Im Namen der vielen Menschen, die nach Vertreibung aus Österreich dort Heimat fanden und im letzten Jahrhundert wieder das Land verlassen mussten, habe ich dies Gedicht auch im Andenken an Immanuel Kant im Jahre 2004 verfasst. Obwohl ich nie dort gewesen bin, habe ich mich aufgrund der Erzählungen meiner Oma immer verbunden gefühlt. Geschichten mysteriöser Vorkommnisse einer kinderreichen Bauernfamilie, mit einem Hauch Melancholie behaftet, der immer noch durch meine Tage schwebt.
Ostpreußen
Östlicher Geist lässt mich nicht ruhn,
verwurzelt tief in mir, erfüllt mein Herz,
und als entfernte sich von dort mein Tun,
trieb all’ mein Denken dennoch heimatwärts.
Konnte nicht lassen von den alten Plätzen,
rief doch die Heimat tief in meiner Brust.
Melancholie spricht hier aus diesen Sätzen,
und weckt in mir die alte Sinneslust.
Du fernes Land, vertraut war mir dein Duft,
in großer Weite bis zum Horizont der Blick,
herb war dein Klima, rau die Küstenluft,
gern denke ich an Königsberg zurück.
Wo dunkle Wälder sich in lichten Breiten
erstrecken bis zum Memel Strand,
wo Störche stolz durch weite Sümpfe schreiten,
dort treibt der kalte Wind durchs flache Land.
Du, meines Wirkens Stätte, ach, so fern,
längst wächst das Gras über die alten Mauern,
wird die vergang’ne Zeit in meiner Seele Kern
doch alle Ewigkeiten überdauern.