Irren ist menschlich

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Menschen irren, Menschen horten,
beten falsche Götter an,
die aus Stein von fernen Orten
mitgebracht, im Reisewahn.

Nutzen sie als Briefbeschwerer
oder für die Gartenzier;
Jesus hängt noch an den Kreuzen
über mancher Zimmertür. 

Weise Tugend schweigt und trauert,
denn das Sterben an den Wänden,
schreckt kein Kind mehr, wird zur Zier,
in den kirchentreuen Händen. 

Menschen bauen Andachtsstätten
über blutgedüngten Hainen,
wo einst Menschenleiber zuckten
auf geweihten Opfersteinen. 

Huldigen den Götzenbildern,
die in Kirchen überdauern,
doch der Rost zerfrisst das Eisen
und das Moos bedeckt die Mauern.

List, Betrug, Gewalt und Schwäche,
Feigheit, Dummheit, Wahn und Gräuel -
was sie Weltgeschichte nennen,
ist ein blutgetränkter Knäuel.

Führer, die einst andere drängten,
werden doch nur selbst getrieben.
Schatten nur von hohem Geiste,
bald verbraucht, der Glanz zerstieben. 

Durstig ist der Trieb nach Werten
und die Gier macht Ruhm zum Segen;
doch je mehr die Menschen dürfen,
weicht Respekt aus ihrem Leben. 

Geist belebt die Körperhüllen,
existenzlos ist ihr Schatten,
ist nur Staub vom Licht belebt,
temporär, dann das Ermatten. 

Mensch, befrei dich von dem Denken,
wie die Rebe, die man bindet,
die sich, statt im Staub zu kriechen,
fruchtbeschwert gen Himmel windet.