Am Sonntag

Meine Mutter und ich, 4 Jahre alt, 1957
Es gab manch helle Sonntagmorgen,
an denen ich zum Spielen ging.
Die Luft war rein, es blieb verborgen,
was über mir in Schwere hing.

Geöffnet waren Herz und Seele;
streckte die Arme aus nach Leben.
Ein frohes Lied floss aus der Kehle,
dem Hof und Garten galt mein Streben.

Im Sonntagskleid und weißen Strümpfen,
mit feinen schwarz lackierten Schuhen,
gab’s manchen Tadel, lautes Schimpfen,
wenn ich’s beschmutzte durch mein Tun.

Im Garten durch die Felder gehen,
und die Insektenwelt betrachten,
schaukelnd die Welt von oben sehen,
wie Wolken ziehn und Schatten brachten.
Des mittags roch es aus der Küche
nach Klößen und nach Schweinebraten,
die Schwaden sonntäglicher Gerüche,
zogen sich weit bis in den Garten.

Mit Vorsuppe und Schokopudding
wurde der Sonntag zelebriert;
saß müd gegessen auf der Bank,
nachdem die Reste abserviert.

Es gab statt Fernsehen Radioklänge
und Sportreporter, die dort schrien;
Redeverbot – im Raum die Enge –,
wollt‘ nur in meinen Garten fliehen.

Autor: Gisela

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12 Gedanken zu „Am Sonntag“

  1. Was für wunderschöne Erinnerungen und Fotos Du Dir bewahrt hast. Es waren glückliche Zeiten, die solltest Du immer in Deinem Herzen bewahren. Liebe Grüße, Marie

    1. Liebe Marie, Nostalgie ist nicht immer nur eine krankmachende Erinnerung an damals, sie bringt auch schöne Stunden zurück, die man nicht vergessen wird. Danke für Deine freundlichen Worte und liebe Grüße, Gisela

    1. Ja, da war meine Welt noch in Ordnung, liebe Elisa. Besonders hübsch, die selbstgestrickten Sachen. Meine Mutter hat damals alles selbst gemacht. Liebe Grüße, Gisela

    1. Guten Morgen, lieber Reiner. Ja, damals drehte sich meine Welt noch anders. Ich fühlte mich wohl in meinem von Mutter gemachten Kleidchen. Liebe Grüße, Gisela

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