Drahtseilakt

Seiltanz – Karl Wilhelm Diefenbach (1851-1913)
Ihr, die ihr noch im Geiste um mich seid,
so nah und doch so fern, nur in Gedanken,
als stumme Zeugen der Vergangenheit,
ihr seid wie Wurzeln unlösbarer Ranken.

Gabt körperlich bedingten Sinn im Sein,
um mich Gefahr in einem Hauch von Zeit,
doch ohne euch da schwebte ich als Schein,
so wie ein Stäubchen, welches ziellos treibt.

Ihr ward gewordenes Ziel, von Gott bestimmt,
und ich vom Geist des Lebens wachgeküsst;
der Heimat fortgerissen, war ich Kind,
platziert im Körper eines menschlichen Gerüsts.

Im Lebensauftrag inkarniert und ohne Sinn,
tanzte ich schwebend meinen Drahtseilakt,
unter mir, freier Fall mit stetem Wind,
der an mir zerrte und vertrieb die Kraft.

So balancierte ich, verlor das Gleichgewicht,
wohl aufgefangen, ging ich durch ein Tor,
dahinter trat der Wahrheit helles Licht,
wie eine Botschaft und Mission hervor.

Berufung ist des Daseins Sinn und Ziel,
dem Geist zu dienen, der uns schuf,
als Hilfe da zu sein, für den der fiel,
die Seele öffnen, wenn Er in uns ruft.

Zufall

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Zur Gewährung zwingend ist die Kraft,
die vom Großen Geist durchdrungen Wege schafft.
Bitte, die so ungeheuer flehend im Gebet,
dass sie flügelgleich zum Himmel schwebt. 

Reine Wünsche, die der Gegenwart entfliehen,
weil sie sehnsuchtsvoll im hohen Geist gediehen;
schicksalshaft bestimmt, vom Menschen zu erfüllen,
auf so vielen Wegen zugeführt, um Gottes Willen. 

Genannt „Zu-fall“, der sich naht in menschlicher Gebärde,
‚fällt‘ von oben her – dient der Mission der Erde. 
Um den eignen Seelenkern mit Licht zu füllen,
wird er plötzlich Bild, entsteht im Stillen. 

Anzusehen, in der Hand zu halten, das Geschick,
ist des Schaffens und des Handelns Glück,
dabei nie die Herzen anderer zertreten,
um emporzusteigen, über alle, die da flehten.