Der Lichterglanz erwacht in Stadt und Land; versunken war im Nebelmeer der Nacht, das, was gewählt von Menschenhand, im Schlaf sich dunkel, schwerelos befand.
Ich seh die Häuserzeilen, Dach für Dach - sie reihen sich, wie Bienen Waben bauen, und unter jedem findet man ein „Ach“, das ohne Liebe ist und Selbstvertrauen.
Bewusst verirrt, durch viele Illusionen; weil Ziele hier auf Erden unerreichbar sind, wird die Erkenntnis in den Köpfen wohnen, dass man im Leben nur auf dem Papier gewinnt.
Foto: Gisela Seidel – Goethe und Schiller Denkmal in Weimar
Beim Betrachten der modernen Dichtung frage ich mich oft: „Was würden Goethe und Schiller dazu sagen?“ Ob Verswissenschaft oder Bauchgefühl: Poesie sollte einen gewissen Schönheitsanspruch an sich selbst stellen und nicht nur wie ein „Brainstorming“, wenige, für Uneingeweihte nicht erklärbare, oft sogar unschöne Worte beinhalten.
Hier möchte ich Immanuel Kant zitieren, der u. a. folgende Aussage machte: [..] In der Dichtkunst kann sich das Vermögen ästhetischer Ideen „in seinem ganzen Maße“ zeigen [..] oder weiter [..] Die Dichtkunst verdankt fast gänzlich dem Genie ihren Ursprung und nimmt den obersten Rang unter den Künsten ein.
Ist denn die ästhetische Urteilskraft, in der das Gefühl der Schönheit wurzelt, in der heutigen Gesellschaft nahezu verloren gegangen? Gibt es überhaupt ein objektives Prinzip des Geschmacks oder der Schönheit?
Schiller sah Kunst als Erlebnis. Er war der Überzeugung, dass nur DAS Werk schön zu nennen sei, das dieses Erlebnis der ästhetischen Freiheit auszulösen vermochte. In seinen Kallias-Briefen schrieb er: „…Schönheit ist Freiheit in der Erscheinung.“ Diese Freiheit gelangt uns dadurch zum Bewusstsein, dass wir nicht genötigt werden, nach einem Grund der Erscheinung zu fragen, der außerhalb des Gegenstandes liegt. Schön sei die Form, die sich selbst erklärt.
Man kann gewiss die Welt der Wissenschaft erlernen, was man mit Universitätsabschlüssen belegen kann. Menschen lieben derartige Zeugnisse, obwohl der Absolvent eines Germanistik-Studiums keine tiefgreifende Dichtung zustande bringen vermag, weil ihm das Gefühl dafür fehlt.
Ob die Dichtkunst den obersten Rang unter den Künsten einnimmt, kann ich nicht beurteilen. Zu Zeiten, in denen Kant gelebt hat, war die Dichtung etwas Erhabenes und viel mehr als nur ein Brotjob. Möglicherweise steht die Musik einen Rang darüber. Beides klangvoll zu vereinen ist eine große Kunst.
Taktgefühl vermitteln kann niemand, wenn man es nicht fühlt. Die Ästhetik ist in der modernen Lyrik leider größtenteils verloren gegangen. Da kann nichts mehr fließen. Da gibt es keine Sprachschönheit mehr, wenig Aussagekraft und keine Poesie.
Deshalb schreibe ich Gedichte und Gedanken in einer alten Form, obwohl manche denken, die sei obsolet wie ihre Schreiberin. Meine Gedichte mögen nicht in die Zeit passen, lassen mich jedoch fühlen, was mir in der modernen Schreibweise verborgen bleibt. Sie erschließt sich mir nicht.
Auch wenige Worte können viel aussagen. Verdichtete Gedanken sind das Konzentrat, mit dem Gott die Welt erschuf.
Ihr, die ihr noch im Geiste um mich seid, so nah und doch so fern, nur in Gedanken, als stumme Zeugen der Vergangenheit, ihr seid wie Wurzeln unlösbarer Ranken.
Gabt körperlich bedingten Sinn im Sein, um mich Gefahr in einem Hauch von Zeit, doch ohne euch da schwebte ich als Schein, so wie ein Stäubchen, welches ziellos treibt.
Ihr ward gewordenes Ziel, von Gott bestimmt, und ich vom Geist des Lebens wachgeküsst; der Heimat fortgerissen, war ich Kind, platziert im Körper eines menschlichen Gerüsts.
Im Lebensauftrag inkarniert und ohne Sinn, tanzte ich schwebend meinen Drahtseilakt, unter mir, freier Fall mit stetem Wind, der an mir zerrte und vertrieb die Kraft.
So balancierte ich, verlor das Gleichgewicht, wohl aufgefangen, ging ich durch ein Tor, dahinter trat der Wahrheit helles Licht, wie eine Botschaft und Mission hervor.
Berufung ist des Daseins Sinn und Ziel, dem Geist zu dienen, der uns schuf, als Hilfe da zu sein, für den der fiel, die Seele öffnen, wenn Er in uns ruft.
Gerechtigkeit, dein Maß, wo ist‘s geblieben, was hat dich fortgetrieben? Bist du des Lebens Preis? Konnt‘ dich nicht immer halten, dein waagerechtes Walten, es glitt mir aus dem Gleis.
Die Schalen deiner Waage in Harmonie zu bringen, sie halten, soll gelingen. – Kein menschliches Geschick! Denn dein Gewand der Wahrheit, in leidvoll süßer Klarheit, nimmt den globalen Blick.
Kurzsichtig ist das Leben, sieht nicht die finstre Brücke; besorgt sein Haus zum Glücke, noch in der Tageszeit. Hört nicht des Todes Lachen, wenn er mit seinem Nachen am Abend steht bereit.
Betrunken von den Worten vieler Stunden, die im Gedankennetz sich fangen, die Welt verlassend, schwindlig drehend, runden, in einer Sphäre tiefer Freiheit landen.
Die Sprache überschlägt sich in der Welle, als inspirierender Impuls und Reaktion, die leere Blätter füllt, in einer Schnelle, als seelentief erwachte Kreation.
Es schreiben mit, die Geister der Epochen – Gedankenfreiheit aufs Papier gebannt. Sie klagten an, sie träumten und sie hofften, der Geist der Fantasie, er ging voran.
Kommt der Schöpfer allem Sein entgegen, schenkt er diesem Sonnentag den Segen, öffnen sich die Blühten nach dem Licht, das sich an des Lebens Schatten bricht.
Mit dem Dichten schwebender Gedanken, tasten Worte sich, wie grüne Ranken, sind Verdichtung hier, wie ein Gebet, das in Dankbarkeit zum Himmel schwebt,
Möchte mit viel Tiefe weitergeben, Worte, die geschenkt sind meinem Leben.
Singen möcht‘ ich, helle, reine Töne,
in die missklangreiche Welt hinein.
Möcht‘ ihr bringen, was den Geist verschöne,
Dur und Moll im Lied vereinen.
Wie die Vogelstimmen, die am Morgen
Tag und Sonne freundlich singend grüßen,
möcht‘ mein Lied, die allergrößten Sorgen
wandeln, dass sie schnell vergehen müssen.
Auf dem Blütenteppich bunter Träume,
unter Bäumen, deren Kronen rauschen,
soll die grenzenvolle Welt der Zäune
meinen hellen Liedern lauschen.
Die Akkorde möchten aufwärts schwingen,
wie die Wolken, die um Berge kreisen.
Augenschließend werden sie erklingen,
wie ein Schiff durch Wolkenmeere reisen.
Um ein notenreiches Werk zu singen,
hebt die Menschheit sich vereint zum Chor.
Bleibt es nur ein Traum? - Ein hehres Ringen
bringt das allerschönste Lied hervor.
Fühle berührungslose Nähe,
distanzlose Gedanken,die,
würdest du sie sehen,
wie dornenlose Rosen,
duftend um dich ranken.
Bruchteile von Sekunden,
mit einem Lächeln lieben –
so seelentief verbunden,
als stünd’s in einem heil’gen Buch geschrieben,
mit tausend Zauberworten,die,
wenn sie ausgesprochen an geheimen Orten,
die Herzensflammen bis in Ewigkeiten brennen ließen,
und dort verweilend,
würden sie den Jüngsten Tag begrüßen.
In den Unendlichkeiten
würden sie die neuen Morgen kränzen,
als kleine Sterne,
funkelnd, an den fernen Himmeln glänzen,
und sich, wie unsichtbarer Liebesregen,
auf die Geschöpfe dieser Erde legen.
Ahnst du mein unsichtbares Wangenstreicheln,
fühlst du die fessellosen Bande?
Möchte’ gerne deiner Seele schmeicheln,
bin ich doch deinen Weg zu glätten außerstande.
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