Braches Land

Seelentief fruchtbar sein,
von ganzem Herzen lieben;
in Brachland ging der Same ein,
nichts ist davon geblieben.

Das Pflänzlein Liebesglück
ist lichtlos eingegangen,
gewunden am Spalier ein Stück
blieb es umklammert hangen.

Verwachsen mit der Gitterwand
hing seine Seele kläglich,
vertrocknet war es, sein Gewand
verdurstet, nicht erträglich.

Ein Stück des Herzens ging dahin,
riss ab, vom Leid getrieben;
das, was voll Liebe zu Beginn
ist unfruchtbar geblieben.

Aus unsichtbarer Welt

Als ich mit 50 Jahren zu schreiben begann, habe ich dieses Gedicht von meiner geistigen Begleitung empfangen, die immer bei mir ist, wenn ich sie brauche. Ich denke gerne an die Anfänge meines Schreibens zurück. Die Verse habe ich damals ohne nachzudenken notiert. Jedes Wort war ein Geschenk, das ich hier noch einmal veröffentliche.

Sir Edward Burne-Jones (1833-1898), Phyllis and Demophoön

Ich möcht‘ aus deiner Seele lesen,
erfühl’n die Göttlichkeit in ihr,

möchte als unerkanntes Wesen
die Rose sein, vor deiner Tür.

Möchte dich in Gedanken halten,
zum Tanze nah dich wiegend schwingen

und dir die Blume für dein Haar
aus dem verbot’nen Garten bringen;

möchte im Mondschein dich bezaubern,
mit Sternen, die am Himmel tanzen,

dir nur die schönsten aller Rosen
in deine Herzenslaube pflanzen;

möchte dein Narr sein und dein Held,
der treu und schützend dich umgibt,

der dich aus unsichtbarer Welt
bereits seit Ewigkeiten liebt.

Will sanft dich sicher halten,
wenn du zu fallen drohst,

möcht‘ deinen Weg begleiten,
ewig und grenzenlos.

Frühlingsmomente

Ein Frühlingstag – Hans Andersen Brendekilde (1857-1942)
Sich von allen Schatten lösen
und vor Mauern, den porösen,
glücklich in der Sonne dösen;

friedvoll sein in den Gedanken
und im Reigen grüner Ranken
für den neuen Frühling danken.

Zwischen Bäumen Ruhe finden,
tief verwurzelt sich verbinden;
Herzen suchen in den Rinden.

Liebe fühlen in den Zweigen,
sich vor der Natur verneigen,
Gottes Schöpfung Demut zeigen.

Segen liegt auf seiner Kunde,
wenn das Licht verlässt die Runde,
in des Lebens blauer Stunde.

Frühlingsgefühle

Frühling – Pierre Auguste Cot (1837-1883)
Wie ein Lächeln zeigte er am Fenster,
dass die lauen Lüfte Hoffnung trugen
und sich wiegend mit dem Tag vereinten.
Lieblich ist des Frühlings Angesicht!

Rings umher sein warmes Strahlen,
eisbefreit schmilzt unter seinen Händen,
was ermuntert wird zu neuem Leben,
wie des Baches Lauf in freien Fluten.

Blumen öffnen bald schon ihre Blüten,
denn all jene, die den Herbsttod starben,
richten sich erneut empor gen Himmel,
um der Krone „Auferstehung“ Glanz zu tragen.

Majestätisch hat der Herbst zerstöret,
was mit winterlichem Ausklang endet.
Milde gibst du neu, in ewig gleichem Lauf,
was du, Natur, einst nahmst mit ernster Miene.

Nach kurzem Schlummer schenkst du uns ein Lächeln,
denn nicht vernichten wolltest du, nur ruhen.
Gelöst hast du des Frühlings Fesseln.
Der lang in holder Lust gefangen,
tanzt bald zu Nachtigallentönen.

Wird auch der Liebe Frühling wiederkehren?
So viele Wunden auf dem Feld der Trennung!
Ein ew’ger Winter ist längst eingezogen
und abgestorben ist das Grün der Hoffnung.

Die kargen Stundenblumen sind verwelkt im Leid;
der Abschiedsschmerz hat sie hinfort gerissen.
und unter kummervollen Tränenjahren
sind die der Freude längst gewichen.

Die Zeit der Rosen bot mir ihre Dornen,
und keine Sonne wird sie neu erwecken.
Der goldne Frühlingsschimmer segnet lichterfüllt,
treibt übers Grab „Vergangenheit“ den Hauch des Abschieds,
denn niemals kehrt der Liebe Frühling wieder.

Sonne im Herzen

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Ein bisschen mehr Sonne, ein wenig mehr Licht,
ein bisschen mehr Hoffnung und Zuversicht,
macht aus Wüsten der Seelen keimendes Feld,
durch ein neues Saatkorn für die reifende Welt.

Ein bisschen mehr Liebe als treibende Kraft,
die nach Höherem strebend Leben erschafft,
weil auf dem Acker, in dunklen Schollen,
Keime erwachen und blühen wollen.

Wie ein Blumenstrauß die Menschen ver-binden,
die in schillernden Farben ihr Dasein ergründen;
der Buntheit der Erde ein Feld bereiten,
mit fruchtbarem Saatgut für lichtvolle Zeiten.

Seelenmediziner

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Nur ein kleines Licht entzünden
in den Herzen jener Vielen,
die in Dunkelheit verharren,
mit dem Leben anderer spielen.

Kriege wird es ewig geben -
streitbar sind die Menschenherzen,
denen, die hier friedlich lebten,
brachten sie den Tod und Schmerzen.

Leidvoll waren die Verluste,
doch am Ende stand der Sieger;
als bis dato unbewusster,
stand ein spiritueller Krieger.

„Geist“ nennt sich der treue Diener,
der Materie besiegte;
war der Seelenmediziner,
der die Welt harmonisch wiegte.

Ist der Meister hier auf Erden;
er beherrscht, befreit und siegt.
Töricht ist, dem Herr zu werden;
allzu groß die Kraft, die liebt.

Weisheit, Wissen, Offenbarung,
sind des Großen Geistes Kraft,
Wahrheit, Liebe und Verstehen
seine allergrößte Macht.

Einmal im Leben

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Einmal im Leben Einen finden,
der sanft das Sehnen meines Herzens stillt,
sein Dasein lebt aus reinen Gründen,
im edel und vertrauensvollen Bild.

Der mir Gedanken zeigt im Licht,
einfach und gut, aufrichtig, mild,
ein Mund, der stets die Wahrheit spricht,
die sich verbreitet, wie ein Schild,

das abwehrt alle dunklen Töne,
die traurig sind im Unglück meiner Welt,
der in mir weckt das lichte Schöne,
als höchstes Glück, das zart herniederfällt.

Kein Mensch hat meinem Wunsch entsprochen,
denn keine Seele wird mir hier begegnen;
die Sehnsucht nach Erfüllung, ungebrochen.
Nur Gott allein kann mich in Liebe segnen!

Zeitenwende

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Nur ein paar Tage trennen altes Jahr vom neuen.
Wird es voll Frieden sein, voll Harmonie,
wird deines traurig sein und andere freuen? –
Das Schicksal trägt den Hauch von Ironie!

Manchmal ist Leid der Andern Sinn des Lebens.
Es fordert dich mit jedem neuen Tag.
Entfällt der Sinn, suchst du vergebens
und trauerst ungeliebten Lasten nach.

Du siehst im Dienst an andern nur die Bürde,
siehst nicht ihr Los und wie es dient für dich?
Als schicksalhafte Last fordert es Würde,
die du so leicht verlierst in deinem Ich.

Man spielt die Lotterie des Geldgewinnens,
sucht Glück und Anerkennung auf der Bank.
Nicht von der Arbeit täglichem Beginnen,
vom Müßiggang wird unsere Seele krank.

Für jede Phase dieses Lebens gibt es Stufen,
ob einfach, kompliziert, groß oder klein;
der Gott in uns wird uns zu gehn berufen,
wird das Motiv der Weisheit für uns sein.

Er gibt der Seele Hoffnung zur Genesung –
Gott ist der Schöpfung immanent!
Er zeigt die Richtung Liebe und Erlösung,
ist Feuer, das auf ewig in uns brennt.

Andachtsvolle Weihnachten

Vincenzo Irolli (1860-1949)
Weihnachtsfest - Zeit der Erinnerungen;
wir lernten früh als Kinder diese Klänge,
wie schon die Alten hatten einst gesungen.
Die Kirche war gefüllt bis in die ob'ren Ränge.

Das Orgelspiel klang feierlich und trug
den Ton der Flöten durch die Reihen.
Wir sangen Christ entgegen, frohgemut,
der Saal, er war erfüllt von Glanz und Freuen.

Vor dem Altar sah ich die Englein schweben,
ich malte mir den Heiland, neu geboren.
Der Tag war mir ein himmlisches Erleben,
ich wurd‘ aus meinem Alltag fortgehoben.

Hell strahlend fiel herab der lichte Traum,
nahm fort die Sorgen mir und Nöte,
es streifte mich des Lichtgewandes Saum,
als wenn’s der ganzen Welt Erlösung böte.

Schnee von gestern

Schon sechzehn Jahre her
und längst verblasst –
doch manchmal zeigt ein Traum Gesicht.

Ist wie ein Bild,
das, in Erinnerung gefasst,
ganz tief im Herzen mir ein: „Schau mal!“, spricht.

Wie ein Gespinst
aus tausend Fäden Alltagsgrau,
in Wirklichkeit gewickeltes Geschehen,

erscheint sein Bild
mit Kindern, seiner Ehefrau
und fremden Frauen, die verborgen stehen.

Ghosting tat weh,
doch heute bin ich froh –
verschwunden ist, was nicht zu mir gehörte.

Betrogen hat er
alle Frauen, sowieso,
mit Leidenschaft, bevor er sie zerstörte.