Dornenlose Rosen

Helmut Skarbina (1888 – 1945)

Engel der Weihnacht,
lassen Harmonie vom lichten Himmel rieseln,
mit Schneeglanz in den weißen Flügeln.

Aus unbekanntem Land der Leidenslosen
weben sie Rosen ins Erdenkleid,
so mancher Dorn wird Menschen Leid.

Doch jedes Leid schwingt höher, reiner –
im Weltendunkel sehn sie’s nicht,
und wo der Mond die Schatten flicht,
sind sie längst dazu ausersehen,
einmal im Blütenschmuck zu gehen.

Die Güte Gottes schenkt am jüngsten Tag
ein dornenloses Kleid zurück,
dem Leid entwachs’ne Himmelsrosen
gehoben in das Land der Leidenslosen.

Der Frühling ging

John William Waterhouse (1849-1917)

Vergangen mit ihm ist das Neue,
das aus den alten Zweigen trieb.
Die Winde trugen in die Bläue,
den Hauch, der uns an Blumen lieb.

Noch sind die Rosen nicht verblüht;
uns streut die Blumenkönigin
ein schweres Duften ins Gemüt,
belebt, wie Balsam, Geist und Sinn.

Es flutet Mauern und Spaliere
der Hauch von Zartheit wie ein Beben,
Tristes wich einer Blütenzierde.
Im alten Rosenstock ist Leben!

Unter dem Blattwerk, klein und fest,
die neuen Knospen, wie ein Meer,
umstellt von stachligem Geäst
zum Schutze, wie ein Dornenheer.

Der Traum von Blüte geht dahin,
noch lockt ihr freundliches Gesicht.
Bald reift der Weizen – Herbstbeginn,
das Nahen des Winters ist in Sicht.