Lebensabschnittsgefährten

So viele Menschen kamen in mein Leben,
ein Stück des Weges teilten sie mit mir.
Gefährten schöner Jahre, doch fiel Regen,
gingen sie fort und blieben nicht mehr hier. 

Ins Nirgends gingen sie durch Nebelwände,
nicht einsehbar, auf fährtenlosen Spuren;
verschwunden in der Zeit – nun sind sie Fremde,
in meinem Lebensspiel wie kalte Schachfiguren.

Gestalten wurden sie, zu dunklen und zu hellen,
die ‚Dame‘ schlagend in so manchem Zug.
Ich war der Baum, den sie versucht zu fällen;
nur Kerben blieben nach des Fallbeils Flug. 

Der Fremden Leben sind wie graue Schleier,
so wie der Herbst sie webt in kühler Nacht.
Verrauscht schon lang so manche Erntefeier,
reif die Erkenntnis, die vergessen macht. 

Schachspiel des Lebens

Faust und Mephisto – Moritz Friedrich A. Retzsch (1779-1857)

Hölzern stehen die Figuren,
stets bereit zum Vorwärtsgehen.
Führen Krieg in Spielstrukturen,
fallen lautlos und bequem.

Platz genau stehn sie am Orte,
der für sie gegeben ist,
und sie spielen ohne Worte,
unterliegen mancher List.

Augenmerk auf fremden Zügen
wird des Spielers Pflichtgebot.
Spricht das Handeln andrer Lügen,
wird ein Bauernopfer Not.

Was mit leichter Hand verschoben,
sind Figuren auf dem Brett,
Zug auf Zug in sich verwoben
machen Denken zum Duett.

So wird aus Fehlern, falschem Handeln,
geschärfter Weitblick und Verstand.
Verluste in Gewinn verwandeln,
liegt in des Spielers kluger Hand.

Froh und frei magst du die Wege
auf des Lebens Schachbrett gehen,
gib den Zügen der Figuren
stets ein lächelndes Verstehen.

Bewerte Sieg und Niederlage
nur als des Erlebens Zweck,
wo in des Schattenkampfes Waage
du Seelenkraft bist, nicht das Brett.