Ich brauch die Ruhe früher Morgenstunden,
die wie ein Fließen mit dem Tag erwachen.
Mit letztem Schlaf und Dunkelheit verbunden,
treib Phönix gleich ich auf dem Traumwelt-Nachen
in einen weiten See der neuen Augenblicke;
wenn ich die Lider öffne, leidensfrei,
nehme ich dankbar an, des neuen Tages Bitte,
behutsam sein, wie Gegenwart auch sei.
Es geht ganz leis die Nacht, wie all die Jahre,
deckt zu, was dunkel im Verborgenen liegt.
Obwohl ich sie schon längst verschlafen habe,
ist Traum- Essenz in meinem Denken, fest und tief.
Im Glanz des Morgens ein Geschenk zu sehen,
als Gottesgabe, es mit Dank empfangen;
gestärkt sein für das weitere Weltgeschehen
und nach Vollendung Wahrheit zu erlangen.
Ich will euch künden, Kinder dieser Welt,
was euer ist,
was euer Seelenschrein verschlossen hält,
bis ihr es wisst,
bis ihr das Heiligtum in euch entdeckt,
bis ihr gleich mir
zum Künder werdet und die Andern weckt.
Sie leiden hier,
sie leiden euer Leid und wissen’s nicht,
denn traumbefangen
gehen sie dahin, und ihrer Seele Licht
ist leidverhangen.
Was sie erschaffen, wandelt sich zu Staub
in ihrer Hand.
Ihr nur dem Äußern zugewandtes Sein,
sie nennen’s Pflicht;
daß sie das Heiligtum entweihn,
sie wissen’s nicht.
Es führt sie kreuz und quer und
führt sie weit ihr Wissensdrang;
in sich zu gehn jedoch fehlt es an Zeit,
denn dieser Gang,
der nächste, kürzeste zum wahren Ich,
wird erst getan,
sieht man die Brücken brechen hinter sich
und seinem Wahn.
Die Antwort, die das Leben schuldig blieb,
hier hört man sie,
und Sehnsucht sänftigt sich und Leid und Lieb
zur Harmonie.
Und Gottes Odem löst,
in ihm erwacht,
leise und sacht,
was ihn gefesselt hielt in banger Nacht,
bis es vollbracht.
<Ephides>
Der Vollmond schimmert silbrig in mein Zimmer. Es ist noch morgenfrisch; langsam vergeht die Nacht. Um vier Uhr öffne ich die Außentür, wie immer. Die Katzen haben schlaflos neben mir gewacht.
Foto: Gisela Seidel
Sie brachten ihre liebsten Spiel-Geschenke, damit ich mich aus meinem Bett erhebe. Nun sind sie draußen, und ich denke, es ist noch früh. Wenn ich nur wieder läge!
Foto: Gisela Seidel
Ich schneide Fleisch, zur morgendlichen Stunde, bringe das Katzenfutter, nass und trocken, hol frisches Wasser, stell es in die Runde, säuber‘ ihr Klo. Mein Bett mag mich noch locken.
Foto: Gisela Seidel
Die beiden Katzen haben sich nach einer Weile längst ausgetobt und liegen faul wie Sofakissen. Ich blick betreten, müd und schreibe diese Zeile: Nun bin ich wach. Ich hätt‘ es wissen müssen!
Bildausschnitt „Das große Erwachen“ – Herbert Gustave Schmalz , bekannt als Herbert Carmichael nach 1918 (1856-1935)
Traurige Seele, wie bist du erwacht? Scheint doch der Tag noch so trübe. Gedanken haben zum Schlafen gebracht, was doch des Lebens längst müde.
Der Morgen ist kühl, der Kaffee schmeckt lau. Der Blick auf die Uhr bringt ein Schaudern. Draußen ist Kälte, so nebelgrau. Höre im Traum noch mein Plaudern.
Kein Mensch ist hier; bin immer allein. Im Albtraum sind viele Gestalten. Für das, was mir alltags fehlt, daheim, muss ich wohl dunkle Träume erhalten.
Wurde erschossen, mit zwei Kugeln gar; lag auf dem Bett…Hirngespinste. Ein Mann mit Pistole war noch da. Ich starrte ihn an, er grinste.
Dann lief ich auf unserer Straße umher, still, die Vergangenheit suchend. Da war nichts, nur Fremdheit und Verkehr. Ich wachte auf, leise fluchend.
Wie gerne wäre ich dort geblieben, mit Fetzen aus Taggedanken! Meine Zeit hier ist doch nur geliehen, meine Seele im längst Vergang’nen.
Die Katzen haben mir Püppchen gebracht, sie möchten Frühstück bekommen. Ich fülle die Schalen – es ist noch Nacht. Wandle still in den Tag, wie benommen.
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