Ich sehe die Welt am Abgrund stehen, harrt dort aus mit wehenden Fahnen. Ich weiß, noch weiter darf sie nicht gehen, denn die Tiefe kennt kein Erbarmen.
Generationen liegen in ihr begraben, suchten Schutz durch weltliche Götter; gefallen sind nicht nur Krieger, es starben auch Fromme, Heuchler und Spötter.
Was gelebt, ist vergangen, zu Erde geworden - der Prozess ist nicht nur eine Fabel. Die Menschheit, im Elend neu geboren, baut auf Trümmern ein neues Babel.
Größer gebaut auf dem Friedhof der Welt, in vom Wind umkreisten Höhen; arglos sind sie, bis das Bauwerk zerfällt, begraben mit hämmerndem Dröhnen.
Machtkampf geht weiter – ein ewiger Krieg; Forschung schuf Selbsttötungsmaschinen. Atomenergie hat die Menschheit als Waffe besiegt und sie dafür als zu unreif beschrieben.
Wie die Lemminge stehn sie und warten darauf, dass zwischen Furcht und triebhaftem Verlangen der Erste über die Klippe geht, um Einsicht im Fall zu empfangen.
Die Poesie ist wie die Liebe,
sie kommt und geht nach einer Zeit.
Den tiefen Wunsch, dass sie doch bliebe,
hat sich das Schicksal einverleibt.
Die Verse sprühen und die Worte;
im Zauber fügt sich Reim an Reim,
erreichen des Vergessens Pforte
und gehn in die Geschichte ein.
Ein frommer Spruch auf Dichters Füßen,
ein edles Wort aus Herzens Grund,
lässt die Gedankenkraft genießen,
färbt ein das Grau so mancher Stund‘.
Verdichtet sind wohl tausend Worte,
mein Gott, das Dankgebet sei Dir!
Gedichte blüh‘n an lichten Orten,
den Gleichklang suchend, neben mir.
Wie ein Gedicht schuf Gott die Welt,
band ein, den Reimen gleich, den Klang,
der so verdichtet steigt und fällt,
einträchtig in des Rhythmus Gang.
Die Menschen suchen ziellos leidend,
wie Worte, die im Reim sich binden.
Ein Jeder will zu den gehören,
die sich im Einklang wiederfinden.
In spiritueller Verbundenheit mit der geistigen Heimat. intuitiv empfangen 2003, als ich zu schreiben begann.
Théodore Chassériau (1819 –1856) – Ein Engel betet im Garten
Beseelt von neuem Glück will ich dir schreiben, in manchen Reim versteckter Weisheit Sinn, vieles wird wie die Sphinx zwar groß und schön, doch umso rätselhafter bleiben, das Wort wird lenken deinen Weg zu Anbeginn; und während ich gedanklich mich im Vers verbinde, verrinnen die Sekunden visionär; ersehnend fühl’ ich lang vergangene Erdengründe – die Zeit, sie flog dahin, als ob‘s ein Lidschlag wär‘.
Bist Führer meiner Seele fehlend’ Hand, bin nur im Geiste das verborg‘ne Glied, hinter des Schleiers Anderwelten, unerkannt, bin ich Vermittler, spinne dir mein Lied.
Ich bleibe stumm, habe nur diese Zeilen, um dir zu sagen: Sinnend wart’ ich hier!
So sehr ein Wort verletzt, so sehr kann es auch heilen; bin nur gedankenweit entfernt von dir.
Du wirst es spüren: Wenn ich bei dir weile, vergessen wir gemeinsam Zeit und Raum, wenn ich vom Licht des Universums schreibe, verschmelzen Endlichkeit und Ewigkeit im Traum.
So, wie ein Wolkenband den Himmel ziert, so sollen die geschrieb‘nen Worte sein, Gedanken, wie von Engeln inspiriert, sie gehen tief ins menschlich‘ Herz hinein.
Der Lichterglanz erwacht in Stadt und Land; versunken war im Nebelmeer der Nacht, das, was gewählt von Menschenhand, im Schlaf sich dunkel, schwerelos befand.
Ich seh die Häuserzeilen, Dach für Dach - sie reihen sich, wie Bienen Waben bauen, und unter jedem findet man ein „Ach“, das ohne Liebe ist und Selbstvertrauen.
Bewusst verirrt, durch viele Illusionen; weil Ziele hier auf Erden unerreichbar sind, wird die Erkenntnis in den Köpfen wohnen, dass man im Leben nur auf dem Papier gewinnt.
Foto: Gisela Seidel – Goethe und Schiller Denkmal in Weimar
Beim Betrachten der modernen Dichtung frage ich mich oft: „Was würden Goethe und Schiller dazu sagen?“ Ob Verswissenschaft oder Bauchgefühl: Poesie sollte einen gewissen Schönheitsanspruch an sich selbst stellen und nicht nur wie ein „Brainstorming“, wenige, für Uneingeweihte nicht erklärbare, oft sogar unschöne Worte beinhalten.
Hier möchte ich Immanuel Kant zitieren, der u. a. folgende Aussage machte: [..] In der Dichtkunst kann sich das Vermögen ästhetischer Ideen „in seinem ganzen Maße“ zeigen [..] oder weiter [..] Die Dichtkunst verdankt fast gänzlich dem Genie ihren Ursprung und nimmt den obersten Rang unter den Künsten ein.
Ist denn die ästhetische Urteilskraft, in der das Gefühl der Schönheit wurzelt, in der heutigen Gesellschaft nahezu verloren gegangen? Gibt es überhaupt ein objektives Prinzip des Geschmacks oder der Schönheit?
Schiller sah Kunst als Erlebnis. Er war der Überzeugung, dass nur DAS Werk schön zu nennen sei, das dieses Erlebnis der ästhetischen Freiheit auszulösen vermochte. In seinen Kallias-Briefen schrieb er: „…Schönheit ist Freiheit in der Erscheinung.“ Diese Freiheit gelangt uns dadurch zum Bewusstsein, dass wir nicht genötigt werden, nach einem Grund der Erscheinung zu fragen, der außerhalb des Gegenstandes liegt. Schön sei die Form, die sich selbst erklärt.
Man kann gewiss die Welt der Wissenschaft erlernen, was man mit Universitätsabschlüssen belegen kann. Menschen lieben derartige Zeugnisse, obwohl der Absolvent eines Germanistik-Studiums keine tiefgreifende Dichtung zustande bringen vermag, weil ihm das Gefühl dafür fehlt.
Ob die Dichtkunst den obersten Rang unter den Künsten einnimmt, kann ich nicht beurteilen. Zu Zeiten, in denen Kant gelebt hat, war die Dichtung etwas Erhabenes und viel mehr als nur ein Brotjob. Möglicherweise steht die Musik einen Rang darüber. Beides klangvoll zu vereinen ist eine große Kunst.
Taktgefühl vermitteln kann niemand, wenn man es nicht fühlt. Die Ästhetik ist in der modernen Lyrik leider größtenteils verloren gegangen. Da kann nichts mehr fließen. Da gibt es keine Sprachschönheit mehr, wenig Aussagekraft und keine Poesie.
Deshalb schreibe ich Gedichte und Gedanken in einer alten Form, obwohl manche denken, die sei obsolet wie ihre Schreiberin. Meine Gedichte mögen nicht in die Zeit passen, lassen mich jedoch fühlen, was mir in der modernen Schreibweise verborgen bleibt. Sie erschließt sich mir nicht.
Auch wenige Worte können viel aussagen. Verdichtete Gedanken sind das Konzentrat, mit dem Gott die Welt erschuf.
Ihr, die ihr noch im Geiste um mich seid, so nah und doch so fern, nur in Gedanken, als stumme Zeugen der Vergangenheit, ihr seid wie Wurzeln unlösbarer Ranken.
Gabt körperlich bedingten Sinn im Sein, um mich Gefahr in einem Hauch von Zeit, doch ohne euch da schwebte ich als Schein, so wie ein Stäubchen, welches ziellos treibt.
Ihr ward gewordenes Ziel, von Gott bestimmt, und ich vom Geist des Lebens wachgeküsst; der Heimat fortgerissen, war ich Kind, platziert im Körper eines menschlichen Gerüsts.
Im Lebensauftrag inkarniert und ohne Sinn, tanzte ich schwebend meinen Drahtseilakt, unter mir, freier Fall mit stetem Wind, der an mir zerrte und vertrieb die Kraft.
So balancierte ich, verlor das Gleichgewicht, wohl aufgefangen, ging ich durch ein Tor, dahinter trat der Wahrheit helles Licht, wie eine Botschaft und Mission hervor.
Berufung ist des Daseins Sinn und Ziel, dem Geist zu dienen, der uns schuf, als Hilfe da zu sein, für den der fiel, die Seele öffnen, wenn Er in uns ruft.
Gerechtigkeit, dein Maß, wo ist‘s geblieben, was hat dich fortgetrieben? Bist du des Lebens Preis? Konnt‘ dich nicht immer halten, dein waagerechtes Walten, es glitt mir aus dem Gleis.
Die Schalen deiner Waage in Harmonie zu bringen, sie halten, soll gelingen. – Kein menschliches Geschick! Denn dein Gewand der Wahrheit, in leidvoll süßer Klarheit, nimmt den globalen Blick.
Kurzsichtig ist das Leben, sieht nicht die finstre Brücke; besorgt sein Haus zum Glücke, noch in der Tageszeit. Hört nicht des Todes Lachen, wenn er mit seinem Nachen am Abend steht bereit.
Betrunken von den Worten vieler Stunden, die im Gedankennetz sich fangen, die Welt verlassend, schwindlig drehend, runden, in einer Sphäre tiefer Freiheit landen.
Die Sprache überschlägt sich in der Welle, als inspirierender Impuls und Reaktion, die leere Blätter füllt, in einer Schnelle, als seelentief erwachte Kreation.
Es schreiben mit, die Geister der Epochen – Gedankenfreiheit aufs Papier gebannt. Sie klagten an, sie träumten und sie hofften, der Geist der Fantasie, er ging voran.
Kommt der Schöpfer allem Sein entgegen, schenkt er diesem Sonnentag den Segen, öffnen sich die Blühten nach dem Licht, das sich an des Lebens Schatten bricht.
Mit dem Dichten schwebender Gedanken, tasten Worte sich, wie grüne Ranken, sind Verdichtung hier, wie ein Gebet, das in Dankbarkeit zum Himmel schwebt,
Möchte mit viel Tiefe weitergeben, Worte, die geschenkt sind meinem Leben.
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