Genius loci in Weimar
Es gibt einen Ort dessen Schwingung
erstrahlt mir so rein wie Kristall.
In seinen Facetten, da spiegelt
sich dein Geist noch ein letztes Mal.
Spür’ noch deinen Arm, deine Blicke,
die heller erstrahlten als Licht.
Warst mir der Schönste zum Glücke,
erhaben, dein Geist, dein Gesicht.
Als leise im Frühlingserwachen
dein Mund mich zärtlich berührt,
da hab ich auf heißen Wangen
den Hauch deiner Liebe gespürt.
In unseren Herzen lag Frieden,
Glückseligkeit gab uns Geleit,
doch blühten die Herbstzeitlosen
uns lange schon vor der Zeit.
Das Schicksal, es streute uns Rosen,
doch der Geist unsrer Liebe trieb fort.
Vorbei ist das Streicheln und Kosen,
die Blüten, zertreten, verdorrt.
Das Leben hat alles genommen;
dein Geist ist so fern mir, so weit.
Nun ist der Winter gekommen –
du hast dich von mir befreit!