Sommersonnenwende

Hugo Mühlig (1854-1929) – Heuernte am Niederrhein

Die Reife des Sommers bringt Ernte ins Land,
saß als Kind auf dem Heuwagen, oben.
fühlte den Weizen unter der Hand,
seh‘ die Halme im Sommerwind wogen.

Brachten die Schnitter mit Sense und Müh‘
das Getreide in Mühle und Scheuer,
erwartete uns Kinder bereits in der Früh‘,
ein willkommenes Abenteuer.

Hab versucht, auf den Plätzen von einst,
Szenen von damals zu finden,
doch die Gassen sind fremd, die Höfe verwaist,
muss den Strauß aus Erinnerung binden.

Der Schnitter macht vor Menschen nicht Halt –
es sind schon so viele gegangen.
Nach dem Ende des Sommers wird es bald kalt,
das Gedächtnis mit Nebel verhangen.

Ein auf Kopfsteinpflaster endender Klang,
Nachhall gemachter Schritte,
gleicht Sisyphus Arbeit ein Leben lang,
verbleibt im Körper, als Schwere der Tritte.

Schönheit verging, erst heimlich, dann schnell.
Der Frühling ist lang schon Geschichte,
dessen Last trag ich heut noch, wie ein Rebell,
zum Richtplatz… auf dem ich vergebe, nicht richte.