Duftig

Bild von Micha auf Pixabay
Schneeglöckchen läuten den Frühling ein,
weiß blühend stehn sie in dichten Reihen,
durchdringen die kalte Erde mit Kraft,
zierlich und rein – gar zauberhaft. 

Die Wiesen werden lila geschmückt,
das alte Laub wird zur Seite gerückt,
damit duftige Krokos Blüten zuhauf,
das noch schlafende Grün beleben darauf.

Zirpende Meisen durchqueren die Luft,
genießen den milden Vorfrühlingsduft;
hüpfen und springen auf grünenden Zweigen,
verharren kurz in den knospenden Reihen, 

grüßen den Tag und die Sonnenstrahlen,
die die dunkle Welt bunt und heller malen.
Die ersten Gänseblümchen erwachen,
zaubern den Menschen, die sehen, ein Lachen. 

Noch verschlossen, wie der Duft der Pflanzen,
ist das Leben bereit in den Frühling zu tanzen,
vom abgestorbenen Alten befreit,
macht sich Totgeglaubtes zum Leben bereit. 

Tauwetter

Maler unbekannt (Signatur nicht lesbar)
Der Winter schmilzt in warmen Händen,
vom Tau berührt liegt er im kalten Bett.
Der Februar steht vor der Tür und wenden
wird sich im März der Eisige und geht. 

In kalten Nächten glitzern Eiskristalle,
beleuchtet von der kühlen Sternenpracht;
sie funkeln, wie ein Diamant für alle,
die ihre Botschaft lesen in der Nacht. 

Der Frühlingsahnung schicksalhaftes Keimen, 
das leise, wie ein stilles Mahnen weht,
tanzt mit der Hoffnung unter Weltenbäumen,
von weisen Schicksalsgöttinnen ins Land gesät. 

Hartes Landleben

Hans Andersen Brendekilde (1857-1942)

Wintermüde war die Landschaft
und die Lager leer gegessen. –
Karge Äcker! Stark und standhaft
waren die Alteingesess’nen.

Heimatlich ruht Dorf und Scholle.
Erde, die uns reich gemacht!
So auch ruhte manche Knolle,
in der Nebelfelder Pracht.

Sturmes Zeiten kamen wieder,
fegten durch den Wolkenpfad,
machten müd geword’ne Glieder
alter Bauersleute schwach.

Und des Frostes letztes Mühen
trieb mit tödlich kaltem Herz,
hinderte des Lenzes Blühen,
und das Volk schrie himmelwärts.

Doch aus gnadenlosen Himmeln
regnete es glücksverloren.
Sonne ließ die Hoffnung schimmern,
als ein neuer Tag geboren.

Und die vielen Hoffnungsfrohen
weinten unter ihren Bäumen.
Heimaterde, trink die Tränen,
lass die Frühlingssterne träumen!