Herbstblätter

Sybille von Olfers (1881-1916) – Windchen

Wenn das Laubwerk fällt
ist so kühl die Welt.
Wie ein letztes Scheiden,
ist das bunte Treiben;
pendeln sich im Schwingen
hin zum Neubeginnen,
Blatt für Blatt im Wind.

Ewig neues Leben
ist der Schöpfung Streben.
Geben, wie die Bäume
tragen Frühlingsträume,
Ruhezeit und Frieden –
Menschen sei’s beschieden,
denn der Herbst beginnt.

Am Abgrund

Turmbau zu Babel – KI generiert
Ich sehe die Welt am Abgrund stehen,
harrt dort aus mit wehenden Fahnen.
Ich weiß, noch weiter darf sie nicht gehen,
denn die Tiefe kennt kein Erbarmen.

Generationen liegen in ihr begraben,
suchten Schutz durch weltliche Götter;
gefallen sind nicht nur Krieger, es starben
auch Fromme, Heuchler und Spötter.

Was gelebt, ist vergangen, zu Erde geworden -
der Prozess ist nicht nur eine Fabel.
Die Menschheit, im Elend neu geboren,
baut auf Trümmern ein neues Babel.

Größer gebaut auf dem Friedhof der Welt,
in vom Wind umkreisten Höhen;
arglos sind sie, bis das Bauwerk zerfällt,
begraben mit hämmerndem Dröhnen.

Machtkampf geht weiter – ein ewiger Krieg;
Forschung schuf Selbsttötungsmaschinen.
Atomenergie hat die Menschheit als Waffe besiegt
und sie dafür als zu unreif beschrieben.

Wie die Lemminge stehn sie und warten darauf,
dass zwischen Furcht und triebhaftem Verlangen
der Erste über die Klippe geht,
um Einsicht im Fall zu empfangen.


Früher

Quelle: Pinterest – KI modifiziert
In ein Jahrhundert gehn von anno dazumal,
das scheinbar schön und einfach war,
das Tagwerk härter nur, mit wenig Lohn,
ein müßig Ding, die Armut offenbar.

In tristen Hütten, strohbedeckt und klein
erhellte Kerzenlicht das dunkle Heim;
Geldadel, hoch zu Ross, einsilbig streng,
beherrschte das Gesetz im Land allein.

Nach Notdurft stank es in den Städten,
den Nachttopf leerte man auf Straßen,
statt im Kanal, wie wir ihn heute kennen,
roch es auf den urin-getränkten Gassen.

Das arme Volk ersann sich eigene Lieder,
die Kinder tanzten fröhlich Ringelreihen;
die Bauern hegten lang die reife Saat
und fuhren, wenn das Laub fiel, Ernte ein.

So golden war die Welt gefärbter Felder,
des Lenzes Blüten längst gereift und hin;
der letzte Apfel war gepflückt und selber
suchte man Wärme nach der Arbeit am Kamin.

Man schaffte sich an gelbbelaubten Plätzen
im Herbst ein kleines Stück Gemütlichkeit;
wenn vom Kastanienbaum die Früchte fielen,
dann war das Erntedankfest nicht mehr weit.

Es werde!

Bild mit KI erstellt
Mensch sein, dessen Unvollkommenheit
Aufgabe und Grund ist, hier auf dieser Erde
und als Arbeit an sich selbst zur rechten Zeit
groß im Wachstum sein des geistigen „Es werde!“.

Schwer passierbar sind so manche Werdegänge,
steil bergauf fällt Atemholen schwer im Vorwärtsschreiten.
Wer das Unvorhersehbare fürchtet in der Enge,
droht auf großen, spitzen Steinen auszugleiten.

Durchzuatmen unter schweren Alltagslasten,
und sie fortzuräumen, um den Blick aufs Glück zu schauen;
neue Pfade finden und nach vorsichtigem Tasten
diese hoffnungsfroh mit Blümlein zu bebauen.

Der schrei(t)ende Pfau

Bild KI gesteuert

Wie arm ist ein Mensch,
der alles hat an Reichtum und Macht,
nur Liebe nicht, weil er nur die Eigenliebe kennt;

wie parteiisch und egozentrisch ist ein Mensch,
der gesättigt von seinem Tun,
die Lanze bricht über Andersdenkende;

wie blamabel verhält sich ein Mensch,
der respektlos und voller Lüge über andere spricht
und jeden Satz mit „ICH“ beginnt;

wie eigensüchtig ist ein Mensch,
der Meinungen anderer beiseiteschiebt
und nur die eigene selbstherrlich lobt?!

Wie peinlich ist es ihm dabei zuzusehen,
wenn er ein Rad schlägt wie ein Pfau,
der keine Federn hat.

Wie unverständlich ist es, ihn gewähren zu lassen,
in seiner Einfalt, um wie ein Mitesser
an seiner Macht zu saugen.

Geistig tot ist ein Mensch,
der keine Ideale kennt, keine Gerechtigkeit,
der niemals hungrig ist nach Erleuchtung und wahrer Erkenntnis.

Er sonnt sich als Macher im goldenen Licht,
sieht aber nicht, wie elend und armselig er ist!

Heilig

Heiligsprechung Petersplatz – Quelle: Pinterest

Wenn Menschen eine solche Heiligsprechung erhalten, geht eine sogenannte Weihe voraus.
Damit will der Papst etwas Profanes in den Bereich des Heiligen tragen. Heilig heißt nicht weltlich, sondern vollkommen zu sein in den Augen der Kirche.

Als von der Kirche ernannter ‚Stellvertreter Gottes‘ ist der Papst demnach selbst ein Heiliger schon seiner Benennung wegen. Die hohe Geistlichkeit hat dem einfachen Volk von jeher weiszumachen versucht, von besonderer Reinheit zu sein. Man offenbarte ihnen, man stünde höher als sie, weil man belesener, gebildeter und von Gott ermächtigt sei, unlautere Dinge zu sehen und abzuwenden. Doch wie viele Teufel hausen gerade in den ‚heiligen‘ Stätten?! Man hurte trotz Zölibat herum, verging sich an Kindern, log und mordete, wann immer man es brauchte. Schon seit Gründung der katholischen Kirche haben die Päpste und deren Anhang durch Schein-Heiligkeit versucht ihre Anhänger zu manipulieren. Wenn ich sehe, wie sie heute noch Hände zum Gebet faltend durch die prunkvollen Hallen des Vatikans laufen, wird mir übel.

Leider ist auch heute noch ihre Fan-Gemeinde groß. Es ist so, als würden sie dem ‚goldenen Kalb‘ hinterherlaufen und es anbeten, als wäre Gott höchstpersönlich auf dem Balkon am Petersplatz. Sie bejubeln die Schein-Heiligkeit der Kirchenfürsten und sind wie verblendet von deren mittelalterlichem Erscheinungsbild.

Die Menschheit ist auch heute noch nicht schlauer geworden. Gutgläubig in Sachen Kirche war sie schon immer. Da wird ein 15-jähriger junger Mann, der 2006 an Leukämie starb, in einem gläsernen Sarkophag als Heiliger ausgestellt, nachdem sein Gesicht und die Extremitäten aus Silikon wiederhergestellt worden sind. 2019, als man ihn exhumierte, waren sie bereits verwest. Sein Herz wurde ihm schon zuvor herausgeschnitten und dient als Reliquie in der Kathedrale San Rufino in Assisi.

Am 7. September d. J. wurde er vom Papst heiliggesprochen, nachdem ihm der Vatikan zwei Wunderheilungen bescheinigte. Carlo Acutis, so hieß der junge Mann, war durch seine Internetauftritte als „Cyber-Apostel“ bekannt. Sein weiterer Spitzname „Influencer Gottes“ setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Aus dem heiligen Acutis wurde aufgrund seines Fachgebietes der Schutzpatron des Internets. Durch seine jugendlichen Missionierungen im Internet verlieh er der angestaubten katholischen Kirche einen modernen Glanz.

Die Heiligsprechung verlief in rasendem Tempo, in weniger als 20 Jahren. In dem Fall war das Heiligwerden eine teure Angelegenheit, die die Eltern bezahlt haben. Man schweigt. Vermutet werden bis zu 250.000 Euro. Ist das eine Art von Trauerbewältigung?! Für den Vatikan war es ein Politikum, diesen im Internet aktiven jungen Mann, der angeblich außergewöhnlich fromm war, erst selig und danach heilig zu sprechen. Um junge Menschen mittels Internet zu missionieren, kam Carlo Acutis der Kirche gerade recht, die diesen heutzutage als Ikone in Souvenirläden in Italien vermarktet.

Es war ein langwieriger Prozess, in dem Menschen auswerten mussten, ob Carlo Acutis zum Heiligen taugt. Dabei wurde das gesamte Leben der Person durchleuchtet, um jeden Makel aufzudecken. Die hellen und dunklen Seiten, sofern es solche gab, wurden beleuchtet.

Nach dem Tod mussten mindestens fünf Jahre vergehen, damit der Prozess zur Seligsprechung in Gang gesetzt werden konnte. Zur Seligsprechung braucht es ein Wunder, für die Heiligsprechung zwei. Genesungen, die unerklärbar sind zum Beispiel. Bei Carlo Acutis sind zwei dieser Phänomene bekannt. Er selbst litt an einer aggressiven Form der Leukämie; bis zu seinem Hirntod vergingen nur wenige Tage. Ihm wurde kein Wunder zuteil.

Aufgrund seiner Ansichten war Carlo Acutis sicher außergewöhnlich. Er schwärmte als 15-jähriger von Eucharistiewundern, riet seinen Mitschülern von Pornos ab und erklärte, die Jungfrau Maria sei die einzige Frau in seinem Leben.

Mit dem Akt der Heiligsprechung demonstrierte die katholische Kirche mit viel Prunk und Augenwischerei die Macht, aus einem toten Teenager einen Heiligen zu machen.

Jubelnde Massen und manipulierte Mitläufer; Menschen, die fasziniert zum Papst aufblickten!

Zum Schluss angemerkt die Trauerfeier für den ermordeten ultra-rechten Charlie Kirk, die wie eine Heiligsprechung zelebriert wurde. Die Anwesenden liefen in einem fast hysterischen Gebet versunken durch die aufgewühlte Menge. Kirks Witwe warf sich trauernd jedoch tränenlos an Donald Trumps Brust. Eine ekelhafte Darbietung!

„Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen…“ Die Welt in der wir leben!

Goldene Herbstzeit

Quelle: Pinterest
Balkone brüsten sich gegen die Winde,
die bald erzittern in stürmischer Zeit;
sie rütteln an Bäumen, Wipfel und Rinde
streifen sie eilig, mal rau und mal weich.

Der Staub der Felder, er ist längst verflogen,
verwehte im gleißenden Hochsommerlicht,
und dort, wo reife Feldfrüchte wogten,
sind leer die Schollen mit Stroh vermischt.

Erste Schwalben ziehn Richtung Süden,
trennen sich früh von der kargen Natur.
Bald werden viele nach Afrika fliegen,
folgen dem Flucht-Trieb auf uralter Spur.

Dann wird sie kommen, die Zeit der Raben,
als würden sie krächzend Unheil bringen
und mit den vom Herbst gefärbten Gaben
die Zeit belasten mit unschönen Dingen.

Regengetränktes Herbstlaub wird fallen;
der September vergeht, seine Zeit fast verstrichen.
Golden, so sei der Oktober uns allen,
wenn auch das Grün vielfarbig verblichen!

Die Farbe Lila

Bild von Janusz Nowak auf Pixabay
Die Sonne verstärkt noch einmal ihr Strahlen
wie ein letztes Mal für längere Zeit.
Mit milderem Licht kann sie herbstlich malen,
streift ab das leuchtende Sommerkleid.

Die Wolken treiben anders am Himmel,
geballt zieht‘s vorbei, vor Azurblau und Licht.
Wie am Meer, so groß ist das Gewimmel,
das schneller als sonst zerfließend bricht.

Ein Lila trägt der Aster erstes Blühen
als Formation „Verwandlung“ im Gewand,
und nach des Windes stürmisch wildem Ziehen,
strebt sie als Zögling duftlos ihm voran.

Die Winterheide treibt in Nebelschwaden,
in unermüdlich reicher Pracht,
und auf noch sommerlich erhellten Pfaden
ist längst der Herbst gekommen, über Nacht.

Alltagsflucht

Bild von Caro Sodar auf Pixabay

All der Hast entfliehen,
die Eile der Menschen mit Abstand betrachten,
deren betriebsames Verschwinden in der Menge,
unfähig,
der Enge zu entkommen,
die sie bedrückt.

Die Gesellschaft,
mit all ihren Meinungen und Fragen –
oberflächlich und der Norm entsprechend;
den widerstrebenden Gefühlen
dieser scheinbar kalten Gegenwart,
deren quälende Entscheidungen
zwischen Wagnis und Niederlage,
der Stimme des Zeitgeistes folgt.

Sich loszusagen von den Vielen,
die ihre Sorgen verdrängen
durch betäubende Genüsse.
Böses Erwachen ignorieren,
das innerlich verbrennt
durch wachsende Unzufriedenheit,
in tödlich selbstgemachter Hölle.

In Einsamkeit und Stille zu sich selbst kommen!
Die Verworrenheit glätten durch Ruhe und Einsicht.

In der Seele,
wo die tiefen Empfindungen wachsen,
aufspringen auf den Zug des Verstehens,
der Entbehrungen leichter trägt,
der hilft,
Sorgen und Ängste zu durchfahren
in Hoffnung und Geduld,
um an der Endstation
Glaube und Liebe
anzukommen.