Der fliegende Robert

aus: „Der Struwwelpeter“, Frankfurt, 1876

Wenn der Regen niederbraust,
wenn der Sturm das Feld durchsaust,
bleiben Mädchen oder Buben
hübsch daheim in ihren Stuben.
Robert aber dachte: Nein!
Das muss draußen herrlich sein!
Und im Felde patschet er
mit dem Regenschirm umher.

Hui, wie pfeift der Sturm und keucht,
dass der Baum sich niederbeugt!
Seht! Den Schirm erfasst der Wind,
und der Robert fliegt geschwind
durch die Luft so hoch, so weit.
Niemand hört ihn, wenn er schreit.
An die Wolken stößt er schon,
und der Hut fliegt auch davon.

Schirm und Robert fliegen dort
durch die Wolken immerfort.
Und der Hut fliegt weit voran,
stößt zuletzt am Himmel an.
Wo der Wind sie hingetragen,
Ja, das weiß kein Mensch zu sagen.

Kinderbuch von:

Dr. Heinrich Hoffmann (1809-1894)



Obwohl das Kinderbuch heutzutage zur ’schwarzen‘ Pädagogik gehört, war es noch zu meiner Zeit ein Mittel der Erziehung. Bereits mit vier Jahren konnte ich es auswendig. Es war Angst machend und doch spannend zu gleich. Ich habe mich in vielen Geschichten wiedergefunden.

Autor: Gisela

Bitte auf meiner Seite "Über mich" nachlesen.

12 Gedanken zu „Der fliegende Robert“

  1. Liebe Gisela, der Struwelpeter ist wie die Märchen: grausam, streng, warnend und doch faszinierend. Wenn ich bedenke, dass heute am Fernsehen so viele Krimis geschaut werden, lobe ich mir die Märchen und unsere Kinderbücher. Sie sind ein kulturelles Erbe, das man nicht einfach so wegwischen sollte. Danke für die Erinnerung und liebe Grüsse, Elisa

  2. Der Struwelpeter war mein erstes Buch und ich habe es gut aufbewahrt. Ich wollte es später an meine Kinder weitergeben. In der Zwischenzeit hat mein Sohn es auch schon an seine Kinder weitergereicht. Wahrscheinlich wird es, obwohl es schon sehr abgewetzt ist, noch weitere Generationen erfreuen. Ich bin fest davon überzeugt das es Bücher gibt die niemals an Attraktivität verlieren.
    Liebe Gisela, hab einen schönen Abend.
    Viele Grüße, Lilo

  3. Ich fand den struwelpeter schrecklich und doch faszinierte mich das Buch. Geschadet hat es mir nicht, im Gegenteil, ich habe mir früh schon viele Gedanken zum Thema gemacht. Selber habe ich auch so blöde Erziehungsmethoden erlebt. Ich habe immer noch ein Exemplar als abschreckendere Beispiel im Bücherregal

    1. Das Buch brachte ein Kind zum Nachdenken. Ich habe mich vor dem Schneider mit der Schere gefürchtet, der die Daumen abschnitt, wenn man daran lutschte…und ich lutschte lange. Ein altes Exemplar habe ich auch im Regal. Liebe Grüße 😊

      1. Genau, dieses Bild mit den abgeschnittenen Daumen, gleich wie Hände abhacken. In etlicher kaputten Seele werden solche Ideen geboren??! Meine Kinder durften lutschen, solange sie wollten 😀

        1. Ich habe noch bis 12 gelutscht, bis auf den Knochen. War damit beim Kinderarzt. Von Folgen einer seelischen Misshandlung wollte damals niemand etwas wissen. Meine Kinder haben nicht am Daumen gelutscht. LG

  4. Früher von jeder Oma vorgelesen und heute in Bann. So eine Art Gut Mensch Bücherverbrennung..Da wollen bestimmte Ideologen wohl die halbe Weltliteratur auslöschen. Pfui, spricht da fast Jeder (der noch alle Sinne beisammen hat).

    1. Ja, so ändert sich alles! Von diesen Gut-Menschen halte ich nicht viel. Sie schleppen und pampern ihre Kinder und hindern sie am Erfahrungen sammeln und selbstständig werden. Kinder werden sich in dieser Welt noch oft genug die Finger verbrennen. Man kann sie nicht vor allem bewahren. LG Gisela

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