An die Freude

Ode von Friedrich von Schiller (1785)
Vertonung: Ludwig van Beethoven (1824) 9. Sinfonie

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
was der Mode Schwerd getheilt;
Bettler werden Fürstenbrüder,
wo dein sanfter Flügel weilt.

C h o r.
Seid umschlungen Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder – überm Sternenzelt
muß ein lieber Vater wohnen.

Wem der große Wurf gelungen,
eines Freundes Freund zu seyn;
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!
Ja – wer auch nur e i n e Seele
s e i n nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund!

C h o r.
Was den großen Ring bewohnet
huldige der Simpathie!
Zu den Sternen leitet sie,
Wo der U n b e k a n n t e tronet.

Freude trinken alle Wesen
an den Brüsten der Natur,
Alle Guten, alle Bösen
folgen ihrer Rosenspur.
Küße gab sie u n s und R e b e n ,
einen Freund, geprüft im Tod.
Wollust ward dem Wurm gegeben,
und der Cherub steht vor Gott.

C h o r.
Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahndest du den Schöpfer, Welt?
Such’ ihn überm Sternenzelt,
über Sternen muß er wohnen.

Freude heißt die starke Feder
in der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
in der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
die des Sehers Rohr nicht kennt!

C h o r.
Froh, wie seine Sonnen fliegen,
durch des Himmels prächtgen Plan,
Laufet Brüder eure Bahn,
freudig, wie ein Held zu siegen.

Aus der Wahrheit Feuerspiegel
lächelt s i e den Forscher an.
Zu der Tugend steilem Hügel
leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den Riß gesprengter Särge
s i e im Chor der Engel stehn.

C h o r.
Duldet mutig Millionen!
Duldet für die beßre Welt!
Droben überm Sternenzelt
wird ein großer Gott belohnen.

Göttern kann man nicht vergelten,
schön ists ihnen gleich zu seyn.
Gram und Armut soll sich melden
mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
unserm Todfeind sei verziehn.
Keine Thräne soll ihn pressen,
keine Reue nage ihn.

C h o r.
Unser Schuldbuch sei vernichtet!
ausgesöhnt die ganze Welt!
Brüder – überm Sternenzelt
richtet Gott wie wir gerichtet.

F r e u d e sprudelt in Pokalen,
in der Traube goldnem Blut
trinken Sanftmut Kannibalen,
Die Verzweiflung Heldenmut – –
Brüder fliegt von euren Sitzen,
wenn der volle Römer kraißt,
Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:
Dieses Glas dem guten Geist.

C h o r.
Den der Sterne Wirbel loben,
den des Seraphs Hymne preist,
Dieses Glas dem guten Geist,
überm Sternenzelt dort oben.

Festen Mut in schwerem Leiden,
Hülfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königstronen, –
Brüder, gält’ es Gut und Blut –
Dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lügenbrut!

C h o r.
Schließt den heilgen Zirkel dichter,
schwört bei diesem goldnen Wein:
Dem Gelübde treu zu sein,
schwört es bei dem Sternenrichter!

Rettung von Tirannenketten,
Großmut auch dem Bösewicht,
Hoffnung auf den Sterbebetten,
Gnade auf dem Hochgericht!
Auch die Toden sollen leben!
Brüder trinkt und stimmet ein,
Allen Sündern soll vergeben,
und die Hölle nicht mehr seyn.

C h o r.
Eine heitre Abschiedsstunde!
süßen Schlaf im Leichentuch!
Brüder – einen sanften Spruch
Aus des Todtenrichters Munde!
Friedrich von Schiller (1759-1805)
Auftragsmalerei: Larissa Krause

Die 1808 posthum veröffentlichte Variante des Gedichtes war um die letzte Strophe gekürzt und zeigte eine andere Wortwahl in der ersten Strophe:

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.

Aus meinem autobiografischen Roman „Schiller – Erinnerungen„:

„In Leipzig gehörte Körner seit 1777 der Freimaurerloge „Minerva zu den drei Palmen“ an. Bereits während unseres gemeinsamen Aufenthaltes in Gohlis hatte er eines Tages die Bitte an mich herangetragen, für die Tafel der Loge eine Ode zu dichten. Ich hatte sie zu seiner Hochzeit teilweise fertiggestellt und vollendete sie schließlich in Dresden.

Der Hymnus „An die Freude“, der die Beziehung des Menschen zu einer göttlichen Ordnung beschreibt und von Freundesliebe, Gattenliebe und Weltbruderkette erzählt, wurde von Göschen am 23. Februar 1786 in der Thalia gedruckt.“

Autor: Gisela

Bitte auf meiner Seite "Über mich" nachlesen.

6 Gedanken zu „An die Freude“

  1. BONNE JOURNÉE OU SOIRÉE

    Bonjour ou bonsoir
    Bonne journée ou soirée sous la douceur
    Demain sera la nouvelle année 2023
    Ce jour compte tes bonnes actions
    Chaque matin remplis ton esprit de pensées positives
    C’est un secret pour être heureux
    Le proverbe
    L’avenir appartient à ceux qui se lèvent tôt
    Alors ne soit pas en retard pour les taches qui t’appartiennent
    Je suis juste là pour te dire bonjour ou bonsoir avec mon amitié
    Bonne heureuse Année 2023
    https://i.postimg.cc/t4kmQD0h/R.jpg

    Bise amicale BERNARD

    1. Le pur, le non vécu,
      comme un livre,
      avec des pages blanches,
      écrites par la vie elle-même,
      avec la vérité, l’espoir,
      la guerre et la paix,
      avec le bien et le mal,
      avec des signes clairs ou sombres
      à la joie ou même à la souffrance,
      offre chaque jour nouveau
      comme un cadeau pour toi.

      Comme tu rempliras les heures,
      avec la vie ou la mort,
      avec de l’amour, des adieux,
      est entre tes mains…
      est le plan de Dieu.

      La vieille année s’est écoulée ;
      Les destins qu’elle portait,
      se rattachent et projettent des ombres
      sur la nouvelle, immaculée.

      Dans le livre de vie
      Dieu tourne la page suivante.
      Remplis de ta lumière les jours
      de tes années.
      Éclaire tout ce qui est obscur,
      Dissous les ombres,
      vers un nouvel espoir,
      dans un cycle éternel !

      Cher Bernard, je te souhaite une nouvelle année paisible, pleine de santé et de bonheur. Salutations cordiales de Gisela

  2. Danke liebe Gisela für dieses, für mich besondere Lied. Es begleitet mich schon mein ganzes Leben. Es erinnert mich an meinen Opa, denn er hat es auch immer gesungen.
    Komm gut ins Jahr 2023.
    Lieben Gruß, Lilo

    1. Ich habe auch persönliche Erinnerungen an diese Ode, liebe Lilo. Einen guten Rutsch wünsche ich Dir und ein friedvolles neues Jahr mit Gesundheit und Freude. Liebe Grüße, Gisela

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