von Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Rezitation: Christian Reiner
Wenn aus dem Himmel hellere Wonne sich herabgießt, eine Freude den Menschen kommt, daß sie sich wundern über manches Sichtbares, Höheres, Angenehmes: Wie tönet lieblich heilger Gesang dazu! Wie lacht das Herz in Liedern die Wahrheit an, daß Freudigkeit an einem Bildnis – über dem Stege beginnen Schafe den Zug, der fast in dämmernde Wälder geht. Die Wiesen aber, welche mit lautrem Grün bedeckt sind, sind wie jene Heide, welche gewöhnlicher Weise nah ist dem dunkeln Walde. Da, auf den Wiesen auch verweilen diese Schafe. Die Gipfel, die umher sind, nackte Höhen sind mit Eichen bedecket und seltnen Tannen. Da, wo des Stromes regsame Wellen sind, daß einer, der vorüber des Weges kommt, froh hinschaut, da erhebt der Berge sanfte Gestalt und der Weinberg hoch sich. Zwar gehn die Treppen unter den Reben hoch herunter, wo der Obstbaum blühend darüber steht und Duft an wilden Hecken weilet, wo die verborgenen Veilchen sprossen; Gewässer aber rieseln herab, und sanft ist hörbar dort ein Rauschen den ganzen Tag; die Orte aber in der Gegend Ruhen und schweigen den Nachmittag durch.