Tanz auf den Wolken

William Adolphe Bouguereau 1825-1905

In hohen Sphären mit den Winden tanzen,
auf weißen Wolken lichtwärts schweben;
lasse von himmlischen Romanzen,
mich weit in ferne Himmel heben.

Verbinde mich im Reigen mit der Zeit
und flieg mit Engeln durch die Sonnenpforte,
im Tanz verbunden, schwebe ich so weit,
der Wind trägt mich bis an die fernsten Orte.

Und meine Seele hebt sich in die Lüfte,
vermählt sich mit den warmen Sommerwinden,
trägt mich in höchste Höh‘n und über tiefste Klüfte,
wird den verborgnen Weg zu Dir nach Hause finden.

Vertraute Töne

Claude Monet (1840-1926)

Es tönt in uns, wie ein vergessenes Lied,
die Stimme Gottes klingt vertraut
und unser Herz erblüht.
Es ist, als schreiten wir durchs milde Abendlicht,
vorbei an fremden Gärten, fremden Türen,
und plötzlich lauschen wir gespannt und spüren
die Stimme eines Engels, her geweht,
aus fernen Himmeln, wie der Mutter Singen,
so süß und weich wie einst.
Wir stehen still und lauschen.
Will sie uns bringen
Erinnerung aus unsrem Kinderreich?
Ist es ein wohl vertrauter Klang aus Vaters Haus?
Das Lied der Freude löscht die Fremdheit aus,
und wie durch Zauberhand
blüh’n Heimatblumen uns in fremden Gärten,
und fremde Sterne leuchten traulich, Licht an Licht,
wenn Deine Stimme, Gott, aus einem Menschen spricht.

Lebensfahrt – Was kommt danach?

John William Waterhouse 1849-1917 – Borea

Lebensfahrt

Es eilt des Lebens Fahrt
vorbei an Freud’ und Leid,
nie hält es an,
erst, wenn das Ziel erreicht,
steht es im Trauerkleid.

Was kommt nach dem Tod?

Diese Frage beschäftigt uns alle, früher oder später, und niemand weiß eine Antwort darauf.

Wenn man jung ist, steht das Leben im Mittelpunkt. Die Frage nach dem Tod scheint dann nicht wichtig. Er wird verdrängt, sogar verleugnet. Es kann doch gar nicht sein, dass die Lebenskraft vergeht, fast unmerklich, wenn sie nicht plötzlich durch ein großes Unglück genommen oder durch Krankheit eingeschränkt wird.

Ewiges Leben, bewusst, in einem einzigen menschlichen Körper, ist für mich persönlich eine Horrorvorstellung. Sterben und Vergehen bietet Raum für Neuwerdung und Verwandlung. Dann kommt der Tod als Freund.

Menschen hoffen schon immer auf ein ewiges, körperliches Dasein. Wie würden sie sich im Schlaraffenland langweilen, wo Überfluss herrscht und schöne Eintönigkeit?! Die Juden und andere Glaubensgemeinschaften warten bereits seit ewigen Zeiten auf den Erlöser, den Messias, der das Gleichgewicht und die Gerechtigkeit auf dieser Welt wiederherstellt.

Für mich sind Überlegungen vom materiellen Paradies auf Erden Utopie. Dieses Paradies befindet sich auf einer anderen, geistigen Ebene. Dort, wo es weder Tod noch Krankheiten gibt, nur ewige Glückseligkeit, von der alle Propheten, Dichter und Denker schrieben.

Ich freue mich, wenn ich meinen alten Körper irgendwann ablegen darf und auf mein Zuhause bei Gott, ganz egal wie das aussehen mag. Sind wir nicht alle wie die Schmetterlinge? Den alten Kokon abstreifen, der uns solange gequält hat und mit offenen Flügeln dem Licht entgegen fliegen!  

Wir alle haben vergessen, woher wir einst kamen, doch manchmal scheint uns eine vage Erinnerung mitten ins Herz hinein.

Auch, wenn ich „nur“ als winzige Spur wieder ein Teil des Ganzen werden sollte, und die Persönlichkeit meines jetzigen Lebens sterben wird, wie alle davor, vertraue ich darauf, dass meine Ur-Seele in ihrer Einzigartigkeit erhalten bleibt.

Immer wird das, was Gott für alle Menschen nach dem Tod vorgesehen hat, sinnvoll und gut sein.

Nach Hause gehen

William Adolphe Bouguereau 1825-1905

Wir sind geblieben,
ließen dich nach Hause gehn,
nun stehn wir hier im Regen,
allein lässt du uns stehn
mit unsrer Trauer,
weil wir nicht begreifen,
dass dein Seelenreifen
vollzogen.

So bist du uns entflogen,
wie ein Vogel aus dem Käfig flieht,
wenn er fern das Sonnenlicht
am Himmel sieht.

Die liebsten Wünsche
begleiten deine Reise
und du wirst leise
schwebend deine Seele heben,
um zu erreichen deiner Sehnsucht
unendliches Streben.

Wirst du verbunden sein
mit dem, der deinen Namen rief,
dann schlafe sanft in seinem Arm und tief.