Die Zeit steht still

von Mascha Kaléko (1907 – 1975)
Die Zeit steht still. Wir sind es, die vergehen.
Und doch, wenn wir im Zug vorüberwehen,
Scheint Haus und Feld und Herden, die da grasen,
Wie ein Phantom an uns vorbeizurasen.
Da winkt uns wer und schwindet wie im Traum,
Mit Haus und Feld, Laternenpfahl und Baum.

So weht wohl auch die Landschaft unsres Lebens
An uns vorbei zu einem andern Stern
Und ist im Nahekommen uns schon fern.
Sie anzuhalten suchen wir vergebens
Und wissen wohl, dies alles ist nur Trug.

Die Landschaft bleibt, indessen unser Zug
Zurücklegt die ihm zugemeßnen Meilen.

Die Zeit steht still, wir sind es, die enteilen.

Mascha Kaléko (1907-1975)

Autor: Gisela

Bitte auf meiner Seite "Über mich" nachlesen.

2 Gedanken zu „Die Zeit steht still“

  1. Dieses nachdenkenswerte Gedicht hast du wunderbar ausgesucht, Gisela. Es passt zu einem stillen, sonnigen Frühlingstag, wie ich ihn heute erlebe und genieße.
    Danke schön für dein Posting!

    1. Gerne würde ich mehr von dieser bemerkenswerten Dichterin veröffentlichen. Leider greift auch hier das Urheberrecht, denn es sind noch keine 70 Jahre nach ihrem Tod vergangen. Nun hoffe ich, dass ich dies Gedicht nicht löschen muss. Ich finde es sehr tiefgründig und schön. Danke, dass Du hier warst, liebe Roswitha. Herzliche Grüße, Gisela

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