültigkeit.
Bild von billy cedeno auf Pixabay
Erstickter Keim, 
der nach Fruchtbarkeit strebte,
doch außer Leid nichts fand als Tragik und Verdruss.

Sich ausgeschlossen fühlen ist ein Drucklufthammer,
von außen eingedrungen in den Kern des Lebens.

Entgottet ist die kranke Zeit, erschauernd.
Hört, wie in sternenlosen Heimwehnächten sie schreit und schreit!
Bild von Jensie De Gheest auf Pixabay

Bilder im Kopf

Fritz Zuber-Bühler (1822-1896)
Was ich noch sagen wollte,
halten Lippen noch verschlossen;
unaussprechlich ist der Sinn,
bis in Letter er gegossen. 

Meine Zunge hütet ihn
und der Ausdruck schweigt im Hirn;
viele Weichen muss er nehmen,
um Synapsen zu entwirren.

Innere Bilder nur, sie gleichen
dem Gedankenfluss im Kopf;
fließen durch die Nervenbahnen
in die Hände wie ein Tropf.

Um ein leeres Blatt zu füllen,
strömen Worte aufs Papier
und der Kopf wird frei für Neues –
so reift ein Gedicht in mir. 

Mensch oder Gott?

Hugo Mühlig (1854-1929)

In jedem Zeitalter wurden Versuche unternommen, die Welt mit der Menge an Weisheit, Inspiration und Wissen zu überfluten, die den Bedingungen der Menschen, die dort leben, entspricht. Ich habe aufgehört, mich immer nur an die Vergangenheit zu wenden, obwohl sie nach wie vor von großem Interesse für mich ist. Ich habe erkannt, dass wir jetzt, wo immer wir sind, Zugang zu der ewigen Quelle aller Inspiration haben. Das ist die einzigartige Quelle aller Offenbarung in unendlicher Folge.

Mit den Augen des Geistes betrachtet, gibt es viele Ereignisse in unserer Welt, die wir für schlecht halten, die es jedoch gar nicht sind, und umgekehrt. Manche Kirchen sagen, ein Mensch sei gut, weil er einigen formulierten Lehren blindlings zugestimmt hat und damit das ganze Wesen der Religion erstickt hat, weil er für den Rest seiner Tage ein Schurke sein kann. Er ist nicht gut, auch wenn er denkt, er sei gut.

Hier auf diesem Planeten sind viele weise Menschen inkarniert. Das ist nicht beweisbar. Man muss es glauben oder es ablehnen, das spielt keine Rolle.

Für Gott, den Großen Geist, wäre es ein Leichtes, menschliche Gestalt anzunehmen und ein nahezu perfektes, tadelloses Leben zu führen, aber wenn ein Mensch, der nach den gewöhnlichen, natürlichen Gesetzen geboren wurde, zeigt, was erreicht werden kann, ist das ein würdiges Beispiel für alle, dem man folgen sollte.

Einer davon war Jesus von Nazareth, den man Christus nennt. Das Wort „Christus“ bedeutet „der Gesalbte“, und es hat viele gegeben, die gesalbt wurden. Jede Handlung in Bezug auf den Nazarener, sollte eine des Respekts vor seinem Wesen sein. Er kam, um den Menschen den Weg geistig, psychisch und physisch zu zeigen, entsprechend der Zeit, in der er lebte.

Aber dieser Mensch war nicht Gott und Gott war nicht dieses Wesen. Wenn man die theologische Interpretation akzeptiert, dass es der Große Geist war, der physische Gestalt annahm, dann ist der ganze Wert des Lebens des Nazareners verloren und sinnlos.

Ich bin schon seit langer Zeit von dieser Kirchenauslegung abgewichen. Es war mir auch schon immer mulmig, wenn ich einen Menschen anbeten sollte, sei es nun Jesus, ein Heiliger oder Maria. Sie alle hatten ihre Leben und ihre Lasten zu tragen. Sollte ich ihnen auch die meine aufbürden?

Wer war Jesus von Nazareth? War er ein Mann mit ungewöhnlichen übersinnlichen Gaben, der in allem, was er sagte und tat, von seinem geistigen Führer kontrolliert wurde, oder war er die Reinkarnation eines hochentwickelten Geistes? Sicher ist beides wahr.

Wir haben nur begrenztes Wissen über sein Leben, weil die Aufzeichnungen dürftig, nicht frei von Manipulationen und sehr bruchstückhaft sind.

Der große Wert dieses Lebens liegt darin, dass es ein Beispiel dafür ist, wie übersinnliche und geistige Macht genutzt werden kann. Der Nazarener hat niemals irgendeinem übersinnlichen oder geistigen Gesetz widersprochen oder es ausgenutzt. Er war der Meister dieser Gesetze in seinem Verständnis ihrer Funktionsweise, obwohl seine Menschlichkeit manchmal in den Vordergrund trat. Historisch gesehen kam die Figur zu einer Zeit, in der es notwendig war, dass diese Offenbarung die Welt erleuchtete. Diese Erleuchtung geschah mit der gleichen Kraft des Geistes, die heute in unserer Mitte wirkt.

The shadow of your smile

Sänger: Andy Williams (1927-2012)

Musik aus dem Film von 1965 „The Sandpiper“ – starring Richard Burton and Elizabeth Taylor

Writer(s): Johnny Mandel, Paul Webster

The shadow of your smile
When you are gone,
Will color all my dreams
And light the dawn,
 
Look into my eyes, my love, and see
All the lovely things you are to me.
 
Our wistful little star
It was far, too high,
A teardrop kissed your lips
And so did I,
 
Now when I remember spring,
All the joys that love can bring,
I will be remembering
The shadow of your smile.


Übersetzung: 

Der Schatten deines Lächelns
wenn du weg bist,
wird alle meine Träume färben
und die Morgendämmerung erhellen.
 
Schau mir in die Augen, meine Liebe, und sieh
all die schönen Dinge, die du für mich bist.
 
Unser wehmütiger kleiner Stern,
er war weit, zu hoch.
Eine Träne küsste deine Lippen
und das tat ich auch,
 
wenn ich jetzt an den Frühling denke,
an all die Freuden, die die Liebe bringen kann,
werde ich mich erinnern
an den Schatten deines Lächelns.

Urlaub

Edward Henry Potthast (1857-1927)
Eine Weile fortzureisen,
Urlaub nehmen von Daheim,
neue Wege, die da weisen,
die vom alten Trott befreien.

Wo sich tummeln die Besucher,
sind sie voll, die Liegestühle,
viele Menschen schauen den Ort,
und am Meer sucht man die Kühle.

Voll die Nacht mit Kichern, Grölen,
alkoholisierten Massen,
jeder will am Ort „Zuhause“
Ruhe haben auf den Straßen,

doch der Ort ist eingenommen
von Touristik und vom Geld;
Freiheit ist im Suff verkommen.
„Hey, was kostet uns die Welt?!“
Edward Henry Potthast (1857-1927)
Wie doch die Finanzen fließen,
aus den übersatten Reihen!
Alltagsmasken abgesetzt,
wollen sie die Gier befreien. 

Am Büffet und an den Tischen,
abends an den Bars am Strand,
lassen sie es ‚richtig krachen‘,
losgelöst vom Anstandsband.

Nach dem Alkohol die Leere,
und die Sünden letzter Nacht
werden nach der Tagesschwere
erst verdrängt, dann neu gemacht. 

Schließlich fahren sie nach Hause
und sie sehn sich als ‚die Coolen‘,
feierten in fremden Betten,
drängten sich an Swimmingpoolen. 
Edward Henry Potthast (1857-1927)
Dem „Ich muss“ bestimmten Handeln,
folgte man im Gruppenzwang.
Sittlich stark, sich selbst zu dienen, 
damit man anderen dienen kann,

ein „Ich will“ bestimmtes Leben
zeugt den freiheitlichen Geist,
der im ehrenhaften Streben
in die fernen Länder reist.

Vom Strom getragen

Lautlos vom Strom getragen,
im Leuchten erster Sterne, wie an den Schöpfungstagen.

Irisierend – ein Zauber zarter Farben, im abgedämpften Licht;
wie schwerelos im Strome der Gezeiten gleiten,
berauscht und endlos durch die Weiten;

in unsagbaren Tiefen, leuchtendes Leben sehn,
sich und die Vielfalt dieser Welt verstehen –
auch in der Dunkelheit ist Licht.