Nebelträume

Bild von Trần Anh auf Pixabay

Die Welt ist grau, trägt Schleier in den Bäumen,
es wabern Nebel durch den Straßenzug.

Der Übergang von Nacht- zu Tagesträumen,
gleitet wie unbemerkter Wolkenflug.

Die Vögel sind verstummt, kein Liebessingen.
Die Nester sind verwaist, die Brut entflogen.

Die Melodien erfüllen das Erinnern
an Frühlingsluft und buntem Regenbogen.

Das Jahr geht hin, mit ihm gehn viele Pläne,
die unerfüllt, wie offene Wunden sind,

sind inhaltslos, wie ausgetrocknete Kanäle,
machen für neue Sicht die Augen blind.

Und das Da-Draußen birgt die Menschenferne,
wie sie tagtäglich fremd auf Straßen wandelt.

Nicht eine Seele für mich! Und die Sterne
hat die Tristes in unsichtbar verschandelt..

Mein Herz sehnt sich nach alten Stätten,
dem Elternhaus, wo längst ein andrer wohnt.

Erinnerungen füllen neu belegte Betten,
verklärt im Nebel, der in Hirnen thront.

Die Kartenlegerin

Die Kartenlegerin – Georg Hom ( 1838-1911)

Das Lebensrad dreht sich im Kreise,
mal läuft es langsam, manchmal schnell,
lenkt uns auf unsichtbaren Gleisen,
vorbei an Dunkel oder Hell.

Oft fürchten wir, was vor uns liegt
und suchen Rat bei höherer Kraft,
durch eine Weise, die beschrieb,
was zukünftig uns glücklich macht.

Wir gehen nicht mehr unsre Wege,
das, was wir brauchen, tun wir nicht,
fühlen beim Kartenbilder-Legen
Begeisterung. Der Wille bricht!

Wir denken nur noch an das Ferne,
vergessen ganz die Gegenwart,
befragen Kaffeesatz und Sterne,
sind von den Antworten genarrt.

Vergesst nicht euer tiefes Wissen,
das selber ihr in euch verspürt!
Wegweiser werdet ihr nicht missen,
wenn euer Weg zu MIR euch führt.