Herbstgedanken

Flüchtig war’n des Sommers Düfte,
wie des Lebens angenehme Jahre,
zeichnen Farben zwischen dunklem Grün von gestern,
gelb und golden sind die Blätter, rötliche und müde,
Teppiche auf Wegen liegend und verwehend,
treiben durch die Welt in ferne Winkel,
wo es Menschen gibt, die lieben, lachen, leiden.

Weich, die Wege. Raschelnd klingt das Sterben
unter den Füßen schneller Schritte.
Natur – gedämpftes Leben!
Nur der Wind bewegt die Wolken,
weht den Staub der Straße,
und die letzten Rosen pflückt er,
streut die Blüten auf die feuchte Erde.
Die Natur, sie liegt zerbrechlich zwischen Herbst und Winter,
malt den Menschen goldne Sommerträume.

Nah ist das Ende, wo bereits der Anfang wartet,
umfangen vom Himmel, genährt von der Erde,
berufen von Gottes Wort, das alles Leben erschafft und erhält.
Am Ende des Jahres tragen wir die Jahreszeiten in uns,
mit ihren Erinnerungen und der Nostalgie ferner Zeiten.
Der Herbst entkleidet die Natur,
gönnt ihr im Winter eine Pause der Erneuerung,
um sie in neuem Kleid dem Frühling darzubieten.

Die Welt verändert sich, tauscht Dur in Moll,
nimmt einen tiefen Atemzug am Fenster in der Frühe,
wo die Menschen müd noch in den Betten schlummern.
Das Alter trägt Talente, Fähigkeiten und Weisheit
in die Zeit des Neuen, die Erfahrung sammelt, bis sie mit ihr vergeht.
Abschied von Zeitabschnitten, vom Leben, Herbst und Winter.
Neu zu erwachen, wie die Natur, ein neues Kleid bekommen,
das Leben neu entdecken, es zu lieben und Gott dafür zu danken,
für jedes Jahr, jeden Tag und jede Stunde.

Guido Reni (1575- 1642)

Autor: Gisela

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4 Gedanken zu „Herbstgedanken“

  1. Liebe Gisela,
    der Film war wie ein nachhause kommen. Der Anfang hat eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner letzten Ruhestätte. Dort wartet mein Mann schon auf mich.
    Dein Gedicht ist sehr einfühlsam.
    Lieben Gruß zu dir, Lilo

    1. Liebe Lilo, ich habe mir auch einen Friedwald ausgesucht, dort wo mein Sohn liegt. Der Herbst bringt sehr viele Erinnerungen aber auch gute Gedanken. Ich wünsche Dir einen schönen Abend und grüße Dich herzlich, Gisela

      1. Liebe Gisela, bei mir ist der Gedanke an eine Beisetzung in einem Friedwald aus der Tatsache entsprungen: Wer soll die Grabstellen von uns einmal pflegen? Ich habe so viele ungepflegte Gräber gesehen, Menschen die einfach vergessen wurden. Nach dem Motto, aus den Augen aus dem Sinn! Ich denke meine Entscheidung war richtig, denn ich würde jetzt keine Grabpflege mehr bewerkstelligen. Es ist nur etwas komisch wenn ich meinen Mann besuche, auch meine Ruhestätte zu sehen. Später sind wir dann wieder vereint! Es bereitet mir ein gutes Gefühl, und ich hoffe – alles wird nach meinen Wünschen geschehen.
        Aber ich brauche dir darüber sicherlich nichts weiter erzählen.
        Dir ebenfalls einen schönen Abend und herzliche Grüße, Lilo

        1. Liebe Lilo, ich kann Deine Entscheidung gut verstehen. Im jetzigen Gesundheitszustand könnte ich nicht mal mehr zum Friedhof gelangen. Mein Sohn lebte ähnlich zurückgezogen wie ich. Deshalb habe ich mich für die Bestattung im Friedwald entschieden. Es tut mir zwar sehr weh, aber ich konnte nicht an seiner Bestattung teilnehmen und den Friedwald kenne ich nur von Fotos. Auf meiner Beerdigung wird auch niemand dabei sein. Traurig – aber so ist das Leben!

          Liebe Grüße, Gisela

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