Phönix aus der Asche

Hört ihr des Donnervogels Schwingen,
wie er sich abends machtvoll hebt?
Hört ihr des Luftstroms weiches Singen,
wenn er in luft‘gen Höhen schwebt?

Mit Myrrhe ist sein Horst bedeckt,
er trug die Bitterkeit der Welt,
im Gold-Gefieder wohl versteckt,
hoch in sein Nest am Himmelszelt.

Wie prächtig war das Federkleid
der menschengroßen Kreatur!
Er trug das Bild „Vergänglichkeit“,
als Zeichen seiner dunklen Spur.

Den Menschen muss er Buße bringen,
als Totengott im Abendlicht,
und in der Göttersage Stimmen,
mahnt er zur Vorsicht und Verzicht.

Wenn erstes Sonnenglüh‘n mit Macht
am Morgen aus dem Meere steigt,
verbrennt er in der Flammen Kraft,
im Strahlenglanz der Ewigkeit.

Doch irgendwann nach hundert Jahren
wird er aus Asche auferstehen,
verjüngt, Unsterblichkeit erfahren,
nach langem Tod den Himmel sehn.

Phönix entsteigt der Asche – Bestiarium von Aberdeen