Erinnerungswelt Weihnachten

Foto: privat – Weihnachten 1956

Das Zimmer roch nach Tannengrün,
am frisch gefällten Nadelholz,
dem, Ständer passend, Maß verliehen,
war es der Eltern Weihnachtsstolz.

Im Glanz der brennend weißen Lichter,
am grünen Tannenbaum geschmückt,
umspielte Freude die Gesichter
und jeder Mensch schien tief beglückt.

Silberne Vögel an den Zweigen
mit mundgeblas’ner Christbaumspitze,
und zwischen dem Lametta Reigen
sah man die Kugeln silbrig blitzen.

Der Raum roch ganz nach Wunderkerzen,
die Funken sprühten, knisternd sachte,
sie brannten sich in Kinderherzen,
wo ihnen lichte Wunder lachten.

Ich mag keine Puppen und Stoff-Bären

Was sonst so grob, schönte die Miene
durch Schokolade, Zuckerzeug.
So kostbar waren Apfelsinen
und Nüsse, die das Auge freut.

Schon lange sind die Kindheitsträume
im Niemandsland Erinnerungswelt.
Nur in den Himmeln wachsen Bäume
mit Weihnachtsschmuck, die niemand fällt.

Foto: privat – Weihnachten 1968

Autor: Gisela

Bitte auf meiner Seite "Über mich" nachlesen.

10 Gedanken zu „Erinnerungswelt Weihnachten“

  1. Liebe Gisela,
    deinen Bericht über dein Leben habe ich gelesen. Es hat mich wieder tief betroffen gemacht. Es ist gut wenn du darüber schreiben kannst, ich kann es nicht. Du bist sicher auf einer besseren Seite als ich. In meinem Inneren tobt mein früheres Leben, es belastet mich und bestimmt meinen ganzen Alltag. Dabei sollte ich dankbar sein, denn mir geht es ansonsten gut. Doch der innere Frieden stellt sich bei mir (noch) nicht ein. Aber ich gebe nicht auf und hoffe auf den Tag der Befreiung von meiner Vergangenheit. Im Moment bin ich unter „Strom“, doch ich sehe es nicht als die endgültige Lösung – im Gegenteil es schaltet nichts aus. Es macht es nur noch schlimmer. Wie du aus meinen Zeilen erkennen kannst, mein Verstand kann trotzdem einfach nicht abschalten.
    Aber es ist auch egal wie es mir geht. Ich will hoffen du kannst die Feiertage mit Freude auf dich zukommen lassen. Ich wünsche es dir von ganzem Herzen eine wundervolle, stimmungsvolle Zeit.
    Viele Liebe Grüße Lilo

    1. Liebe Lilo, ich kenne Deine Lebensumstände nicht. Es tut mir leid, wenn Dich Deine Erinnerungen verfolgen. Mir geht es genauso, aber ich versuche immer die Hintergründe zu sehen, wenn menschliches Verhalten anderer zum Umlenken und zu Leid führt. Kennst Du den Film „Satansbraten“? Es gibt ihn in voller Länge in YouTube. Wenn ich den Film sehe, sehe ich meine Kindheit und Jugend, vor allem den jähzornigen Vater und die Marionetten-Mutter, um die ich bis heute nicht trauern konnte. Ich versuche Frieden zu schließen. Niemand kann über seinen Schatten springen. Ich bin nicht in ihren Schuhen gelaufen und kann nur ahnen, weshalb sie so gehandelt haben. Sicher wäre ich nicht geworden, wie ich bin. Also muss ich dankbar sein…irgendwie.
      Das Schicksal hat mich frei gehalten von Drogen und Alkohol. Der Unterschied zum Film: Mein Vater war ebenfalls alkoholfrei.
      Ich weiß: Die Vergangenheit hält einem oft den Spiegel vor. Jedenfalls ist das bei mir so. Sicher war und bin ich nicht fehlerfrei.
      Es ist NICHT egal, wie es Dir geht. Weihnachten fällt bei mir aus, seit mein Sohn gestorben ist. In Gedanken ist er bei mir. Wir haben das Fest immer gemeinsam gefeiert. Trotzdem werde ich es mir gemütlich machen, auch wenn ich alleine bin. Die Freunde wenden sich ab, wenn man nichts mehr mit ihnen tun kann. So soll es sein.
      Ich wünsche Dir angenehme Festtage und einen Spiegel, in dem die Vergangenheit Revue passieren kann, ohne dass es Dir wehtut. Befreie Dich selber. Vergessen kannst Du es nie. Alles Liebe und herzliche Grüße, Gisela 💕👼🎄🎇⛄🌞

  2. 1968 war ich gerade 6 Jahre jung und du eine von den „Großen“ 🙂

    Erinnerungen – ungern und nicht der Rede wert.
    Ein aufgesetzter Krampf.
    Und später dann war ich unweigerlich betrunken, irgendwann.

    Heute ist anders, Gott sei Dank.
    Nicht feierlich, aber echt.
    Kann Schmerz zulassen.
    Im Hier & ‚Jetzt bleiben.

    Liebe Grüße dir!

    1. „Eine von den Großen“, 5 Jahre älter als mein Bruder, der bereits mit 14 Jahren an der Nadel hing… Naja, immerhin gab es bei uns kaum Alkohol…nur später bei meiner Mutter. Ich finde Alkohol ekelhaft…schon immer. Glück gehabt, bis auf Nikotin. Nun schon seit 1997 nicht mehr. Man muss sich im Leben alles abgewöhnen. Loslassen ist schwierig, wenn der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen ist. Aber dann…
      In meiner Familie wurde stets gemacht, was Vater bestimmte. Sonst gab es Prügel. Mit 15 Jahren war mein letztes Weihnachtsfest zu Hause. Kindheit und Erwachsenwerden waren Kampf. Sieger gibt es nicht.
      Ich freue mich, wenn Du in aller Klarheit schreibst. Süchte machen einen nur klein.
      Bleib bei Dir! Im Innen bist Du gaaaanz groß. ☺
      Fühl Dich umarmt und genieße die ruhige Zeit. Herzliche Grüße, Gisela

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