Erinnerungen

Baron Frederic Leigthon 1830-1896

Ach, wie weh wird mir ums Herz,
lausche still den dunklen Tönen;
Seele fühlt den tot geglaubten Schmerz,
kann sich noch nicht ganz versöhnen.
 
Längst vergangen und vorbei
sind die beweinten Zeiten,
dass manche Hoffnung brach entzwei,
wird bang betrübt mich leiten.
 
Die Menschen, die ich einst geliebt,
sind fern und fremd geworden.
Das Glück schlich fort, so wie ein Dieb,
und blieb fortan verloren.
 
So oft geharret und gehofft,
vergeblich war mein Warten,
zierte statt Rosen nur zu oft,
Verdruss den Lebensgarten.
 
Was dort an Blüten voller Pracht,
mit Liebe einst gesäet,
hat mir das Schicksal über Nacht,
wohl gänzlich fort gemähet.
 
Mit leeren Händen steh ich nun,
mein Herz der Wunden viele.
Oh, lieber Gott tausch‘ durch dein Tun,
Unglück in Glücksgefühle.
 

Einsamkeit

Caspar David Friedrich 1774-1840 – Frau am Fenster

Keine Stimme, die ruft,
kein Herz, dem ich fehle,
nur Einsamkeit, Stille,
durch die ich mich quäle –
aus der Ferne, der Klang der Motoren
und manchmal will sich die Ruhe
in meine Seele bohren.
 
Suche Beschäftigung,
die diesen Bann durchbricht,
doch wirklich finde ich sie nicht.
Kann mich nicht fügen,
nicht konzentrieren,
möcht‘ manchmal den Verstand verlieren.
 
Ich schau die Wände an –
es sind dieselben, die ich vor einer Stunde sah;
verwandeln möchte ich die gelben
in bunte, mit Punkten,
die ich dann zählen könnte,
um mich abzulenken,
vom Denken.