Ich muss den Rosenmontag nicht verstehen - der Karneval ist mir vom Denken fern. Doch wer ihn feiern mag, kann gerne gehn, um jeck zu tollen, wie vom andern Stern. Sei jeck op Singe, Schunkele und Danze, genieße Fastelovends fünfte Jahreszeit. Der Faschingsmontag geht aufs Ganze, ist Tradition im Rheinland, weit und breit. Im Clown Gewand, mit rotem Munde, Narrhallamarsch im Saal und auf den Straßen - der Alkohol macht schnell die Runde, und schwankend eilt man durch die Gassen. Den Büttenrednern zahlt man stolze Summen, die Witze sind so platt und ausgeleiert, dass man mit Alkohol in Schunkelrunden wohl manches überhört und weiterfeiert. Doch, wie in jedem Jahr wird es geschehen, die Welt verkleidet sich zu diesem Fest, und auf den Faschingswagen kann man‘s sehen, wenn Mensch Kamelle regnen lässt.
Schlagwort: Karneval
Aschermittwoch
Die Maske fiel. Alles vorbei! Entblößt das wahre ICH im Spiegelbild. Das Ende einer bloßen Gaukelei. Es zeigt ein trauriges Gesicht, ganz unverhüllt. Du spielst die Rolle deines Lebens, mit oder ohne Kreuz auf deiner Stirn. Nur ein paar Tage suchtest du vergebens in einem andern ICH dich zu verlier’n. Doch du erwachst, nach Alkoholgenuss erkennst zu spät das Übel deines Tuns. Gefangener im Kerker deines Frusts, wünscht du dir Asche auf dein Haupt und kannst nicht ruhn.
Der Februar
von Erich Kästner (1899-1974)
Nordwind bläst. Und Südwind weht. Und es schneit. Und taut. Und schneit. Und indes die Zeit vergeht bleibt ja doch nur eins: die Zeit. Pünktlich holt sie aus der Truhe falschen Bart und goldnen Kram. Pünktlich sperrt sie in die Truhe Sorgenkleid und falsche Scham. In Brokat und seidnen Resten, eine Maske vorm Gesicht, kommt sie dann zu unsren Festen. Wir erkennen sie nur nicht. Bei Trompeten und Gitarren drehn wir uns im Labyrinth und sind aufgeputzte Narren um zu scheinen, was wir sind. Unsre Orden sind Attrappe. Bunter Schnee ist aus Papier. Unsre Nasen sind aus Pappe. Und aus welchem Stoff sind wir? Bleich, als sähe er Gespenster, mustert uns Prinz Karneval. Aschermittwoch starrt durchs Fenster. Und die Zeit verläßt den Saal. Pünktlich legt sie in die Truhe das Vorüber und Vorbei. Pünktlich holt sie aus der Truhe Sorgenkleid und Einerlei. Nordwind bläst. Und Südwind weht. Und es schneit. Und taut. Und schneit. Und indes die Zeit vergeht, bleibt uns doch nur eins: die Zeit.