Es dünnt sich merklich der Kalender, der letzte warme Monat flieht mit Kühle, bringt Frische in die luftigen Gewänder, der Regen zaubert leere Liegestühle.
Das Meer liegt grau; der Strand, leer, wie gefegt, wo Korb an Korb in Richtung Wasser stand. Die Promenade, einzeln, nur mit Schirm belebt – im Regen holt sich niemand Sonnenbrand.
Die Wolken ziehen schnell, wie die Gezeiten. Die Möwen kreisen über leeren Tischen, wo kreischend sie um karge Nahrung streiten und mit viel Glück ein wenig noch erwischen.
Fischbuden schließen – leer sind die Gestade, der Strand noch voll von Hinterlassenschaften, der Vielen, die die liebenswerte Lage des Orts bereichert und vermüllt zurückgelassen.
Die Schönheit in der Einsamkeit des Strandes zu sehen – Bilder in sich festzuhalten, die Elemente strömenden Verbandes, vertraut, weit fort von menschlichen Gestalten.
Wo Wellen gleiten schon seit Ewigkeiten, kommen und gehen, ohne stillzustehen; so ziehn auch wir durch dunkle, kalte Zeiten, um Licht und Wärme besser zu verstehen.
Spätsommer – Hans Andersen Brendekilde (1857-1942)
Der Sommer schreitet still, mit langen Schatten, sein goldener Glanz, verregnet und verhangen; wo ihn die letzte Hitze kühlte, hat Herbst angefangen, und Blattwerk liegt auf Straßen und Rabatten, die eingegrenzt in Parks von Wegen trennen, bepflanzt in bunte Sommerblumenfarben, doch nun erblasst und müde in der Wärme starben und die Vergänglichkeit beim Namen nennen.
Der Wind pfeift durch die Jalousien,
es stürmt der Herbst die halbe Nacht;
die heißen Sommerträume fliehen,
die Welt ist abgekühlt erwacht.
Die Muhme kehrt mit scharfem Besen,
und Oheim Frost deckt Blättergräber;
für das, was lebensvoll gewesen,
sind sie der Totenhemden Weber.
Die schwarzen Vögel kreisen wieder,
wenn feuchte Nebelschwaden ziehen;
krächzend lassen sie sich nieder,
um vor der Sturmgewalt zu fliehen.
Ihr hohes Haupt bizarr entblößend,
stehen die Bäume ringsumher;
demutsvoll und Furcht einflößend
ist das sturmdurchheulte Meer.
Weist auf lange Winternächte,
wenn der Herbst das Land erfüllt -
will Reim an Reim zum Kranze flechten,
zum herbstlichen Gedankenbild.
Zugedeckt mit schweren Schauern
war die Welt – der Sommer ging;
wusch die Hitze aus den Mauern,
kühlte sie zum Herbstbeginn.
In lebendig neuen Bildern
herbstlich wohlgewählter Farben,
wird er Sonnenkräfte mildern,
Sturm wird Wolkenfelder jagen.
Tief im Wald verstummt ein Röhren,
Hirsche von der Lichtung fliehen,
wenn sie Hund und Jäger hören,
ist die Schonzeit längst dahin.
Letzte Früchte lasst den Bäumen
und dem Strauch der Nüsse Zier;
durch die Tage geht ein Säumen,
Winterzeit steht vor der Tür.
Stürme, tobend Wetterrauschen –
herbstlich geht das Jahr dahin;
letzte warme Tage tauschen
Sommerstunden zu Beginn.
Lüfte wirbeln in den Morgen -
Arbeitswelt ist lang erwacht,
folgen ihren Alltagssorgen,
müd‘ bedingt und flatterhaft.
In den Gärten lila schauend
mancher Aster Blütenzier;
Wolken treiben, Regen brauend,
Blitz und Donner folgen hier.
Ball’n sich dunkelschwer zusammen,
Dünste, dichtgewob’ner Schleier;
Blitze hell am Himmel flammen,
sind der schwülen Luft Befreier.
Reinigende Lüfte zäumen
kräfteprüfende Gewalt;
nur gefestigt, wie die Bäume -
haben in sich selber Halt.
Wie die Blätter einer Rose
fallen Tage, welk geworden,
in den Schoß, aus dem sie kamen.
Heißt das: Sterben und Vergehen?
Heißt das nicht: Das Wiederkehren
eines stets verjüngten Urbilds?
Auch der Bäume leises Frösteln,
wenn das grüne Kleid des Sommers,
sich verfärbend, niederrieselt,
teilt der Mensch. Er teilt Ermatten
und ihr großes Einsamwerden
und das frühe Schlafengehn.
So auch teilt er ihr Geheimnis,
sich im Tode zu erneuern,
ew’gen Werdens Kleid zu weben.
Also steht es aufgeschrieben
auf den Blättern aller Bäume,
auf den grünen und den welken!
Ich gehe meinen Weg durch herbstliche Gefilde,
nicht etwa durch die Landschaft, nur im Bilde,
das Rascheln unter meinen Schritten lauschend,
hör‘ ich, wie Winde durch die Bäume rauschen.
Die Frische streift den Hals und senkt die Glieder,
nach Wärme suchend, in die Taschen nieder.
Gesenkten Kopfes über Bürgersteige eilen,
voran zum Platz der Wärme – dort verweilen.
Bei einer Tasse Tee oder Kaffee sinnieren,
aus dem Café heraus den Alltag spüren.
Die Menschen kommen oder gehen sehen,
die mir so fremd – unsichtbar dort zu stehen.
Von allem losgelöst, vom Außen eingeweiht,
dem Leben abgewandt, schiebt sich die Zeit,
so wie ein Deckel auf den Sarkophag,
damit ich eingeweiht das Innen spüren mag.
Die Morgensonne färbt die Welt in Licht,
wenn sie erneut durch dichte Wolken bricht.
Vertreibt die Nachtgestalt am Horizont,
bringt warme Farben, die das Leben sonnt.
Wie Sonne sich die Wege gülden malt,
den Herbst mit sanftem Glanz bestrahlt,
so wird die Welt in sonnenfernen Zeiten,
auf malerischen Strahlen durch die Kühle gleiten.
Gesegnet sinkt die Stunde uns hernieder,
in der wir müde, und wir ruhen wieder,
bis wir die Welt mit hellen Augen sehen,
im Lebenskreislauf wiederauferstehen.
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