Vergangen ist, was längst dahin, erinnerungstief verschlossen; doch wird so oft, des Geistes Sinn, mit Tränen übergossen. Man wühlt in allem, was geschehn, sieht sich in Kinderjahren mit anderen im Reigen drehn, im Hof an Schülertagen. Wo sich im steinig klaren Quell der alte Brunnen füllte und sich die Kinder an der Stell den Durst mit Wasser stillten. Als uns der Pausenhof verband zum Fangenspiel und Lachen, wo Kinder sich noch Hand in Hand im Singspiel Freude machten. Das Butterbrot in Zellophan, mit Milchgeld für die Klasse, in Reih und Glied standen wir an, vorm Eingang in der Masse. Es war geordnet, ruhig und schön, das bunte Schulhoftreiben; respektvoll gar wurd‘ angesehen, was Lehrer tun und schreiben. Mittags, da war die Schule aus. Mit Ranzen auf dem Rücken gingen wir wohlgemut nach Haus, den Weg in unseren Blicken. Da war kein Auto, kein Verkehr, nur unser heimwärts gehen. Heut‘ wird bestimmt, vom Handy her, der Blick in’s Zeitgeschehen.
Schlagwort: Schulzeit
Buchstabenreigen
Als Kind trugen mir Bücherzeilen
Geschichten in mein Herz hinein,
begleiteten mich in stillen Räumen,
bei Regen, Schnee und Sonnenschein.
Was ich auf Schiefertafeln schrieb,
war wie ein Tanz des Alphabetes;
Buchstabenreigen, wirbelnd und tief,
schien ein von Geheimnis Umwebtes.
Griffel quietschten, ich lernte beherzt,
wollte schreiben und verstehen,
um zu erkennen, was Drama und Scherz,
wie es die Erwachsenen sehen.
Ich besaß einen kleinen Koffer im Haus,
darin schaute ich Bilder, stundenlang,
denn der Inhalt waren Hefte von Mickey Mouse,
sie zogen mich in ihren Bann.
Ich las jedes Blatt, jedes Heftchen hier;
als ich mit fünf Jahren zur Schule ging,
war ich in den Klassen ein Pionier,
dem man gern an den Lippen hing.
War ‚nur‘ ein Mädchen, mit wachem Verstand,
aber ‚nur‘ ein Arbeiterkind.
Oft wurde ich drohend mit „Fräulein“ benannt.
Für ein Mädchen war Vater blind,
und schlauer als er durfte niemand sein.
Nur die Volksschule gab es für mich.
„Oberschüler bleiben lieber allein.
Ein Kind, wie dich, das wollen die nicht!“
Ich fügte mich, galt als „unnützes Ding“,
war zu schwach für die Männerwelt.
Nahm die Prügel meiner Eltern hin,
ich taugte nichts, kostete Geld.
Ich lernte leidgeprüft, was Drama ist,
hüllte ängstlich mein Dasein in Schweigen.
fühlte in mir, was man nie vergisst,
lebe lieber in Bücherzeilen.