Kinderspiele

1956
Einst, auf asphaltfreien Straßen,
in den Zeiten nach dem Krieg,
als dort viele Kinder spaßten,
die der Tag ins Freie trieb.

Drinnen hingen Wäscheleinen,
füllten sich mit nassen Sachen,
in dem Wohnzimmer, dem kleinen,
war kein Platz zum Späße machen.
Wenn die Welt in Nebel sank
oder lag im tief Verschneiten,
war’n wir draußen, stundenlang,
spielten frierend in den Weiten.

Hatten rot gefror’ne Hände,
trotz der Fäustlinge am Bande,
die im Krieg zerschoss’nen Wände
boten Platz am Straßenrande.

„Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?“,
klang das Spiel mit Kinderfragen,
niemand war vor’m weißen bang, 
kein Mund wagte es zu sagen.

Und wir saßen auf den Steinen,
auf den alten Treppenstufen.
Unser Lachen, unser Weinen,
unterbrach nur Mutters Rufen. 

Schmerzvoll taute jeder Finger,
auf dem Essen lag ein Schweigen,
und des Vaters ernste Miene
ließ mich schnell nach draußen treiben. 

Autor: Gisela

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4 Gedanken zu „Kinderspiele“

  1. Das tut einem in der Seele weh, liebe Gisela. Ich habe schon einiges erlebt, das ich lieber missen möchte, aber bei Dir scheint es viel viel schlimmer gewesen zu sein. Ich bewundere Deine Kraft, trotzdem weiterzumachen. Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und viele kleine schöne Momente. Liebe Grüße, Marie

    1. Liebe Marie, die vielen schönen Momente erlebe ich mit meinen Katzen, aber auch draußen von meinen Fenstern aus, die Eichhörnchen und Vögel. Mit Menschen hatte ich nie solch ein Glück. Es ist mir immer eine Freude, wenn Du schreibst. Herzliche Grüße, Gisela

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