An die Amsel

Amsel, wirst du wieder singen
und dein Lied gen Himmel richten;
wird dein Sang nach Heimat klingen,
morgens, abends, sich verdichten?

Hoffnung dringt in trübe Seelen -
lichterhellt im Schwall der Klänge,
und aus unscheinbaren Kehlen
fließen deine Lobgesänge.

Schwarzer Vogel, deine Schwingen
bringen dich zum höchsten Ast;
lass dein Liebeslied erklingen,
das der Menschen Herz erfasst.

Halbvergessene Lieder

Bild von didier aires auf Pixabay
Nebelbilder steigen aus den Wiesen,
treiben über strauchverhangene Klüfte,
tanzen, - wie auf unsichtbaren Füßen,
ziehen sie durch kühle Frühlingslüfte.

Über Wald und Heide klingt ein Lied,
wie von tausend Federschwingen;
im noch zart erwachten Sonnenlicht
hört man‘s zwitschern, rufen, singen.

Alte Bäume, wie sie schweigen! -
Noch hört man kein Blätterrauschen.
Nach des Winters rauem Treiben,
gibt’s schon bald ein Kleidertauschen. 

Knospen grünen an den Zweigen,
deren Nacktheit zart bedeckend,
und die ersten Blüten zeigen
sich dazwischen, an den Hecken. 

Droben ziehn die weißen Wolken
über bunten Frühlingswiesen,
auf dem Dach erzählt die Amsel,
will den stillen Tag begrüßen.

Singt die halbvergessenen Lieder,
dringen tief in unsere Seele – 
jedes Jahr erklingt es wieder,
aus des wilden Vogels Kehle!