Dunkle Jahre

Edmund Blair Leighton 1853-1922 – The Unknown Land

Der Tränen hab’ ich viel vergossen,
in stetem Leid ertrank mein Herz
und war’n die Augen fest geschlossen,
empfand ich tiefen Seelenschmerz.
 
Ich irrte lange durch die Zeiten,
fand keinen Menschen, der mich trug,
ließ mich von Traurigkeit begleiten,
nur Ablehnung fand ich genug.
 
So gingen hin die alten Tage,
mir folgte nur die Einsamkeit,
nichts änderte die Lebenslage,
die Liebe blieb so fern, so weit.
 
Mein Herz, das suchte stets den Wandel,
doch Menschen brachten nicht das Glück
und durch das oftmals falsche Handeln,
blieb nur die Bitterkeit zurück.
 
Nach langen dunkeltrüben Jahren
sind’s neue Wege die ich gehe,
ich darf mit Dankbarkeit erfahren,
die liebevolle Gottesnähe.

Schutzengel

Sulamith Wülfing 1901-1989

So fremd sind uns historische Epochen,
so grausam das Geschehen mancher Zeit.
Ein Lidschlag war’s und 100 Jahre krochen,
so wie ein Windhauch durch die Ewigkeit.
 
So manche Seele hat die Zeit verschlungen,
doch auch so viele neu der Welt geboren,
und immer hat der Mensch danach gerungen,
den Gott zu finden, den er glaubt verloren.
 
So viele Hilfeschreie in der Not durchdrangen
den Schleier dieser andren Dimension,
wo Gottes Helfer menschlich wehes Bangen
in Freude wandeln, nur für Glaubenslohn.
 
So geht der Engel, der dich freundlich leitet,
von Ewigkeit zu Ewigkeit mit dir;
schützt deine alte Seele Flügel breitend,
und bist du einsam, steht er vor der Tür.
 
So trägt er für dich manche Daseins-Bürde,
und oft trägt er auch dich auf seinem Rücken;
als wenn die Liebe niemals enden würde,
baut er dir ständig neue Himmelsbrücken.

Ikonen Malerin

William Adolphe Bouguereau 1825-1905

Sendest deine Bilder zum Himmel
wie ein Gebet;
tiefe Gottverbundenheit
färbt die Seele golden
und lässt ihre Schönheit nach außen strahlen.
Heilende Inspirationen,
himmlischer Malerei,
reflektieren ihre Liebe tausendfach in dir.
 
Gemaltes Vaterunser;
auf Lindenholz fixierte
meditative Pigmentierung.
Jeder Pinselstrich gemalt
mit dem Blattgold deines Herzens,
gegeben an den Geist der Liebe und des Lichts;
Balsam für deine in Klausur gelebten Leben,
schenkt deiner wunden Seele
den Frieden der Ewigkeit.

Leben

Bild: Karin M. – http://www.mondlicht08.de/

Lichtimpulse
durch Ewigkeitsworte.

Endlose Energie,
Strom pulsierenden Lebens,
transformiert
vom
Schöpfungsgedanken
zum Universum.

Geist und Materie;
Pflanze und Tier,
Tier und Mensch.

Geheimer Bauplan Gottes.
Universelle Kraft.

Zeichen
endloser Liebe.

Engel

Paul Gustave Doré 1832-1883

Gehalten von des Mondes fahler Stille,
erhellen sie die dunkle Schattennacht,
in holden Häuptern ruht ein großer Wille,
der Gottes Liebe zaubergleich entfacht.
 
Sie bringen Mensch und Welt den rechten Glauben,
das Schwert der Wahrheit liegt in ihrer Hand;
so wie der Wein entsteht aus reifen Trauben,
streu’n sie die Blüte „Seligkeit“ aufs weite Land.
 
Sie legt sich bunt auf graue, triste Mauern,
bedeckt das Übel dieser alten Welt;
vorbei der Schmerz, vergessen ist das Trauern,
wenn auf die Seelen helles Leuchten fällt.
 
Der Himmel lässt die Geigen hell erklingen,
ein feiner Ton entrinnt dem stummen All.
Hört ihr von fern die leisen, sanften Stimmen?
Bald klingen sie gewaltig, überall!
 
Gott reicht uns durch die Engel tausend Hände,
gibt Zuversicht, die unser Tröster sei;
wer danach greift, die alte Wahrheit fände;
sie wandelt Angst in Mut, den Tod in Gaukelei.
 
Mit weiten, unsichtbaren, goldnen Schwingen,
entfernen sie den bösen Geist der Zeit,
wenn sie der Welt Wahrhaftigkeiten bringen,
sieht man durch ihre Augen Ewigkeit.
 
Sie sind dir nah; schließ deine Augen, spüre!
Mit dem Geschenk der Liebe steh’n sie dort;
warten schon lang auf Einlass vor der Türe,
lass’ sie hinein, schick’ sie nicht wieder fort.
 
Sie bringen dir die Wahrheit deines Lebens,
sie zeigen freudig dir den heil’gen Gral;
suchtest du Lebenssinn bisher vergebens,
wird die Erleuchtung folgen, überall.
 

Homogene Mischung

Sir Samuel Luke Fildes 1844-1927

Wo sich Geist und Geist berühren,
rinnt das Öl ins Wasser.
Fremdheit weicht, die du verspürt‘,
Grenzen werden blasser.
Cremig, der Zusammenschluss,
fließendes Verbinden.
Suchend wendet sich das Muss
hin zum Wiederfinden.
 
Zeit an Zeit, gereift, gelebt –
Göttern gleich geborgen.
Sehnsucht hat ins Herz gewebt,
was du einst verloren.
Nun entdeckst du einen Drang,
den du schon vergessen,
und dein Herz wird still und bang:
Hattest längst vergessen!

Schöne Fremde

Liebe – Gustav Klimt 1862-1918

Es rauschen die Wipfel und schauern,
als machten zu dieser Stund
um die halbversunkenen Mauern
die alten Götter die Rund.

Hier hinter den Myrthenbäumen
in heimlich dämmernder Pracht,
was sprichst du wirr wie in Träumen
zu mir, phantastische Nacht?

Es funkeln auf mich alle Sterne
mit glühendem Liebesblick,
es redet trunken die Ferne
wie von künftigem, großen Glück!

Joseph Freiherr von Eichendorff 1788-1857