Erblast

Sumpf-Herzblatt
Schlamm bedeckt wurd‘ einst der Böse,
endete im tiefen Sumpfe,
als sein Blut im Herzen kreiste,
ethisch erbbelastet pumpte.

Schlimmer Erbteil rief und lockte
seiner Herkunft zu entsprechen,
führte seines Körpers sinnen
hin zu Totschlag und Verbrechen.

Um den Hals zog‘s eng und enger,
wie die schwere Eisenkette
im Verlies der Blutsverwandten;
war dort niemals der Adrette.

Sein verschwelter Docht erlosch,
als man ihn gefangen bindet;
war auf düstren Gaunerwegen
niemand, der sein Lichtlein zündet.

Harte Fron ließ ihn erschaudern,
wollte diesem Ort entschwinden -
nicht zurück in seine Welt,
wo ihn alte Flüche binden.

Er entkam, verließ die Mauern
und die Fesseln, die ihn banden,
hetzte in das Moor der Sümpfe,
wollt‘ auf sicherer Seite landen.

Doch die schwere Eisenkette
hing ihm noch an seinem Halse,
zog ihn unsanft in die Tiefe,
in den Schlamm, wie eine Walze.

Manchmal, wie ein holdes Wunder,
sieht man sie im Sumpfe stehen.
Rein und schneeweiß ist die Krone
ihrer Blütenpracht zu sehen.

Schlamm bedeckt sind ihre Wurzeln
und im Sumpf der Zeit versteckt,
doch sie treibt in weißer Reinheit,
die sich hin zur Sonne streckt.