Scheinheilige und die christliche Urgemeinde

sektenartige Verbindung

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Der Kreis, in dem Jesus und seine Anhänger gewirkt hatte, war klein und eine unscheinbare sektenartige Verbindung im Judentum. Ihr Oberhaupt war Jakobus, Jesus Bruder, neben dem eifrigen Petrus und dem schwärmerischen Johannes. Sie bekehrten Tausende, empfingen angeblich den Heiligen Geist für ihre Mission und waren Gestalter ihrer Gemeinde. Aus ihrer Gütergemeinschaft heraus sendeten sie Bekehrer zu den auswärtigen Gemeinden.

Sie waren Juden und blieben es, wie ihre Anhänger und besuchten gemeinsam die Halle Salomos. (Apostelg. 5,12) Ihr Glaube enthielt Bestandteile anderer Sekten: von den Pharisäern die Auferstehung am Ende der Welt und das Weltgericht, welches die Sadduzäer leugneten, aber trotzdem Priester sein konnten, von den Essäern, die Gütergemeinschaft und Bruderliebe, von den Sadduzäern die kluge Unterordnung unter die römische Regierung.

Im Judentum gab es vielerlei Abweichungen: Jesus erzählt von Männern, die sich in syrischer Weise selbst verstümmelten, um sündenfrei zu bleiben (Mat. 19,12), und es gab Altgläubige, die nur die Thora (die 5 Bücher Moses) anerkennen wollten. Es gab Juden, die zum Heidentum übergetreten waren, weil sie sich davon ein bequemeres Leben versprachen.

Daneben musste sich die christliche Urgemeinde behaupten, was ihnen gut gelang, denn der Messias-Glaube war echt jüdisch und seine prophezeite Wiederkehr war damals nur für die Juden bestimmt. So hofften sie auf das baldige Erscheinen des Erlösers und durch ihn auf die Befreiung von der Unterdrückung durch die Römer. Niemand sonst, als die Juden konnten Nutzen davon haben. So gingen auch die von Jerusalem ausgesandten Jünger und deren Schüler allerorts nur zu Juden. Dort unterschieden sich ihre Geschichten von der Behauptung, dass der Messias bereits gelebt habe und in Kürze wiederkehren würde mit einer Legion von Engel (Mat. 25, 31), um sein Volk zu befreien und ihm alle Heiden zu unterwerfen.

In der Apostelgeschichte gibt es Belege für die Unterscheidung zu anderen Juden in der Zeit.

1. Die Begründung der Gütergemeinschaft (2, 44-45; 4, 32-37). Todesstrafe bei teilweise eigennütziger Zurückhaltung seines Eigentums (5, 1-5).

2. Die Lehre, dass der gekreuzigte Jesus aus Nazareth der echte Messias sei, auf den bereits alle alten Weissagungen Davids und der Propheten gedeutet hätten. Der am 3. Tag nach seinem Tod aus dem Grab auferstanden sei und zum Himmel geflogen ist, zur rechten Hand Gottes sitze und bald wiederkäme.

3. Die Lehre, dass jeder, der diesen Glauben vertritt, die Vergebung seiner Sünden erlangt und teilhaben soll am Reich der Herrlichkeit, welches der wiederkehrende Messias für die Juden errichten werde. Diese Verheißung sollte sich noch während der Lebenszeit der gläubigen Gemeinschaft erfüllen.

    Die Zeit forderte die Lockerung der Gesetze. Es wurden in den Gemeinschaften Heiden als Genossen aufgenommen, denen man Erleichterungen zuließ. (Apostelg. 15, 24)

    Die Menschen damals waren ungebildet und die wenigen, die durch Reichtum und Schulung höhergebildet waren, wurden in die geheimen Praktiken der Priesterschaft eingeweiht und traten dadurch mit einer gewissen Erhabenheit auf, über den Glauben des einfachen Volkes. Sie waren zusammen mit den Priestern der Meinung, dass man nur durch Mythologie das Volk in Ruhe halten konnte.

    Die Propheten der Semiten waren immer schon im Streit mit den Priestern und bezeichneten sie als Heuchler und Lügner. Diese beschuldigten sie wiederum Leugner und Spötter der Götter zu sein.
    (Apostelg. 7, 51-53)

    Die Machenschaften der damaligen Priester waren bekannt, denn ihr Glaube war ihr Broterwerb und sie lebten gut durch Täuschung des einfältigen Volkes und Pflege des Aberglaubens. In den großen Hochschulen waren alte Glaubensgerüste längst zerstört und erklärt durch Physik, Menschenverstand und Schicksal.

    Aber das Volk fürchtete die Strafe der Götter durch Krankheiten immer noch und erhoffte sich durch priesterliches Gebet die von den Göttern erhoffte Speisung der hungernden Armen. Es waren die Priester, die sich auf deren Kosten mästeten und durch Schwindel, Betrug und Unsittlichkeiten ein ‚gutes‘ Leben ergaunerten.

    Die heilige Sprache

    Turmbau zu Babel – Pieter Brügel  1525-1569

    Ist jeder Mensch, der früher einmal gelebt hat, jeder seiner Gedanken, wirklich ganz verschwunden, oder lebt er weiter, von Welt zu Welt, von einer Zeit zur anderen, von Ewigkeit zu Ewigkeit?

    Trotz aller Umstürze und Umbrüche bleibt ‚das Wort‘ bestehen. Von Generation zu Generation wird es schriftlich oder mündlich weitergereicht. Es ist uns Menschen die „Tewa“, die Arche Noah. Dort wird alles mitgenommen, in die neue Welt hinübergetragen. Dort entsteht Leben unter anderen Verhältnissen. So erzählen die Göttersagen vom Leben in früheren Welten und tragen so das Entstehen vom Uranfang mit sich durch alle weltlichen Zeitalter hindurch.

    ‚Das Wort‘ überlebte so manchen Weltuntergang. Angefangen von der Geschichte des Menschen im Paradies und vom Untergang des Paradieses für den Menschen. Wir lesen von Kains Vertreibung und vom Weltuntergang im Geschlecht Enosch, dem 3. Sohn Adam und Evas. Damals begann man den Namen Gottes, JHWH, anzurufen.

    Weiter erfahren wir vom Untergang durch die Sintflut (diese Geschichte wird bereits im Gilgamesch-Epos beschrieben ca. 1800 v. Chr.) und der Zerstörung von Sodom und Gomorrha. Es gibt viele Weltveränderungen und Hungersnöte. Mythen erzählen von einer Distanzierung zwischen Himmel und Erde; der Abstand hätte sich 10-mal verändert. Auch hätte der Mensch des Altertums eine andere Luftzusammensetzung geatmet. Die Welt ist schon mehrfach aus den Fugen geraten und hat sich selbst erneuert. Geschöpfe, wie Dinosaurier, Riesen sind ausgestorben, angeblich durch einen Meteoriten Einschlag, dann die Eiszeit…neues, anderes Leben.

    Die Bibel zeigt Bilder von Verwüstungen, durch die die Welt augenblicklich ihr Gesicht änderte. Nach dem Untergang Babels bekam die Menschheit ein anderes Bewusstsein.

    Wenn Tewa die Arche Noah des Wortes ist, was bietet sie den Menschen, wenn sich Worte wieder tiefgründig erschließen lassen und nicht, wie heutzutage nur oberflächlich ausgesprochen werden? Die Gesellschaft befasst sich im Moment größtenteils mit gedankenlos hingeworfenen Sprachfetzen – siehe Facebook und Co. Man redet davon, die Handschrift abschaffen zu wollen. Dabei hat jedes Wort einen tieferen Inhalt, jede Handschrift zeigt den individuellen Charakter des Schreibers.

    Manchmal erinnern wir uns an die Gedanken in uns und nehmen sie wahr durch unsere Wahrnehmung.

    Im ‚Wort‘ wird das Bild einer besonderen Spaltung der Menschheit dargestellt, wenn nämlich beim Turmbau zu Babel eine Wortverwirrung über die Menschen kommt, weil diese durch die Errungenschaften ihres diesseitigen Denkens und Handels glauben, den Sinn des Lebens zu erfahren.

    So ist das auch bei den vielen Religionen: Das Wort verliert seine Einheit, gerät aus den Fugen. Jeder versteht unter den gleichen Worten etwas anderes. Damals entwickelte sich die Menschheit zurück und heute?

    Die Menschheit lebt auf wissenschaftlich gestützter Basis, läuft aber jedem Wahn hinterher, seien es Mode, Schönheit oder Sport. In Demonstrationen und Kriegen wird der Mensch zum Messer- oder Stein schwingenden, brüllenden Primitiven, der seine Begehrlichkeiten durchsetzen will. Die vielen Gaffer, die sich am Elend anderer weiden und gar nicht wissen, was sie da tun. Die Geldgier kennt keine Grenzen, denn es gilt nicht das Wohl der Allgemeinheit, sondern lediglich das eigene. Reisen ohne Grenzen, um die eigene primitive Kultur in die Welt zu tragen, Kinder schänden, mit Unterstützung der frommen Kirchenleute; überall Blut, Krieg und Spiele. Weltweit hungernde Menschen und andererseits maßloses Schlachten und Essen von allem was sich bewegt.

    So ist die Welt minderwertig geworden. Das Wort bildet den Charakter des Menschen. In den ‚Sozialen Netzwerken‘ haben manche Menschen schon längst ihren Charakter verloren und zeigen anonym ihren wahren. So wird der Sinn der Sprache zerstört. Aber auch der fehlgeleitete Mensch ist im Wesen ‚Mensch im Bilde Gottes‘.  Viele meinen, wir sehen aus wie Er. Hat jemand, der ALLES ist, ein Aussehen? Nein, das würde jeden Rahmen und jede Fantasie sprengen. Gott bildete uns nach seiner Idee. Es braucht viel Geduld, um den edlen Kern unter der Bösartigkeit eines Menschen zu finden.

    Einerseits ist so mancher Mensch an geistiger Größe gewachsen, andererseits erscheint mancher hier auf dieser Welt leichtsinnig und beschränkt. Deshalb braucht der Mensch hier Grenzen durch irdische Gesetze.

    Mit dem Verlust des Wortes in den Sprachen geht auch die Erinnerung verloren. Mit dem Wort wird das Leben durch die Zeit getragen. Bei verstümmelten Worten und Geschichten kann Verwirrung nicht ausbleiben. Naht ein neuer Weltuntergang?

    Das ganze Leben hier ist Gebet. Jeder Gedanke, jedes Wort, jede Tat sind Teil des Gespräches.

    Gehen wir bedacht damit um!