Der Vorhang

Hinter dem Schleier

Fraktale: Karin M.

Wie ist’s im feinstofflichen Reich?

Die Formen, die auf Erden dauerhaft,
sind dort wie Nebel, die zerfließen;
wie ein Gefühl der aufgeflammten Leidenschaft,
das kurz danach verlöscht;
als gießen
Lichter sich wie Strahlen in die Nacht
und werfen kleine Schimmer, dicht und leicht
und manchmal, wenn der schwere Vorhang weicht,
verrücken nach und nach die Schleier, die uns trennen
und machen sichtbar,
was wir Undurchsichtigkeit des Jenseits nennen.

Durch Faltenwurf der Traumwelt schweres Tor
flammen uns Bilder kurz im Schlaf entgegen,
die nicht von dieser Welt,
verlöschen im Gefühl,
sind Seelensprache, wo die Bilder reden.

Ein schwarzer Graben trennt die beiden Welten,
nur das Bewusstsein wird zum Brückenbauer,
lehrt uns die Bilder, die im Jenseits gelten
und hebt den Geist und Seelenkern von Dauer.

Autor: Gisela

Bitte auf meiner Seite "Über mich" nachlesen.

13 Gedanken zu „Der Vorhang“

  1. Das Gedicht trägt diese Mischung aus Klarheit und Entrücktheit, die den Leser zugleich erdet und entführt. Du spannst den Bogen zwischen irdischer Greifbarkeit und jener flüchtigen, beinahe schattenhaften Wirklichkeit des „feinstofflichen Reichs“, ohne jemals ins bloß Verschwommene zu gleiten. Find ich gut! Wie immer lesen wir hier im royalen Schwabenreich gern bei dir mit.

    1. Vielen Dank für’s Lesen liebe Blaublütler!
      Warst Du mal auf einem LSD-Trip mit halluzinogenen Phasen? Diese Mittelchen sind natürlich an die Materie, den Körper gebunden. Das hat mit Feinstofflichkeit nichts zu tun. Aber solch ein Trip ist wirklich eine Mischung aus Klarheit und Entrücktheit. Man sieht Bilder von Dingen, die in Wirklichkeit gar nicht da sind.

        1. Du denkst, ich trage einen Heiligenschein? Wenn Du Dich da mal nicht täuscht. Es gab Zeiten… jedenfalls habe ich meinen 1. Ex-Ehemann auf einem LSD-Trip kennengelernt. Der kostete damals nur 1 DM. Der erste war umsonst. 1969 war ich 16 Jahre alt, heimat- und mittellos und wurde von der Interpol gesucht, weil ich von zu Hause abgehauen war. Als der Trip nachließ, kam der Horror… und er blieb noch vier weitere Jahre lang, weil mein Vater sonst Anzeige erstattet hätte. Mein ältester Sohn kam 1974 zur Welt.

          1. Ich glaube, dass niemand einen Heiligenschein trägt und jeder mal jung war 😉 LSD ist jetzt aber nicht zwingend die Droge, die man ganz im Allgemeinen so erwartet. Wobei, ja, Summer of 69 ist der Inbegriff für Pappe ^^ Interessant! Ich schätze, wie viel du zu erzählen hast!

          2. Ja, ich habe viel zu erzählen. Damals sah ich erst aus wie Julie Driscoll mit streichholzkurzen Haaren und später wie Marsha Hunt mit riesigem Afrolook. Das, was nach Freiheit aussah musste hart erkämpft werden. Ich habe sehr viele Federn gelassen.

          3. Das klingt genau nach We’re Not Gonna Take It von Twisted Sister – dieser Fight um Freiheit, die man nicht geschenkt kriegt und sich holen muss. So wie du es beschreibst: erst Julie Driscoll, dann Marsha Hunt, jeder Look ’ne Rebellion, jede Veränderung ein Stück Freiheit – jeder Schritt n Kampf.

  2. Das Gedicht bringt die Idee zum Ausdruck, dass das Leben nach dem Tod kein Ort physischer Beständigkeit ist, sondern ein Ort subtiler Wahrnehmungen, die wir nur in Träumen oder besonderen Bewusstseinszuständen erfassen können, und dass die wahre Verbindung mit dieser Ebene über den Geist und das Bewusstsein und nicht über die materiellen Sinne erfolgt.

    1. Ja, das sehe ich so. Wenn der Körper gestorben ist, sind keine materiellen Sinne vorhanden. Geist oder Geister verständigen sich durch eine Bildersprache, die je nach Bewusstseinszustand verstanden werden kann.
      Danke fürs Lesen!

      1. Genau so ist es, du beschreibst es sehr klar und tiefgründig. 🌟
        Diese Bildsprache geht über das Physische hinaus und verbindet sich mit etwas viel Subtilerem, das nur wahrgenommen werden kann, wenn das Bewusstsein dafür offen ist.
        Danke, dass du deine Sichtweise mit uns teilst.

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