Schon als ich klein war, suchte ich auf Erden
nach Heimat. Himmlisch sollte sie mir werden,
fort von den eng gesteckten Grenzen und Verboten,
wo mich die Elternherzen banden hinter Pforten
und Kämpfe trugen in die Kindheitsecken,
wo lieblos ihre Seelen sich versteckten
und Abschied nahmen nach geraumer Zeit,
der Arbeit folgten, statt der Zweisamkeit.
Die Eltern waren abweisende Gefährten.
Sie liebten ihre Werte, wie die Gärten,
in altbewährter, wohl erzogener Art,
die alles Eigentum vor ‚bösen' Fremden wahrt.
Ich habe losgelassen, blick ins Unbegrenzte.
Die Sehnsucht band mir helle Zukunftskränze
und legt ein weißes Band zum Horizont,
wo Gott in grenzenloser Heimat wohnt.
Der jüdische Schriftsteller Hans Sahl (eigentlich Hans Salomon) 1902-1992 war vor den Nationalsozialisten nach Frankreich geflüchtet. Von dort gelang ihm 1941 die Emigration in die vereinigten Staaten von Amerika.
Kein deutsches Wort hab ich so lang gesprochen. Ich gehe schweigend durch das fremde Land. Vom Brot der Sprache blieben nur die Brocken, die ich verstreut in meinen Taschen fand.
Verstummt sind sie, die mütterlichen Laute, die staunend ich von ihren Lippen las, Milch, Baum und Bach, die Katze, die miaute, Mond und Gestirn, das Einmaleins der Nacht.
Es hat der Wald noch nie so fremd gerochen. Kein Märchen ruft mich, keine gute Fee. Kein deutsches Wort hab ich so lang gesprochen. Bald hüllt Vergessenheit mich ein wie Schnee.
Man schmeckt den Herbst, er schmeckt nach Haselnüssen, nach Pflaumenkuchen und nach Apfelküssen, nach Butterbirnen und Erinnerungen, den – selbst im Alter unzerstörbar jungen.
Man riecht den Herbst, er riecht nach letzten Rosen, nach bunten Astern und nach Herbstzeitlosen, nach Rauch und Feuer auf Kartoffelfeldern, nach Pilzen, selbst gesucht in Heimatwäldern.
Man sieht den Herbst, er prangt in allen Tönen und will mit Früchten Mensch und Tier verwöhnen, man hört sein Lied und spürt die festen Bande, die man als Kind geknüpft zum Heimatlande.
Es tönt in uns, wie ein vergessenes Lied, die Stimme Gottes klingt vertraut und unser Herz erblüht. Es ist, als schreiten wir durchs milde Abendlicht, vorbei an fremden Gärten, fremden Türen, und plötzlich lauschen wir gespannt und spüren die Stimme eines Engels, her geweht, aus fernen Himmeln, wie der Mutter Singen, so süß und weich wie einst. Wir stehen still und lauschen. Will sie uns bringen Erinnerung aus unsrem Kinderreich? Ist es ein wohl vertrauter Klang aus Vaters Haus? Das Lied der Freude löscht die Fremdheit aus, und wie durch Zauberhand blüh’n Heimatblumen uns in fremden Gärten, und fremde Sterne leuchten traulich, Licht an Licht, wenn Deine Stimme, Gott, aus einem Menschen spricht.
Heimspiel klingt im ersten Moment nach einem sportlichen Ereignis, das im Stadion eines örtlich ansässigen Vereins stattfinden soll. Dort kann man dann den Heimvorteil nutzen, denn für viele Anhänger, die einem begeistert zujubeln, siegt es sich leichter. Da schadet es auch nicht, wenn sich die Mannschaft aus Spielern verschiedener Nationalitäten zusammensetzt, die gewiss dort nicht zu Hause sind. Denen ist es ganz gleich, für welchen Verein sie spielen, wenn nur die Bezahlung stimmt. Daheim spielt man das meiste Geld in die Kassen – ganz unsentimental.
Der Geburtsort, der im Pass steht, macht noch kein Heimatgefühl. Ich denke, man ist dort daheim, wo man geliebt wird, wo Menschen sind, denen man vertrauen kann, von denen man angenommen wird. In familiären Kreisen sollte das so sein, doch oft herrscht dort genau das Gegenteil. Familie kann formend oder zerstörend sein; man findet dort entweder Zuwendung oder Ablehnung. Die Gene spielen dabei keine große Rolle. Man bleibt sich trotz der Blutsverwandtschaft ein Leben lang fremd. Heimat ist demnach nicht gleich Familie.
Es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich wie ein Außerirdischer; besonders dann, wenn man nicht „dem Rudel“ folgt, sondern ganz eigene Wege geht. Nach vielen Erfahrungen kann man der weltlichen Be-geisterung irgendwann nicht mehr viel abgewinnen; dann erst wendet man sich nach innen. Die irdische ‚Schwerkraft‘ zieht so stark herunter, dass es Mühe macht, das Profane vom Heiligen zu unterscheiden. In solchen Lebenssituationen sehnt man sich eine ganz andere Heimat herbei, einen Garten Eden, ein reines, heiliges Haus…das Haus Gottes.
Die Stille ist die Heimat, aus der wir kommen, der Schoß der Mutter, in den wir zurückkehren möchten. Sie ist ein Kraft spendender Speicher, der uns die Tage leichter ertragen lässt. Wenn wir das Eins-sein mit Gott trotz der weltlichen Getrenntheit spüren, dann zieht es uns hin zur Stille. Dort können wir wieder heilen und vollkommen werden.
Aber da gab es noch einen anderen Heimatlosen, vor 2000 Jahren, der von sich sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“. Wie mag er sich gefühlt haben? Wie einsam muss er gewesen sein; weltverlassen und doch ganz und gar vom Göttlichen… von Heimat erfüllt!
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