Der nahe Abend löscht schon bald das Licht,
die Sonne scheint im Horizont versunken,
Das Land verhüllt sein müdes Angesicht,
der Himmel rötet sich, noch sonnentrunken.
Parzellen teilen ihre Flächen, grün und braun,
das Mondlicht legt sein fahles Licht darüber,
auf ersten Saaten bis zum Himmelssaum
liegt Nachtwind, macht die Erde kühler.
Die Träume wandern durch die Heimatwelten
und in den Häusern dunkelt helles Licht.
Harmonie im Herzen, lässt im Schlaf vergelten,
was mancher Mund im Wachsein niemals spricht.
Gott im Geiste, halte schützend Deine Hände
über jede Heimstatt, ihren Nöten,
lass des Menschenhasses Brände
wandeln sich in Morgenröten.
Schon als ich klein war, suchte ich auf Erden
nach Heimat. Himmlisch sollte sie mir werden,
fort von den eng gesteckten Grenzen und Verboten,
wo mich die Elternherzen banden hinter Pforten
und Kämpfe trugen in die Kindheitsecken,
wo lieblos ihre Seelen sich versteckten
und Abschied nahmen nach geraumer Zeit,
der Arbeit folgten, statt der Zweisamkeit.
Die Eltern waren abweisende Gefährten.
Sie liebten ihre Werte, wie die Gärten,
in altbewährter, wohl erzogener Art,
die alles Eigentum vor ‚bösen' Fremden wahrt.
Ich habe losgelassen, blick ins Unbegrenzte.
Die Sehnsucht band mir helle Zukunftskränze
und legt ein weißes Band zum Horizont,
wo Gott in grenzenloser Heimat wohnt.
Der jüdische Schriftsteller Hans Sahl (eigentlich Hans Salomon) 1902-1992 war vor den Nationalsozialisten nach Frankreich geflüchtet. Von dort gelang ihm 1941 die Emigration in die vereinigten Staaten von Amerika.
Kein deutsches Wort hab ich so lang gesprochen. Ich gehe schweigend durch das fremde Land. Vom Brot der Sprache blieben nur die Brocken, die ich verstreut in meinen Taschen fand.
Verstummt sind sie, die mütterlichen Laute, die staunend ich von ihren Lippen las, Milch, Baum und Bach, die Katze, die miaute, Mond und Gestirn, das Einmaleins der Nacht.
Es hat der Wald noch nie so fremd gerochen. Kein Märchen ruft mich, keine gute Fee. Kein deutsches Wort hab ich so lang gesprochen. Bald hüllt Vergessenheit mich ein wie Schnee.
Man schmeckt den Herbst, er schmeckt nach Haselnüssen, nach Pflaumenkuchen und nach Apfelküssen, nach Butterbirnen und Erinnerungen, den – selbst im Alter unzerstörbar jungen.
Man riecht den Herbst, er riecht nach letzten Rosen, nach bunten Astern und nach Herbstzeitlosen, nach Rauch und Feuer auf Kartoffelfeldern, nach Pilzen, selbst gesucht in Heimatwäldern.
Man sieht den Herbst, er prangt in allen Tönen und will mit Früchten Mensch und Tier verwöhnen, man hört sein Lied und spürt die festen Bande, die man als Kind geknüpft zum Heimatlande.
Es tönt in uns, wie ein vergessenes Lied, die Stimme Gottes klingt vertraut und unser Herz erblüht. Es ist, als schreiten wir durchs milde Abendlicht, vorbei an fremden Gärten, fremden Türen, und plötzlich lauschen wir gespannt und spüren die Stimme eines Engels, her geweht, aus fernen Himmeln, wie der Mutter Singen, so süß und weich wie einst. Wir stehen still und lauschen. Will sie uns bringen Erinnerung aus unsrem Kinderreich? Ist es ein wohl vertrauter Klang aus Vaters Haus? Das Lied der Freude löscht die Fremdheit aus, und wie durch Zauberhand blüh’n Heimatblumen uns in fremden Gärten, und fremde Sterne leuchten traulich, Licht an Licht, wenn Deine Stimme, Gott, aus einem Menschen spricht.
Der Jasmin beginnt zu blühen, glänzt im feuchten Morgentau. Duft’ges Weiß liegt auf dem Grünen, kontrastiert zum Himmelblau.
Weiden mit bizarren Ästen winken heimatlich gesinnt, bieten farbenfrohen Gästen, Lebensraum und Neubeginn.
Nimmermüde Dotterblumen, träumen schwefelgelben Traum, lauschen selig den Gesängen, aus dem hohen Lindenbaum.
Foto: Gisela Seidel
Grün erneuert sich das Leben, Farbenrausch am Niederrhein, Butterblumen an den Wegen, Jedermann will draußen sein.
Senfsaat hat in manche Ecke gelbe Blüten ausgestreut, überdeckt die Erdendecke. Seht nur, wie ihr Anblick freut!
Dunkles Erdreich atmet Schwere, Schollen sind zur Saat bereit, damit im Frühjahr wiederkehre, was im Herbst zur Ernte reift.
Diese Website verwendet Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen.Cookie settingsACCEPT
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.