Des Weges Stück

Patrick Seidel (1981-2019)
Vorangegangen, bist du, ins unbekannte Land.
Ich hör‘ es noch, dein spaßig Lachen,
das unbekümmert dich mit mir verband.

Du trugst Gelassenheit, wie eine Rüstung,
sie schützte dich in dieser Welt.
Wo Ordnung herrscht, in deutscher Listung,
blieb dir der Weg durch Anderssein versperrt.  

Du wusstest nicht, dass du gesegnet bist,
wenn die Gesellschaft es auch anders sah,
dass jeder Lebensweg voll Zauber ist,
und deines Werdens Weg ganz wunderbar.

In dieser weißen Welt hast du gelitten,
warst ausgegrenzt, dem Flüchtling gleich. 
Konnte es fühlen; bist dem Mob entglitten,
dein guter Geist hat dich davon befreit.

Im Vonmirgehn nahmst du mein Lieben mit,
als du zu früh durch’s Tor des Todes schrittst.
Was hier ein Sterben, war des Weges Stück,
dich heimbereitend einzuziehen, Gottes Blick. 

Autor: Gisela

Bitte auf meiner Seite "Über mich" nachlesen.

14 Gedanken zu „Des Weges Stück“

  1. Liebe Gisela, ich fühle so sehr mit dir. Es war für Ralf und mich unbeschreiblich schlimm unser eigenes Kind beerdigen zu müssen aber es war auch ein unglaublich schöner Moment als der Pfarrer, der später zu einem unserer besten Freunde wurde, vor ihrem Sarg fünf Minuten lang imnne hielt. Das meiner armen Mutter Jahre später ein ähnliches Schicksal geschah, mein einziger Bruder starb durch Suizid, war für mich lange Zeit unerträglich. Zusammen mit meinem Therapeuten habe ich daran arbeiten können. Ich zünde heute eine Kerze für Patrick, unsere Nele und meinen Bruder Michael an. Deine Zeilen sind so schln geworden. In Verbundenheit sende ich dir viel Kraft und hoffnungsvolle Grüße, Steph <3

    1. Damals war mein Albtraum wahr geworden. Es war wie ein Krimi. Mein Sohn und ich standen in täglichem WhatsApp-Kontakt. Er klagte über Schwäche, dann nichts mehr. Ich habe ihn suchen lassen von der Polizei, weil er sich nicht meldete. Eine Streife ist 10 Tage später in seine Wohnung gefahren. Dort lag er tot in seinem Bett. In seiner Wohnung fehlte jegliche Beleuchtung. Der Kriminalbeamte war fassungslos. Ich konnte zum Glück nicht in die 2. Etage laufen und habe ihn nicht mehr gesehen. Das Bild hätte ich nicht verkraftet. So behalte ich ihn lebendig in Erinnerung. Er war indogener, afrikanischer und deutscher Abstammung. Deshalb habe ich mich für ein anonymes Grab in Venlo-Maasbree entschieden, an einem Baum. Dort sind seine sterblichen Überreste frei. Ich konnte selbst aufgrund meiner Erkrankung nicht an der Beisetzung teilnehmen. Niemand war da. Ich mache mir oft Vorwürfe deswegen, aber wir waren alleine. Er hatte mich und ich ihn. Ich weiß, dass es seinem Geist gut geht. Es ist egal, wo sein Körper ist. Er hat nur ein Kleid abgelegt. Wir gehörten zusammen und werden uns wiederfinden, wenn beide das wollen und wenn Gott es will. Mein Glaube hat mir sehr geholfen.
      Ich danke Dir von Herzen für die Kerze, die Du für meinen Sohn anzünden willst. Unsere Liebsten sind immer bei uns, in unseren Herzen und Seelen. Alles Liebe von mir! 💕🙏👼

    1. Um meine Katzen habe ich auch geweint, aber der Kummer ging irgendwann vorbei. Bei meinem Sohn ist das anders. Wenn ich durch irgendetwas an den Schmerz erinnert werde, ist die Trauer da. Das wird wohl immer so sein. Mein Leben wollte ich nie wegwerfen, weil ich alles als Schicksal annehme. Es ist wohl besser für ihn, jetzt auf einer anderen Ebene zu sein. Sechs Wochen vor seinem Herzstillstand habe ich von seinem Tod geträumt und ihm diesen Traum auch mitgeteilt. Aber man verdrängt so etwas. Ich habe wohl noch nie so sehr geschrien, wie in diesem Traum. Da war ein weißer Raum, ohne Möbel. Wir alberten herum und lachten. Dann bekam mein Sohn einen Anruf auf seinem Handy. Er stand auf und ging durch die Glastüre, sagte nur, er müsse drangehen. Ich verließ ebenfalls den Raum und ging zur Toilette. Als ich zurückkam, war der Raum leer und in einen gedimmten Weißton getaucht. Da wusste meine Seele, Patrick ist tot und kommt nicht wieder. Das war schrecklich!

  2. Liebe Gisela, das ist eine wunderbare Hommage an einen großartigen und sehr sensiblen Menschen, der viel zu früh gehen musste. Sensible Menschen haben es in dieser geilweise verrohten Welt schwerer als andere. Vielleicht ist ihm vieles erspart geblieben. Es geht ihm bestimmt gut dort, wo er jetzt ist. Er weiß, dass Du eines Tages nach kommst. Liebe Grüße, Marie

    1. Marie, es wird immer traurig sein, doch das Gefühl, dass es ihm dort besser geht, steht im Vordergrund.
      Er und ich, wir gehören zu den Hochsensiblen. Das hatten wir getestet, mit einem einzigen Punkt Differenz.
      Wenn Gott will, dass wir uns wiederfinden, wird es so sein.
      Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. Liebe Grüße, Gisela

Kommentar verfassen