Die alte Welt, die unzerstörbar schien, zerbricht am technisierten Leben; das Neue kommt, die alten Werte fliehen, Bequemlichkeit, die nehmen will, nicht geben.
Der Spaß der Zeit tanzt in den Alltagsköpfen, singt mit den Weltenbummlern im Duett, versucht mit allen Mitteln auszuschöpfen, was nichts Althergebrachtes auf dem Etikett.
Die Menschen beuten aus und unterdrücken, wollen stets größer, schneller sein und weiter. Erfindungen sind keine Himmelsbrücken, die andre Seite der Medaille ist nicht heiter!
Die Welt scheint ankerlos, von Gier gehetzt, mit Toten im Gepäck, viel an der Zahl. So brüchig wirkt sie, schwer verletzt, findet an vielen Orten Leid und Qual.
Sie blutet still, aus tausend Wunden, der „Herr der Fliegen“ tobt sich auf ihr aus. Bald scheint der Mensch auf ihr verschwunden, vergeht wie Staub, im Geisterhaus.
Auf dieser Welt sieht jeder nur Gewinn. Was geben wir zurück, wenn’s doch gestohlen? Bald treibt die Welt als Geisterschiff dahin. Ist an der Zeit, die Segel einzuholen!
An einer alten Wäschestange, baute sie Vater, gar nicht lange, so, gut vertäut an großen Haken, konnte ich’s schließlich kaum erwarten, das Sitzbrett unter’n Po zu schieben, nach kurzem Zögern wollt ich fliegen.
Die Schatten huschten an den Giebeln, es spukten Bilder an den Ziegeln der Nachbarhäuser, auf und nieder, mit jedem Wiegen sah ich’s wieder, spürte in meinem Kindersinn, dass ich ganz nah dem Himmel bin.
Ich schwang dem Schattenbild entgegen, genoss das Fliegen und das Schweben, mal vorwärts und mal hintenüber, war ganz verträumt und schloss die Lider, um eins zu sein mit Zeit und Wind, war glücklich, wie‘s nur Kinder sind.
In unsrer kurzen Lebenszeit gibt Freude schwebend Leichtigkeit im Fallen und im Steigen, wenn sich die Schatten neigen, durchfliegen wir das Sein im Wind, hinauf, hernieder wie ein Kind.
Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. 1.Moses 2
Die Kraft der Bäume möchte ich euch geben – mit ihrer Form- und Farbenvielfalt steh’n sie stolz, so knorrig wie ein Baumstamm ist das Leben – die Jahreszeiten zieh’n durchs alte Holz.
Lasst unter euch nicht eine Wurzel aufwachsen, die da Gift und Wermut hervorbringt. 5. Moses 29,17
Der Stamm der Buche: graue Eminenz, die grüne Fichte krönt taunasse Lüster, das neue Birkenlaub tanzt luftig, hell, im Lenz, Alleen von Pappeln, die im Winde flüstern.
Weit dringen starke Baumeswurzeln in die Erde, sie nehmen Nahrung auf und ankern tief, dass in der Tiefe des Bewusstseins Wurzel werde, was Liebe und Vertrauen nährt und rief.
Geht nun mit mir, zu schauen, wie verflochten hier Baum und Mensch sind schöpfungsnah verwoben. Entdeckt, wie dort die Jahre gleichermaßen pulsten, pochten, und mancher Sturmwind peitscht die Wipfel droben.
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Psalm 139, 5
An guten oder schlechten Früchten wirst du sie erkennen, wenn Edles oder gar Verdorbnes nährt den Stamm. Und kannst du gute hier dein eigen nennen, so streb’ mit Gottvertrau’n den Himmel an.
Frühling
Es schwebt der Frühling in der Luft, mit Leben. Ich seh’ die braune Knospe dort vor mir, so wie sie bald nach außen drängt mit Beben, so liegt ein Born mit allen Möglichkeiten hier.
Da ist das Lachen unbekümmert heiter, der Lebenshimmel weit und hell und lau. Und von den ersten Stufen auf der Lebensleiter, treibt’s dich empor mit Kraft ins lichte Blau.
Nichts macht dir Angst, du fühlst des Lichtes Heil, das dir gegeben ist, seit es dich schuf. Die Freude sprengt beseelt der Hülle Teil und treibt die Knospe auf, mit zartem Ruf.
Er war schön geworden in seiner Größe mit seinen langen Ästen; denn seine Wurzeln hatten viel Wasser. Hes 31.7
Bald findest du gemeinschaftliches Streben, ein mildes Herz, das dir im Gleichklang schlägt. Weiß, wie die Blütenblätter, ist das Weben, das dir ein Liebesflüstern in dein Leben trägt.
So wie zwei alte Stämme, eng umschlungen, so strebtet ihr gemeinsam einst empor. Der Kampf ums Licht ist längst verklungen, geht ihr als Sieger beide nun hervor.
In stetem Zueinander seid ihr eins geworden, „ein Fleisch“, wie es im Buch der Bücher steht. Gewonnen habt ihr euch und nichts verloren, auch wenn der Abendwind durch eure Zweige weht.
Der Frühling ging vorbei und in der Daseinsmitte, da lief der Alltag in bekannten Bahnen und unter Sommergrün, mit pausenlosen Schritten, floss die Zufriedenheit durch glückverlornes Ahnen.
Sommer
Im letzten Sommer hab ich ihn gesehen. Er streckte weit zum Himmel jeden Zweig, Und keinen sah ich so wie ihn am Wege stehen, einmalig, unverwechselbar sein Kleid.
Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Matthäus 6,24
In seiner Krone sah ich viele tote Zweige ruh’n, und andre wieder, grün belaubt und heil. Befähigt wird der Mensch zu manchem Tun, doch nährt er seine Möglichkeiten nur zum Teil.
Tagein, tagaus, da schaffen wir und horten und fragen nach dem Sinn und Lebensziel. Wir gleichen leer dahin gesprochnen Worten, dem Stamm, der hohl und kahl zu Boden fiel.
Herbst
Es führt kein Weg zurück, nicht eine Stunde reut uns, auch nicht das Mühen um das Werden. Wohl dem, der Weisheit ziehet aus dem Grunde, sie wird zum Baum des Lebens hier auf Erden.
Reif werden, wie die Äpfel – Zeit der Ernte. Nicht sorgen, sondern leben. Grenzen sehen. Oft denkt man an die Jugend, die entfernte und möcht’ so manche Stunde rückwärts drehen.
Wohl dem Menschen, der Weisheit erlangt, sie ist ein Baum des Lebens allen, die sie ergreifen. Sprüche 3, 13+18
Doch auch auf dieser Zeit ruht Königszauber, da sie sich majestätisch, weise, gibt. Das Haar gleicht lichtem Laub – wird ständig grauer, bis es ein kühler Wind zu Boden zieht.
Fröhlich die Falten tragen, wie ein Zeichen: Schön war der Frühling, gut die Sommerzeit! Die herbe Herbstschönheit willkommen heißen. Annehmen – für den Winter schon bereit.
Doch bringt der Herbst auch trübe Nebeltage, und jeder Lichtstrahl bleibt im Grau verfangen. Da spürt man Einsamkeit, die finstre Plage und führt Gespräche mit den Heimgegangnen.
Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen bis ihr grau werdet. Jesaja 46, 4
Winter
Oft wird das Leben eine Last – durchwachte Nächte, Schritte, die schwerer fallen, Tag für Tag. Schneller vergeht die Zeit. Wenn sie doch wiederbrächte, nach kaltem Winter einen Frühlingstag!
Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Psalm 103,17
Schau, dort den Baum: Nur noch ein Stumpf. Nun liegt er modernd, faul das Holz, nährt üppig andre Pflanzen aus dem Rumpf. Moos überwachsen, der, der einst so stolz.
Aus der Tiefe rufe ich, Herr zu dir. Psalm 130,1
Eins sein mit der Natur, im Werden und Vergehen. Am Wegkreuz angelangen, das Erkenntnis zeigt. Auf rechtem Weg dort hingelangen und verstehen, dass es ein Leben gibt, das lohnt und bleibt.
Sei wie ein Baum, genährt in Gottes Garten, streck’ freudig dich im warmen Sonnenlicht. Dann darfst du auf den neuen Frühling warten, den ER durch seine Freundlichkeit verspricht.
Iwan Iwanowitsch Schischkin (1832 – 1898) – Regen im Eichenwald
Der Herbst zog ein, stürmisch und nass. Die Zeit der Raben ist erwacht! Die Sonne zeigt sich kühl und blass; die Dunkelheit bringt frühe Nacht.
Die Kälte hat sich breit gemacht auf allen Wegen, die ich gehe. Die Wolken ziehn mit nasser Fracht und Tropfen bilden kleine Seen.
Ein ständig Regenprasseln zieht den Schmutz der Straße mit sich fort. Ach, könnt ich mit den Vögeln fliehn, wünsch mich an einen lichten Ort.
Die Krähen sammeln sich zuhauf; mit Krächzen fliegen sie so weit. Die Jahreszeit nimmt ihren Lauf. Der Mensch sinnt still nach bessrer Zeit.
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