Das O

Ein O war müd’,
denn seine Mitte
fühlte, eingezwängt vom Außen,
das bündig sich zum Kreise schließt,
nur Leere.
 
Es war betrübt
und hoffte sehr,
dass jeder Leser draußen,
sein eingeengtes Innen
sehen werde.
 
Kein kleiner Strich
erlöste es aus der
nicht enden wollenden Routine.
Das O blieb was es war: ein Kreis,
gebannt auf trister Endlosschiene.
 
Dem O war’s hohl,
drum suchte es im Außen Inhaltsfüller.
Es nahm ein zweites O,
das ihm gelegen kam
und wurde stiller.
 
Zur OO
vereint
genießen seit der Zeit die O 
Berührungspunkte.
Unendliche Verbundenheit zu zweit
macht ewig kreisend Runde.
 

Wenn die Liebe dir winkt…

Caspar David Friedrich 1774-1840 – Das Liebespaar

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit.
Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennen lernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst…

Khalil Gibran (* 6. Januar 1883 als Gibrān Khalīl Gibrān bin Mikhā’īl bin Sa’ad arabisch جبران خليل جبران, DMG Ǧibrān Ḫalīl Ǧibrān in Bischarri, Osmanisches Reich, heute Libanon; † 10. April 1931 in New York

Erinnerungen

Baron Frederic Leigthon 1830-1896

Ach, wie weh wird mir ums Herz,
lausche still den dunklen Tönen;
Seele fühlt den tot geglaubten Schmerz,
kann sich noch nicht ganz versöhnen.
 
Längst vergangen und vorbei
sind die beweinten Zeiten,
dass manche Hoffnung brach entzwei,
wird bang betrübt mich leiten.
 
Die Menschen, die ich einst geliebt,
sind fern und fremd geworden.
Das Glück schlich fort, so wie ein Dieb,
und blieb fortan verloren.
 
So oft geharret und gehofft,
vergeblich war mein Warten,
zierte statt Rosen nur zu oft,
Verdruss den Lebensgarten.
 
Was dort an Blüten voller Pracht,
mit Liebe einst gesäet,
hat mir das Schicksal über Nacht,
wohl gänzlich fort gemähet.
 
Mit leeren Händen steh ich nun,
mein Herz der Wunden viele.
Oh, lieber Gott tausch‘ durch dein Tun,
Unglück in Glücksgefühle.
 

Herbstzeit

Die letzten Blätter fallen von den Zweigen
und auf den Straßen liegt das nasse Laub.
Tief sich die Äste der Platanen neigen
und Regen mischt sich mit dem Straßenstaub.
 
Von Ferne naht die Nacht mit dunklen Schatten
und um die Häuserecke pfeift der Wind.
Ein braunes Blatt tanzt auf den Gehwegplatten,
die feuchte Luft macht Fensterscheiben blind.
 
Spinnweben glänzen nass in letzten Sonnenstrahlen;
ein Regenbogen spannt sich über Stadt und Land.
Mit voll bepackten Zweigen die Kastanien prahlen –
stehn majestätisch dort am Straßenrand.
 
Hör’ fern vom Kirchturm her der Abendglocke Ton.
Ihr Klang ist anders als an Sommertagen.
Die graue Stille ist des Herbstes Handwerkslohn –
es wird bald Winter, will das Läuten sagen.
 
Und oft in dieser finstren Totensonntags-Zeit,
lässt sich ein Lichtstrahl durch die kahlen Äste gleiten.
So wirst du Mensch – traf dich auch wehes Leid –
zu neuer Hoffnung über Gräber schreiten!
 

Verbotene Sehnsucht

So, wie die Schwalben ohne Rast
zu segeln durch die Lüfte,
 
mit allen Sinnen, fern der Last
zu atmen süße Düfte;
 
oh, wie du lockst, du weite Welt,
mit Schönheit und mit Leben,
 
und jeder Stern am Himmelszelt,
will meine Sehnsucht regen;
 
wie leide ich an meiner Ruh’
der abgeschied’nen Welten,
 
so hör’ mich rufen, laut: Nur DU
kannst meiner Seele helfen!
 
Wollt’ nahe sein nur DIR, mein Herz
und opfern DIR mein Leben,
 
dass Einsamkeit mir wird zum Schmerz,
bitt’ ich DICH zu vergeben.
 
Seh’ nicht als Sünde meinen Drang
des Daseins Sinn zu üben,
 
folg’ trotzdem DIR ein Leben lang,
gib meiner Seele Frieden.
 

These are the days of my life – Queen

Manchmal fühle ich mich
Sometimes I get to feelin‘

Ich war zurück in der alten Zeit, lange her
I was back in the old days, long ago

Als wir Kinder waren, als wir jung waren
When we were kids, when we were young

Die Dinge schienen so perfekt zu sein, weißt du?
Things seemed so perfect, you know?

Die Tage waren endlos, wir waren verrückt, wir waren jung
The days were endless, we were crazy, we were young

Die Sonne schien immer, wir lebten nur zum Spaß
The sun was always shinin‘, we just lived for fun

Manchmal scheint es in letzter Zeit so, als ob ich es einfach nicht weiß
Sometimes it seems like lately, I just don’t know

Der Rest meines Lebens war nur eine Show
The rest of my life’s been, just a show

Das sind die Tage unseres Lebens
Those are the days of our lives

Die schlechten Dinge im Leben waren so wenige
The bad things in life were so few

Diese Zeiten sind jetzt alle vorbei, aber eines ist wahr
Those days are all gone now but one thing is true

Wenn ich schaue und finde, liebe ich dich immer noch
When I look and I find I still love you

Sie können die Uhr nicht zurückdrehen, Sie können das Blatt nicht zurückdrehen
You can’t turn back the clock, you can’t turn back the tide

Ist das nicht eine Schande?
Ain’t that a shame?

Oh, ich würde gerne einmal eine Achterbahnfahrt machen
Ooh, I’d like to go back one time on a roller coaster ride

Als das Leben nur ein Spiel war
When life was just a game

Es nützt nichts, zu sitzen und darüber nachzudenken, was du getan hast
No use in sitting and thinkin‘ on what you did

Wenn Sie sich zurücklehnen und es durch Ihre Kinder genießen können
When you can lay back and enjoy it through your kids

Manchmal scheint es in letzter Zeit so, als ob ich es einfach nicht weiß
Sometimes it seems like lately, I just don’t know

Lehnen Sie sich besser zurück und gehen Sie mit dem Fluss
Better sit back and go, with the flow

Das sind die Tage unseres Lebens
These are the days of our lives

Sie sind in der Schnelligkeit der Zeit geflogen
They’ve flown in the swiftness of time

Diese Tage sind jetzt alle vorbei, aber einige Dinge bleiben
These days are all gone now but some things remain

Wenn ich schaue und finde, keine Veränderung
When I look and I find, no change

Das waren die Tage unseres Lebens, ja
Those were the days of our lives, yeah

Die schlechten Dinge im Leben waren so wenige
The bad things in life were so few

Diese Zeiten sind jetzt alle vorbei, aber eines ist immer noch wahr
Those days are all gone now but one thing’s still true

Wenn ich schaue und finde, liebe ich dich immer noch
When I look and I find, I still love you

Ich liebe dich immer noch
I still love you


Quelle: LyricFind
Songwriter: Brian May / Freddie Mercury / John Deacon / Roger Taylor
Songtext von These Are the Days of Our Lives © Sony/ATV Music Publishing LLC

Herbst

Hans Andersen Brendekilde 1857-1942

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Aus: Das Buch der Bilder 1906, Axel Junker Verlag

Rainer Maria Rilke 1875-1926

My life has been saved – Queen

Hier sind wir heute
This is where we are today

Menschen gehen getrennte Wege
People going separate ways

So sind die Dinge jetzt
This is the way things are now

In Unordnung
In disarray

Ich habe es in den Zeitungen gelesen
I read it in the papers

Auf jeder Seite ist der Tod
There’s death on every page

Oh Herr, ich danke dem Herrn oben
Oh Lord, I thank the Lord above

Mein Leben wurde gerettet, eaah eah
My life has been saved, eaah eah
Auf geht’s
Here we go

Lügen erzählen
Tellin‘ lies

Hier gehen wir – hier gehen wir
Here we go – here we go

Wir sind wieder da, wo wir angefangen haben
We’re right back where we started from

Menschen gehen getrennte Wege
People going separate ways

So sind die Dinge jetzt
This is the way things are now

In Unordnung – hey
In disarray – hey

Ich habe es in den Zeitungen gelesen
I read it in the papers

Auf jeder Seite ist der Tod
There’s death on every page

Aah – oh Herr, ich danke dir von oben
Aah – oh Lord, I thank you from above

Mein Leben wurde gerettet
My life has been saved

Ooh ooh ooh ooh mein Leben
Ooh ooh ooh ooh my life

Mein Leben wurde gerettet
My life has been saved

Oh mein Leben
Ooh my life

Mein Leben wurde gerettet
My life has been saved


Quelle: LyricFind
Songwriter: Brian May / Freddie Mercury / John Deacon / Roger Taylor
Songtext von My Life Has Been Saved © Sony/ATV Music Publishing LLC

Der Wind

John William Waterhouse 1849-1917

Es ist der Wind, der durch die Bäume fegt,
der peitschend mein Gesicht zerschneidet,
 
der sich hoch zu den weißen Wolken hebt
und tief sich mit dem Boden dann vereinet;
 
der die Natur mit fester Hand stets voran treibt
und nächtelang um meine Hauswand heult,
 
der Räder drehend in den Sphären bleibt,
als Weltengärtner Samen um sich streut.
 
Er ist der rastlose Motor der Welt,
denn ohne ihn versiegt das Leben;
 
ob stürmisch oder milde eingestellt,
vereint er sich mit Sonne, Mond und Regen.