Aschermittwoch

Aschermittwoch – Carl Spitzweg (1808-1885)
Die Maske fiel. Alles vorbei!
Entblößt das wahre ICH im Spiegelbild.
Das Ende einer bloßen Gaukelei.
Es zeigt ein trauriges Gesicht,
ganz unverhüllt.

Du spielst die Rolle deines Lebens,
mit oder ohne Kreuz auf deiner Stirn.
Nur ein paar Tage suchtest du vergebens
in einem andern ICH dich zu verlier’n.

Doch du erwachst, nach Alkoholgenuss
erkennst zu spät das Übel deines Tuns.
Gefangener im Kerker deines Frusts,
wünscht du dir Asche auf dein Haupt
und kannst nicht ruhn.

Der Ohrwurm

Der Betrunkene – Gemälde von Carl Spitzweg (1808-1885)

Ein Ohrwurm hing als kleiner Rest,
wie Fetzen, im Gehörgang fest,

dort trat er mit zerriss’nem Klang
ungnädig den Alleingang an.

Nach einer wohl durchzechten Nacht
hatte ein Mensch ihn mitgebracht;

statt Schlaf verfolgt ihn nun Musik,
mit Tönen, die dem Ohr nicht lieb.

Dort gingen didel-dadel-dum
die Schwindel ihm im Kopf herum,

und als des nachts sie kreisend flogen,
war Kopfschmerz in das Hirn gezogen.

Vom Alkohol gebeugt und stumm,
saß nun der Mensch im Bett herum.

Von der Musik war nichts geblieben,
der Ohrwurmfetzen war vertrieben,

der Rausch der Nacht war bald vorbei,
das Ganze ihm nun Warnung sei.