Außen und Innen

Quelle: Pinterest
Ich gehe meinen Weg durch herbstliche Gefilde,
nicht etwa durch die Landschaft, nur im Bilde,
das Rascheln unter meinen Schritten lauschend,
hör‘ ich, wie Winde durch die Bäume rauschen.

Die Frische streift den Hals und senkt die Glieder,
nach Wärme suchend, in die Taschen nieder. 
Gesenkten Kopfes über Bürgersteige eilen,
voran zum Platz der Wärme – dort verweilen. 

Bei einer Tasse Tee oder Kaffee sinnieren, 
aus dem Café heraus den Alltag spüren.
Die Menschen kommen oder gehen sehen,
die mir so fremd – unsichtbar dort zu stehen.

Von allem losgelöst, vom Außen eingeweiht,
dem Leben abgewandt, schiebt sich die Zeit,
so wie ein Deckel auf den Sarkophag,
damit ich eingeweiht das Innen spüren mag. 

Sonnenferne Zeiten

Peder Mørk Mønsted (1859-1941)
Die Morgensonne färbt die Welt in Licht,
wenn sie erneut durch dichte Wolken bricht.
Vertreibt die Nachtgestalt am Horizont,
bringt warme Farben, die das Leben sonnt.

Wie Sonne sich die Wege gülden malt,
den Herbst mit sanftem Glanz bestrahlt,
so wird die Welt in sonnenfernen Zeiten,
auf malerischen Strahlen durch die Kühle gleiten.

Gesegnet sinkt die Stunde uns hernieder,
in der wir müde, und wir ruhen wieder,
bis wir die Welt mit hellen Augen sehen,
im Lebenskreislauf wiederauferstehen. 

Nebel

überzieht das Land mit feuchten Schleiern,
verbirgt den Weg, der vor uns liegt.

Silhouetten lassen die Ferne erahnen,
Scherenschnitt-Bäume,
Zweige, so zart und gebrechlich,
doch stark im Wind.

Gnädiger Weichzeichner der Natur,
versteckst Arges unter grauen Tüchern,
verlangsamst unsere sicheren Schritte,
schaffst unscharfe Blicke
durch verminderte Transparenz.

Unwegsamkeit des Lebens
im gefilterten Licht -
Erinnerungen an den Herbst.

Ich wünsche allen Lesern einen schönen Sonntag !

Herbst-Impressionen

Quelle: Pinterest
Der Himmel ist bedeckt 
und Regen rinnt,
der Boden nass befleckt
bevor der Guss beginnt,
und an den Fenstern
nässen Tropfen Scheiben.

Wie feuchte Herbstgespenster
Spiele treiben!

Mit Wolkendecken ist die Welt verhangen,
das Leben trägt ein tristes Kleid.
Der Sommer ist schon lang vergangen,
und in den Zweigen ruht die Zeit. 

Herzlichkeit

Herbst-Vision – Victor Prouvé (1858-1943)
Sie können in die Ferne sehen,
von schlanken Birkenzweigen,
sie sehn die alte Welt verblühn,
schaukelnd im Jahresreigen. 

Die Krähen ziehen ihre Kreise,
verwaist sind schon die Felder;
das Jahr geht auf Erholungsreise,
das Laub wird braun und gelber. 

Die Gärten sind längst keine mehr,
nur kurzgeschorener Rasen,
Ein Blatt darauf scheint hier verquer,
Beton ziert die Terrassen. 

Natur geht fort im Bau der Welt,
künstlich, das neue Denken;
gebt Herzlichkeit zurück, sie fehlt,
der Große Geist wird’s lenken.

Im Vorübergehen

Die Eilenden, ich seh sie ziehn, 
vorbei mit regungslosen Mienen,
auf grauer Straße gehn sie hin,
um sich mit Tatkraft anzudienen.

So gehn sie ihre Wege, schwer,
zum Brot-Job, der doch nur gebracht
vielleicht ein paar Geldscheine mehr
und finstren Sinn, der selten lacht. 

Sie schwärmen aus und kehren heim,
so müd, wie sie gegangen sind.
Auf ihren Seelen liegt ein Stein,
macht sie für Alltagsträume blind.

Und breiten sich die Blätter aus,
wie bunter Teppich unter Bäumen,
dann schimpfen sie über den Graus
und lassen totes Blattwerk räumen.

Für jene, die vorübergehen:
Hebt doch den smartphone-leeren Blick.
Der Herbst ist majestätisch schön!
Schön sein kann auch das Glück der Pflicht!

Regenschauer

Wie’s prasselt, hämmert, schüttet
und an den Scheiben rüttelt;
die Tropfen fallen nieder,
schlagen ans Glas und wieder
steht lang ersehnter Regen,
auf Dächern und auf Wegen.

Der Marktplatz ist verlassen,
und über nassen Straßen
gehn Blitz und Donner nieder,
flüchtig, doch immer wieder,
versickern Regenmassen, 
wo‘s die Kanäle fassen.

Ich stehe an den Scheiben,
beschau das nasse Treiben.
Verkürzt sind unsere Tage,
die Kälte wird bald Plage.
Wärme wird fortgeschwemmt,
nichts, was das Frieren dämmt.

Herbst

Die Tropfen fallen, und ich bin froh,
über den Regen sowieso,
und über die herbstliche Milde,
im braun-gelben Blättergebilde.

Auf „Pause“ im Wachstum eingestellt,
zeigt das Jahr die Reste der blühenden Welt.
Schon raschelt es unter den Füßen;
der Herbst lässt im Jägerwams grüßen.

Mit Halali reitet er durchs Feld,
verzaubert farblich die Heimatwelt,
Alles bunt Bemalte fliegt mit dem Wind,
vergangen, wie auch die Zeit verrinnt. 

Fuchs und Hase huschen geschwind in den Bau,
wie Gewehre klingts im Gewitter Radau,
man hört nicht das Sterben der Tage,
und der Mensch, er stirbt mit, all die Jahre. 

Herbst-Impressionen

Hans Andersen Brendekilde (1857–1942)

Man schmeckt den Herbst,
er schmeckt nach Haselnüssen,
nach Pflaumenkuchen und nach Apfelküssen,
nach Butterbirnen und Erinnerungen,
den – selbst im Alter unzerstörbar jungen.

Man riecht den Herbst,
er riecht nach letzten Rosen,
nach bunten Astern und nach Herbstzeitlosen,
nach Rauch und Feuer auf Kartoffelfeldern,
nach Pilzen, selbst gesucht in Heimatwäldern.

Man sieht den Herbst,
er prangt in allen Tönen
und will mit Früchten Mensch und Tier verwöhnen,
man hört sein Lied und spürt die festen Bande,
die man als Kind geknüpft zum Heimatlande.

Otto Daschowski

Herbststurm

Bild von holdosi auf Pixabay

Es türmt der Sturm die Wolken auf,
und rüttelt an den Bäumen,
ein Regentag nimmt seinen Lauf,
der Mensch erwacht aus Träumen.

An Fensterscheiben, tropfenschwer,
rinnt früh der erste Schauer.
Die Welt scheint einsam, vogelleer,
und muss sich selbst bedauern.

Wo noch der Blüten letzte Pracht
bis in den Herbst geschoben,
kam nun der Wind, hat über Nacht
den bunten Flor zerstoben.

Bald eilt vorbei, was zwingend muss,
vom Rückenwind getrieben.
Die Straße scheint ein grauer Fluss,
das Wetter windbetrieben.