Wandel der Welt

Die Welt ist noch nicht reif für einen Wandel,
auch, wenn der Schierlingsbecher ihr gereicht;
wird sie ihn trinken, ist ihr bitt’rer Handel
mit Tod und Teufel auf Verlust geeicht. 

Die Wahrheit ist ein grauer, schwerer Schleier,
nicht, wie der Nebel, der am Morgen wallt;
er löscht die Hoffnung, legt sich auf ein Feuer,
auf das ein Wasser voller Zweifel schwallt.

Die Sünde hat sich selbst als ‚gut‘ beschrieben,
wie eine stolze Rose steht sie da,
die ihre Dornen in die Welt getrieben,
denn jede Lüge macht sie blutend wahr. 

Die Seelen, die im stillen Leid geweckt -
die Wahrheit schwer an ihren Zweifeln nagt,
lüften den Schleier, der das Licht versteckt -
der Glaube Freiheit siegend ihnen tagt.

Kopflos

Paul Delaroche (1797-1856) – Enthauptung Jane Grey
Wenn mal das Leben Hürden baut,
die hindern dich beim Gehen,
denk dir, nur der zu gehen sich traut,
kann Daseinsangst bestehen.

Wenn an der Ecke, nebenan, das Böse steht,
und du hast Angst, dass es dich hält
und nie mehr von dir geht;
fühlst dich gefangen, unbeweglich, taub,
von aller Freiheit, die im Kopf dir blieb, beraubt,
dann mach den ersten Schritt, 
hinaus aus diesem Geleis,
geh hin, wo dich kein dunkel-böser Geist
in seinen Klauen hält auf dieser Welt,
trag aufrecht deinen Kopf, bevor er fällt. 

Fühl die Besessenheit in deinem Lebensplan,
zweig ab von deinem Tun und deinem Wahn.
Das, was du suchst, liegt seit Geburt in dir,
zeigt dir den Ausweg, die gebotene Tür.

Sollst nicht den Kopf verlier‘n für eine Illusion;
leb‘ Eins mit Gott, nimm geistig reichen Lohn. 

Schwarzer Vogel

Quelle: Pinterest

Mich streift der schwarze Vogel der Vergangenheit, berührt mein Herz und wo Gedanken meine Seele schrecken, da ist’s wie ein Erkennen, ein Erwecken, denn sie gehört zu mir für alle Zeit.

Zur Bildung war mir Leid der Lehrer; bei jedem Fehltritt schmerzte es in dunklen Zeiten. Doch nur um diese Schwärze einst in goldnen Glanz zu hüllen, zur Blüte meiner Seelenbildung.

Wurde mir Kunst, den rechten Schritt zu finden; das rechte Handeln wurd‘ in mir zur Religion.

Es gilt, die Welt im Gleichgewicht zu halten, damit sie nicht aus Takt und Rahmen fällt, und jede Krankheit kann Geschichten malen, ist Ausdruck menschlicher Missachtung der Natur;

Erde ist Schule – das Leben schreibt die Noten, gute, schlechte, für eine aus dem Takt geratene Partitur.

Man lernt nur durch Vergleiche, die man findet. Erfahrungen von Licht und Schatten, Krieg und Frieden. Wir wählen zwischen Gut und Böse, lieben oder hassen, versuchen zwischen Schmerz und Hochgefühl, den rechten Weg im Seelenkampf zu wählen.  

Auf dieser Erde wird es nicht gelingen, Vollkommenheit zu finden, die global uns Frieden gibt. Wir können nur im eignen Ich beginnen, den Käfig öffnen, damit der schwarze Vogel endlich von uns fliegt.

Gut und Böse

Das Gedicht der Seele; Der böse Weg. Gemälde von Anne Francois Louis Janmot (1814-1892)

Wir binden uns an Menschen,
die wir still verehren,
vertrauen blind den Worten,
die sie uns bescheren.

Und keine Schatten,
die Vertrauen töten,
nehmen wir wahr
und Vorsicht wird vonnöten.

Manipuliert,
von Falschen oft bekehrt,
folgen wir dem,
was keinen Glauben wert.

Den Wolf im Schafspelz
gilt es aufzufinden;
nur schnelle Umkehr führt
uns dann zu sich’ren Gründen.

Enttäuscht und traurig
wird uns manchmal klar,
dass das vermeintlich Gute
doch das Böse war.

Böse Zeitgeister

Ivan Yakovlevich Bilibin (1876-1942)

Die schwarzen Reiter am Horizont,
sie wurden vom Zeitgeist empfangen,
blickten voll Gier auf das Erdenrund
und stillten dort ihr Verlangen.

Sie hetzten das Volk durch Stadt und Land,
damit war Geschichte geschrieben,
dem Bösen dienend, in satanischer Hand,
kaum jemand konnte entfliehen.

Länder verbrannt, die Stimmen verstummt,
die zuvor den Herzlosen zollten,
Millionen Tote im Erdengrund,
weil Zeitgeister es so wollten.

Die Taten grausam! Soldatenpflicht?
Wie wird denn Gott dies bemessen?
Gut oder böse? Menschliche Sicht?
Hat der Mensch den Maßstab vergessen?

Mühle des Lebens

Jacob Hendricus Maris (1837 -1899)

Die Lebensmühle dreht und windet,
mahlt uns das Korn der vielen Stunden;
was noch die Spreu am Weizen bindet,
trennt jetzt die Güte der Sekunden.

Im roten Himmel backt man Kuchen,
von unsrem wohl gemahl’nen Mehle,
die schlechten Dinge, die wir suchten,
sind bitter für die Menschenseelen.

Und ist der Kuchen gut geraten,
wird Christus ihn mit Kerzen schmücken,
und alle Engel stehn und warten,
zu kosten ihn in süßen Stücken.

Dann hat der Himmel off’ne Türen,
ein Hoch dem edlen Müllersmann,
darf Qualität im Zeichen führen,
das nur ein Guter führen kann.