Sind dir geraubt des Lebens flücht’ge Gaben,
nachdem du Haus und Garten wohl bestellt,
und alle hohen Bäume, die Jahrzehnte waren,
der Axt gewichen, schonungslos gefällt?
Ist das genommen, was du tief empfunden,
ging Liebe fort aus deinem Lebensbild,
sind mit ihr deine Ziele hin, verschwunden
und letzte Spuren aus dem Herz gespült?
Hast du dich aufgegeben, fest entschlossen,
dein Dasein zu beenden, das dich plagt?
So schicksalshadernd, hat sich Frust ergossen,
dass du am Leben und am Leid verzagst.
Und allem Beileid tröstend Menschenwort,
das fiel von dir herab, als Unverstand.
Du wünschtest dich an einen anderen Ort,
an dem Verschwundenes nicht mehr verband.
Der stolze Baum steht auch mit kahler Krone,
erträgt im Lebenskampf des Sturmes Biegen,
damit er manches Vogelnest verschone,
wird sie mit letzter Kraft am Boden liegen.
Der Mensch allein hebt gegen sich die Hand,
will nichts aus Lebenskraft den anderen reichen;
sieht nicht der Bäume zugedachten Stand,
bereit, viel Frucht zu tragen statt zu weichen.
Der Erdball groß und wunderbar,
als Schule für die Menschheit gar;
die Himmel liegen weit.
Vom All herab, der Cherub Tanz -
die Welt hüllt sich in Lichterglanz
und stille steht die Zeit.
Der Garten Eden liegt verhüllt,
geblieben ist ein vages Bild,
von unberührter Welt.
Zwei Bäume stehn seit Anbeginn,
mit dem symbolisch tiefen Sinn,
wo Licht und Schatten fällt.
In jedem Herzen brennt ein Licht,
doch unsre Augen sehen es nicht;
die Liebe leuchtet hell.
Öffne dem Nächsten deine Tür,
dann spürst du: Gott, er öffnet dir
die seine, weit und schnell.
Bereit sein zur Nächstenliebe,
ihr dienen im Denken und Handeln,
das soll unser Dienst sein.
Es liegt nicht in unserer Macht,
jedem zu helfen.
Den Bedarf einer jeden Seele
kennen wir nicht.
Von höherer Weisheit durchdrungen,
von Naturgesetzen getrieben,
sind wir Ausführer der höheren Ordnung.
Werkzeug sein,
in der Hand höherer Mächte,
das ist unser Los auf Erden.
Das Leben war genügsam im Gefilde,
so wintermüde lag das alte Land.
Sehnsucht nach Wärme, Frühlingsmilde -
Väterchen Frost vertrieb’s mit kalter Hand.
Hilfeschreiend blieb fortan das Leben,
Leiber starr und frosterfüllt im Leid.
Es sollte keinen neuen Frühling geben,
nur Stürme wiederkehren vor der Zeit!
Im Land schreit tausendfaches Sterben,
da liegen Frau und Kind und Mann an Mann.
Statt Frühling kommen schwarze Schergen
und setzen alles gnadenlos in Brand.
Über den Städten wogen dunkle Dämpfe
aus Häusern, tausendfältig preisgegeben;
gar tausendarmig scheinen Tod, und Kämpfe
verachten jedes Dasein, jedes Leben.
Wie Donnerschläge grollen die Kanonen,
die Bäume schwarz, verbrannt im Rauch.
Wo sonst die Vögel in den Zweigen wohnen,
bizarr die toten Äste, ohne Laub.
Des Frostes Fesseln mögen Mächte sprengen,
die Werkzeug sind im freiheitlichen Sinn!
Da hilft kein Zögern, kein Verdrängen -
dann tauen Tränen, folgt ein Neubeginn.
Und unsre Erde trinkt die vielen Tränen,
die vielen Leiber nimmt sie tröstend auf,
verwandelt Welten, Frühlingssehnen,
und neue Hoffnung schaut zum Himmel auf.
„Wir damals“, höre ich die Alten sagen, „wir lösten sie besser, die Ausländer-Fragen! Wer hier nicht hingehört, durfte nicht bleiben. ‚Die Guten ins Töpfchen‘, die andern vertreiben, und die hier fremd im Außen und Innen, einen Blumentopf können die hier nicht gewinnen! ‚Die Schlechten ins Kröpfchen‘, wir siebten sie aus.“
Heut‘ ziehn wir im Urlaub zu ihnen hinaus, wie selbstverständlich, die Länder besuchen, die unsre Ahnen als „entartet“ verfluchten. Wenn ‚Gutmenschen‘ sie heute auch anders nennen, die Minderwertigkeit kann man in den Köpfen nicht trennen.
Vielfältig sind die Menschenwesen, die ein ewiges Ziel im geistigen Bild erstreben, Ihm opfernd Namen geben und Mauern bauen, die Verschiedenheiten durch Religion untermauern.
Hat Gott „Entartete“ erschaffen? Ist Nächstenliebe nicht die stärkste aller Waffen? Nur Gott kann Irrtümer aus den Herzen nehmen! Er kennt allein das Ziel, das wir alle ersehnen. Sehend werden Seelen einst in Ihm finden, den ‚fremden‘ Bruder und sich demütig mit ihm verbinden.
Erahnen nur könnt ihr, was ihr einst wissen werdet. Aber wenn zu Wissen geworden ist, was ihr jetzt erahnt, dann steht eine neue Ahnung auf von Höherem, Herrlicherem und lockt euch weiter.
So ist die nächste Stufe immer verhüllt und offenbart sich euch erst, wenn ihr sie errungen habt. Hebt euch empor, und wenn ihr oben steht, dann reicht die Hände denen, die noch unten sind.
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll, Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus. Weihnachten war’s; durch alle Gassen scholl Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
Und wie der Menschenstrom mich fortgespült, Drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr: „Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt Feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.
Ich schrak empor, und beim Laternenschein Sah ich ein bleiches Kinderangesicht; Wes Alters und Geschlechts es mochte sein, Erkannt ich im Vorübertreiben nicht.
Quelle: Andersen Märchen – Das Mädchen mit den Schwefelhölzern
Nur von dem Treppenstein, darauf es saß, Noch immer hört ich, mühsam, wie es schien: „Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn Unterlaß; Doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.
Und ich? – War’s Ungeschick, war es die Scham, Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind? Eh meine Hand zu meiner Börse kam, Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
Quelle: Andersen Märchen
Doch als ich endlich war mit mir allein, Erfaßte mich die Angst im Herzen so, Als säß mein eigen Kind auf jenem Stein Und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.
Faithful unto death Herbert Gustave Schmalz 1856-1935
So hart wie Stein wird mancher Menschen Herz, kennt weder Mitgefühl noch Gnade, gönnt anderen nur Spott und Seelenschmerz, lockt erst die Gier nach Macht, wie süßes Apfelfleisch die Made.
Das Leiden anderer – zur Schau gestelltes Quälen, war früher Freude der Cäsaren Tribunal, als Schauplatz wird man heute andre Orte wählen, wenn schreiend erst das Volk die Daumen senkt, dann rollen Köpfe, so wie damals, ohne Zahl.
Das letzte Gebet – Jean-Léon Gérôme – 1824–1904)
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