Saat und Ernte

Der Sämann bei untergehender Sonne – Vincent van Gogh (1853-1890)

Einst streute ich Samen auf Himmelswiesen,
gar prachtvoll und bunt war das Blühen,
und zwischen den wachsenden Paradiesen,
sah ich Engel Freude versprühen.

Auch streute ich tote Saat auf die Fluren,
der Wind trug sie in dunkle Welten.
Verloren das Leben in all ihren Spuren;
nichts konnte zum Keimen verhelfen.

Ich säte Samen der Liebe auf Äcker,
die karg und verdorben mir schienen.
Doch seht nur, die Saat war ihr sanfter Erwecker,
denn die Liebe ging auf in ihnen.

Dem Hass und der Wut war das Feld bereitet
durch mich; fegte fort das mit Liebe Gesäte.
Wie Unkraut wuchert das Übel, verbreitet
sich tückisch, verdarb Saaten und Beete.

Manch bittere Saat konnte Wurzeln schlagen,
war in meinem Lebensacker das Amen.
Nun leb’ ich auf ihm, ernte all seine Plagen
und weiß, ich selbst legte den Samen.

Mit dem, was ich säte in vergangenen Zeiten,
bin ich in dies Leben gegangen.
Meinen Lohn für Saat und Ackerarbeiten
werde ich einst zur Ernte empfangen.

Heimatgefühl

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Da gibt es keine Heimat mehr, Geborgenheit und Liebe,
die liebe Gegenwart, die ewig bei uns bliebe. 

Wir fühlen ein Verlassensein auf Erden,
von Menschen, die uns wert, geliebt zu werden. 

Vertrautheit, die wir einst vernahmen, schwindet,
und jede Brücke, die im Glück verband, verschwindet.

Auf diesem Lebensfeld der großen Energie,
zieht man sich an, verliert die Harmonie;

man stößt sich ab, sucht anderswo zu stranden,
um von der Heimatruh erfüllt und reich zu landen.

Kaum spürbar ist der Riss, der unversehens
zu einem Abgrund wird, des Nichtverstehens. 

Doch wissen wir erst, wenn ein Mensch gegangen,
dass er die Heimat war und nur das Bild verhangen. 

Die Energie des Lebens ändert sich im Fluss,
verbindet, trennt – ist des Alleinseins Schluss.