Mein Bruder

Foto: privat ca. 1968
Du warst für ihn,
was ich nie werden sollte:
Sein Papa Kind.
Er blickte stolz auf dich.

Abneigung war es,
die stets in ihm grollte;
kein Fünkchen Liebe
hatte er für mich.

Wir wurden groß
im Chaos der Gefühle,
das lenkte uns
auf unbestimmte Bahn.

Wie ich noch heut
den Druck des Müssens fühle,
der mir durch Enge
meinen Atem nahm!

Du schafftest deine Lehrzeit,
was ihn freute;
ich meine nicht,
sie gab mir keinen Sinn.

Dann nahmst du Drogen,
was dich später reute,
„Good bye!“ – Abschied und aus -
der dunklen Zeit Beginn.

Verschwunden sind sie,
die vertrauten Stimmen,
der Oma, Mutter, Vater,
du, sein Kind.

In Tübingen, da lebst du -
letztes Glimmen,
vom denen, die nicht mehr
am Leben sind.

Wie gerne wärst du
damals deinem Sehnen
nach Wiedersehn gefolgt,
ein einziges Mal.

Die Drogen luden dir
den Fron mit harten Szenen,
auf Geist und Körper,
viele an der Zahl.

Bist innerlich nur noch
von Angst zerrissen;
bist nicht mehr der,
der du gewesen bist.

Mir bleibt im Hoffen
ein geheimes Wissen,
dass unser Wiedersehen
im neuen Frühling ist.

Autor: Gisela

Bitte auf meiner Seite "Über mich" nachlesen.

6 Gedanken zu „Mein Bruder“

    1. Vielen Dank, lieber Martin! Deine Umarmung nehme ich gerne an. Meinen Bruder kann ich leider nicht erreichen. Er lebte in Tübingen, zuletzt im betreuten Wohnen und ist anscheinend wieder auf Droge. Die Strychninvergiftung deutet daraufhin. Man kann sich nicht normal mit ihm unterhalten. Er lebt in einer Welt, in der er sich ständig verfolgt fühlt.
      Ich wünsche ihm, dass er endlich Frieden findet. Beste Wünsche kann ich ihm nur gedanklich weitergeben. Liebe Grüße, Gisela 🫂.💚

  1. Der Text hat mich sehr berührt! Ähnliche Geschichten gibt es auch in meiner Familie. Vor allem der Bruder Schwester
    Konflikt. Ich frage mich warum nur?

    1. Jeder hat seinen Weg zu gehen. Möglicherweise war es vorbestimmt. Mich und meinen Bruder mögen wohl die Gene verbinden, aber die sind nur körperlich. Ich bin im Laufe des Lebens spirituell geworden. So war ich früher nicht. Ich frage mich oft, was in ihm vorgeht. Er ist eine gute Seele. Die Drogen haben ihn zerstört.

    1. Danke, lieber Reiner. Bis vor einer Woche hatte ich noch nie von meinem Bruder geträumt, jetzt fast täglich. Er lag in den letzten Wochen im Krankenhaus und erholt sich im Moment von einer Strychnienvergiftung und Unfall. Wie er heute aussieht? Es hat mich geschockt! Arme Seele. Ich kann nichts tun, nur an ihn denken. Liebe Grüße, Gisela

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