O wunderbares, tiefes Schweigen, Wie einsam ist's noch auf der Welt! Die Wälder nur sich leise neigen, Als ging' der Herr durchs stille Feld. Ich fühl mich recht wie neu geschaffen, Wo ist die Sorge nun und Not? Was mich noch gestern wollt erschlaffen, Ich schäm mich des im Morgenrot. Die Welt mit ihrem Gram und Glücke Will ich, ein Pilger, frohbereit Betreten nur wie eine Brücke Zu dir, Herr, übern Strom der Zeit. Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd, Um schnöden Sold der Eitelkeit: Zerschlag mein Saitenspiel, und schauernd Schweig ich vor dir in Ewigkeit.
Schlagwort: Joseph von Eichendorff
Dezember Ausklang
Geweihte Stunden im alten und neuen Jahr
Für dieses Jahr möchte ich mich verabschieden.
Danke, dass Ihr mir Eure Zeit gewidmet habt beim Besuch meiner Seiten.
Ich wünsche allen ein besinnliches, frohes Weihnachtsfest
und vor allen Dingen Gottes Segen und Gesundheit.
‚Schaut‘ mit den Herzen und ‚rutscht‘ gut ins neue Jahr.
Weihnachten
Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend‘ geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen-
O du gnadenreiche Zeit!
In einem kühlen Grunde
In einem kühlen Grunde,
da geht ein Mühlenrad.
Mein Liebchen ist verschwunden,
das dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu‘ versprochen,
gab mir ein‘ Ring dabei,
sie hat die Treu‘ gebrochen,
das Ringlein sprang entzwei.
Ich möcht‘ als Spielmann reisen
wohl in die Welt hinaus
und singen meine Weisen
und geh‘ von Haus zu Haus.
Ich möcht‘ als Reiter fliegen
wohl in die blut’ge Schlacht,
um stille Feuer liegen
im Feld bei dunkler Nacht.
Hör‘ ich das Mühlrad gehen,
ich weiß nicht, was ich will;
ich möcht‘ am liebsten sterben,
da wär’s auf einmal still.
Melodie: nach Johann Friedrich Glück (1793-1840)
Text: Joseph von Eichendorff (1788-1857)
Schöne Fremde
Es rauschen die Wipfel und schauern,
als machten zu dieser Stund
um die halbversunkenen Mauern
die alten Götter die Rund.
Hier hinter den Myrthenbäumen
in heimlich dämmernder Pracht,
was sprichst du wirr wie in Träumen
zu mir, phantastische Nacht?
Es funkeln auf mich alle Sterne
mit glühendem Liebesblick,
es redet trunken die Ferne
wie von künftigem, großen Glück!