Sisyphus

Franz Stuck, ab 1906 Ritter von Stuck (1863-1928)
Eingehüllter Traum des Lebens,
bald verglüht dein letzter Funke,
jede Hoffnung scheint vergebens. -
Heb‘ ein Weinglas dir zum Trunke!

Wollt‘ Unsterblichkeit erlangen,
meine Energie soll brennen!
Hält mich doch kein Grab gefangen,
nichts soll mich vom Leben trennen. 

Göttlich war in jungen Jahren
unbeschwert des Daseins Gang.
Doch erst spät hab‘ ich erfahren,
droht schon bald der Untergang. 

War‘n die Götter mir gesonnen?
Sah den Todesengel warten!
Sterblichkeit hab ich gewonnen,
ein Mysterium, der Garten. 

Eden’s Tore sind verschlossen;
täusch‘ den Tod mit List und Schläue,
hab‘ die Unterwelt durchstoßen:
Schließt ein Leben, folgt das neue. 

Seht nur, wie die Götter strafen -
ich missachte ihr Gebot!
Wie sie jeden Menschen trafen -
endlos ist die Lebensnot. 

Sisyphus Beschwerlichkeiten,
dabei frohgemut, nicht grollend,
täglich auf den Berg zu steigen,
erfreut sein am Herunterrollen
des Felsblocks, den er mühevoll
nun wieder aufwärtsschieben soll. 

Des Lebens Mühsal auf sich nehmen,
am Ende froh, gelassen sein,
trotz hartem Weg, dem unbequemen,
das macht den Tod vergänglich klein. 

Autor: Gisela

Bitte auf meiner Seite "Über mich" nachlesen.

2 Gedanken zu „Sisyphus“

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