Bist so, wie mancher Stern, schon lang erloschen, doch seh‘ ich dich im Glanze immerdar, ein Bild, das voller Geist und Leuchten war; wo Sonnen hier auf ihre Schatten stoßen, im Erdendunkel, löschte aus dein Avatar*.
Ich wünsch dir den trauten Engel
für deinen Weg und dein Ruhen,
in einem Bett in den Wolken,
in dem Himmel, wo’s Selige tun.
Gehüllt in Wünsche und Träume,
die Erfüllung verheißen im Glück;
von dem, was dir fehlte im Leben,
ein von Sonne beschienenes Stück.
Ein Ort, wo dich sanftes Streicheln,
wie ein Windhauch, zärtlich umströmt;
an dem wie ein Blätterrauschen,
deiner Seele ein Liedchen ertönt.
Es singt von dem ewigen Werden
deines Geistes, der niemals geboren,
wird wiedererwachen auf Erden,
wenn der Große Geist dich erkoren.
Vorangegangen, bist du, ins unbekannte Land.
Ich hör‘ es noch, dein spaßig Lachen,
das unbekümmert dich mit mir verband.
Du trugst Gelassenheit, wie eine Rüstung,
sie schützte dich in dieser Welt.
Wo Ordnung herrscht, in deutscher Listung,
blieb dir der Weg durch Anderssein versperrt.
Du wusstest nicht, dass du gesegnet bist,
wenn die Gesellschaft es auch anders sah,
dass jeder Lebensweg voll Zauber ist,
und deines Werdens Weg ganz wunderbar.
In dieser weißen Welt hast du gelitten,
warst ausgegrenzt, dem Flüchtling gleich.
Konnte es fühlen; bist dem Mob entglitten,
dein guter Geist hat dich davon befreit.
Im Vonmirgehn nahmst du mein Lieben mit,
als du zu früh durch’s Tor des Todes schrittst.
Was hier ein Sterben, war des Weges Stück,
dich heimbereitend einzuziehen, Gottes Blick.
Steh nicht an meinem Grab und weine. Ich bin längst nicht mehr dort und ich schlafe auch nicht. Ich bin in den tausend wehenden Winden. Ich bin der Diamant, der im Schnee glitzert. Ich bin das Sonnenlicht über dem reifen Korn. Ich bin der sanfte Herbstregen. Wenn Du in der morgendlichen Stille erwachst, bin ich der Vogel, der sich schnell in die Lüfte erhebt und singt. Ich bin der Stern, der in der Nacht leuchtet. Steh nicht an meinem Grab und weine. Ich bin nicht dort. Ich bin nicht tot.
Wie gerne würd’ ich dich beschützen, dich weiter tragen durch dein Leben, doch würde es dir wirklich nützen, könnt’ ich dir ständig Hilfe geben?
Du drehtest aufstieglos im Kreise, weil du nicht wächst und nicht veränderst, und deine wohl bequemen Gleise nicht in die richt’ge Richtung wendest.
Kein Ehrgeiz drängt dich, keine Kraft, die dir die Stärke gibt zum Handeln; doch nur dein eigner Wille schafft den Aufstieg, wird dein Schicksal wandeln.
Ich wünsch’ dir Glück und Gottes Segen, für alle Schritte, die du gehst. Fang’ endlich an zu überlegen, wie du dein eig’nes Leben lebst!
Dieses Gedicht habe ich geschrieben, als mein Sohn ca. 20 Jahre alt war. Er entzog sich gerne der deutschen Ordnung. Das war nicht sein Naturell. In einer Welt des ständigen Drucks wollte und konnte er nicht leben. Er war hochsensibel, nahm immer Rücksicht auf andere, und als er Ende 2019 mit 37 Jahren starb, ging er auf ‚seine‘ Ebene zurück.
Als ich Ende des letzten Jahres im Krankenhaus war, träumte ich von ihm und dieser Ebene zum Jahreswechsel. Ich hatte noch nie einen Traum, in dem alles eine schwarze Färbung hatte. Jede Straße, jedes Haus, ja sogar der Himmel waren schwarz. Ich kam an ein großes, offenes Tor. Dahinter existierte mein Sohn.
Er trug schwarzes Leder als Mantel, Hose und Hemd. Um ihn herum waren große Blütengesichter, ebenfalls schwarz, die sich öffneten und dann wieder verschwanden. Es gab dort viele Tiere. Mein Sohn war allen bekannt und guter Dinge. Ich sah, wie er mit einem schwarzen Panther spielte. Den hatte er sich zu Lebzeiten immer gewünscht.
Dann erschien eine Art Spielbrett. Darauf sah ich zum ersten Mal in diesem Traum eine farbige Position, als kleine Filmeinlage: Eine Frau, die damit beschäftigt war, Ordnung in ihren Unterlagen zu schaffen. War ich diese Frau? Plötzlich zerplatzte das Bild und mir wurde bewusst, dass Ordnung eine Lernaufgabe für meinen Sohn gewesen ist.
Auf seiner Ebene brauchte er das nicht mehr. Alles war für ihn gut. Dann verabschiedete er sich von mir, und wir standen noch lange am Tor und umarmten uns. Es gab einen Abschiedskuss, und ich ging den schwarzen Weg entlang, zurück in meine Welt, wo ich erwachte.
Dieser Traum hat mir sehr gut getan, weil ich weiß, dass es meinem Sohn an nichts fehlt. Meine Liebe hat er gewiss!
„Hast du Angst vor dem Tod?“, fragte der kleine Prinz die Rose. Darauf antwortete sie: „Aber nein. Ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt soviel ich konnte. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem, der sie gegeben. So will ich warten auf das neue Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen.“
Antoine de Saint-Exupéry
Wir vermissen Dich!
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