Weltenzeitenwende

von Ephides

Quelle: Pinterest

Du, einer wirren Zeit verirrt Geschlecht,
schau hin – am Horizont die schwarzen Reiter!
Noch schattengleich, doch näherkommend schon,
umzingeln dich des Dunkels wilde Streiter!

Dir war das Dunkel oft willkommen doch,
in seinem Schutze reiften deine Taten,
und seinem Flüstern gabst du gern Gehör.
Nun sieh – es sprießen deiner Taten Saaten!

Was zitterst du und kannst es nicht ertragen?
Du warst doch mutig sonst, wenn’s anders galt!
Das deinen Zwecken dienstbar war, das Dunkel,
sieh jetzt in seiner wirklichen Gestalt!

Und fühl der alten Erde fiebernd Beben,
und wanken sieh das Haus der Wissenschaft,
und stürzen sieh der Menschheit heil’ge Güter
und mit sich reißen deine beste Kraft!

Denn plötzlich ist das Dunkel überall,
das nun zerstörend gegen dich sich wendet.
Des Horizontes schwarze Reiter sind
das Böse, das du selbst einst ausgesendet.

Doch Gnade lässt das Dunkel vor dich treten,
dass du’s erkennst, erkennend dann erlöst.
Drum trag der Liebe Fahne ihm entgegen,
dass du erlösend auch dich selbst erhöhst!

Denn angelangt bist du, verirrt Geschlecht,
an deiner wirren Wege jähem Ende.
So geh zurück in dich, und hol aus dir die Kraft,
und wirk die große Weltenzeitenwende!

Schwarze Reiter

Die apokalyptischen Reiter – Albrecht Dürer (1471-1528)
Mit wehenden Mähnen seh ich sie galoppieren,
die schwarzen Reiter über das Land.
Trennen all jene, die ihre Seele verlieren, 
deren Selbstsucht zerriss das geistige Band.

Die nur etwas fühlen, wenn sie andere quälen,
steigern ihre Potenz, wenn sie Böses verrichten.
Auf ihrem Weg kann niemand die Toten zählen,
sie spüren nicht, dass sie sich selbst vernichten. 

Der ‚Große', ein Denkmal in Stein geraten -
was bleibt ist ein Bild mit historischem Sinn,
sind kalt, wie die menschenverachtenden Taten,
mit leeren Augen, starr, ohne Leben darin.

Sie quälten die Welt und die Völker darauf,
einst werden die Menschen nach ihnen fragen.
Die Reiter mähten in galoppierendem Lauf -
die ‚Riesen‘, wie verschwindend klein sie doch waren!

Sie hatten Alles – doch verschwand es im Nichts!
Die Leiber unter zerstörten Gemäuern begraben,
die Steine in Stummheit halten Gericht,
Gott lauscht den Rufen und tausend Klagen.

Nicht nur ihre Taten, was zu tun sie versäumten,
ließ zuerst das Herz, dann sie selbst erstarren.
Wurden zu Steinen, die mit verlorenen Träumen,
in der Weltzeit versunken, unfruchtbar waren. 

Böse Zeitgeister

Ivan Yakovlevich Bilibin (1876-1942)

Die schwarzen Reiter am Horizont,
sie wurden vom Zeitgeist empfangen,
blickten voll Gier auf das Erdenrund
und stillten dort ihr Verlangen.

Sie hetzten das Volk durch Stadt und Land,
damit war Geschichte geschrieben,
dem Bösen dienend, in satanischer Hand,
kaum jemand konnte entfliehen.

Länder verbrannt, die Stimmen verstummt,
die zuvor den Herzlosen zollten,
Millionen Tote im Erdengrund,
weil Zeitgeister es so wollten.

Die Taten grausam! Soldatenpflicht?
Wie wird denn Gott dies bemessen?
Gut oder böse? Menschliche Sicht?
Hat der Mensch den Maßstab vergessen?