Das Böse

„Dieser Abfall des Menschen vom Instinkte, der das moralische Übel zwar in die Schöpfung brachte, aber nur um das moralisch Gute darin möglich zu machen, ist ohne Widerspruch die glücklichste und größte Begebenheit in der Menschheitsgeschichte; von diesem Augenblick her beschreibt sich seine Freiheit….“ Friedrich von Schiller

Caspar David Friedrich (1774-1840)

Gott hat uns das weltliche Reich der Fülle geschenkt, damit wir Freude daran haben. In unser Menschsein hatte er, nachdem wir die Phase des Triebhaften überschritten hatten, den freien Willen gelegt. Von diesem Zeitpunkt an erwachte das menschliche Bewusstsein. Wir erkannten uns und die Gegensätze dieser Welt. Freud und Leid führten durch die Polarität. Tiefes Erleben hilft uns in höheres Bewusstsein einzutreten. Wir lernten, dass Himmel und Hölle nur in den Vorstellungen existierte, die die Kirchen uns immer noch falsch vermitteln. Daraus folgte die Erkenntnis, dass wir selbst Schöpfer von Paradies oder Hölle sind.

In dieser unendlichen Vielheit der Welt der Materie liegen die Samen des Guten und Bösen begraben. Welche Pflanze davon durch uns zum Wachsen gebracht wird und schließlich zur Blüte gelangt, liegt in unserer Hand. Oft sind es äußere Impulse, die auf uns einwirken. Wir fühlen uns zu Handlungen animiert, etwas zu tun, was uns selbst und unseren Mitmenschen schadet. Manchmal werden wir selbst zum Versucher, durch unüberlegte Taten und Worte. Da ist plötzlich ein Impuls, der antreibt und zu Mord und Totschlag führt.

Wir Menschen sind es, die dem Bösen ein Eigenleben ermöglichen, indem wir den Energien Nahrung bieten, die uns immer wieder aufs Neue „versuchen“. Sind wir erst den Lockrufen des Bösen gefolgt, entwickeln diese ein Eigenleben, das wir kaum noch kontrollieren können. Es ist, als hätte man einen Stein ins Wasser geworfen, der beim In-die-Tiefe-sinken Wellen aufwirft, die kreisend immer größer und größer werden.

Mit den Reaktionen auf eine böse Tat ist es dann wie mit dem Kreis im Wasser: Niemand weiß um die Ausmaße. Welche bösen Reaktionen werden der Tat folgen? Deshalb tut jeder gut daran, „die andere Wange hinzuhalten“, sich durch nichts provozieren zu lassen, die Schuld für negative Reaktionen anderer zuallererst bei sich selbst zu suchen, und die Versuchung in sich zu bekämpfen. Es ist manchmal nicht leicht, den Kampf gegen Hass und Rachegedanken zu gewinnen; Gedanken, die vielleicht immer wieder aufkeimen und einen von innen zerfressen. Wie kann ein Mensch dieser Besessenheit Liebe entgegenbringen, sie erlösen? Jeder Mensch kennt diese dunklen Momente, in denen man die ganze Welt zum Teufel jagen möchte. Wenn man diesen Hass in sich zulässt, wird er uns so lange herunterziehen, bis wir erst das störende Außen und dann uns selbst zerstört haben.

Darum geht es in unserem Leben: Die Gegensätze in Liebe zu verbinden, um Harmonie und Gerechtigkeit wieder herzustellen.

Dann werden wir Gottes Welt der allesumfassenden EINS, dem „Baum des Lebens“, näherkommen. „Der „Baum der Erkenntnis“ (lt. Kabbala die 4) steht dem „Baum des Lebens“ (die 1) wie Leib und Seele des Menschen gegenüber. Der Mensch kann die Welt Gottes, die 5, nur erreichen, wenn er 1+4 zur Einheit verbindet. In unserer diesseitigen Welt ist es nicht anders möglich, die 5 zu erreichen.“ (nach F. Weinreb) 

Kirchenglaube und Bibelauslegung

In der Bibel heißt es: Jesaja 45, 6-7:

„Ich, der Herr und keiner sonst, der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, der ich Heil wirke, ich bin’s, der Herr, der dies alles wirkt.“

Es gibt keinen Raum, der nicht von Gott erfüllt ist.

Jesaja schreibt in der Bibel über die gefallene Stadt Babel. Der dortige Herrscher und selbsternannte Gott war Nebukadnezar, der auch ‚Morgenstern‘ genannt wurde. Luzifer ist der lateinische Name für Morgenstern = die Venus. Später wurde dieser Name dem gefallenen Engel Luzifer zugesprochen, der in biblischer Überlieferung als Satan (Satan-el) bezeichnet wurde.

Die Geschichte über Adam und Eva im Paradies zeigt Satan (die Schlange), als Verführer Evas. Satan ist deshalb für die Kirche die Verkörperung des Bösen. Da sich die Schlange auf dem Erdboden fortbewegt, ist sie im übertragenen Sinn der Materie am nächsten.

Beide sind an Gottes Seite: Christus positiv und Satan negativ, als Gegensätzlichkeit bei wesenhafter Zusammengehörigkeit. Der Herr der Materie, so sagt man, führte diese Spaltung (Polarität) ein. Satan ist demnach Herr über die vier Elemente, über die gesamte materielle Welt. Das ist die Erscheinung- und Zustandsform, in der die Materie existiert.

Die Menschen verstanden es nicht anders, als dem Teufel ihre menschliche Denkweise überzustülpen. Er ist aber ein unbewusstes Gesetz. Sobald sich der Mensch dieses Gesetz bewusst macht und sich damit identifiziert, wird daraus ein lebendiger Geist. Das durch das menschliche Tun lebendig gewordene Gesetz der Materie ist Satan. Er ist als negativer Aspekt dieser Spaltung das genaue Gegenteil des positiven Geistes. Die Gesetze des Geistes und die Gesetze der Materie sind Spiegelbilder.

Satan hat keine eigene Existenz und kann nur durch den Menschen und dessen Tat lebendig werden. Wir Menschen tragen eine große Verantwortung, wenn wir unser Bewusstsein mit diesem satanischen Geist identifizieren.

Der große Schöpfer des Universums hat allem Leben die Naturgesetze vorangestellt, die regeln und lenken, um den Ausgleich wieder herbeizuführen. Wenn wir durch falsche Handlungen unserem Nächsten oder uns selbst Schaden zugefügt haben, werden wir automatisch auf einen, für uns wenig angenehmen Weg gebracht, der das ausgleicht, was wir angerichtet haben. Die Kirchen sagen: Wir werden von Gott gerichtet. Nein, wir werden auf den richtigen Weg gebracht.

In der Offenbarung des Johannes steht geschrieben, dass das Böse gebunden wird, d. h. die 1 mit der 4. In der Welt der 5, in der göttlichen Sphäre, existieren das Böse nicht und auch nicht der Tod.

Wir sollten dem Bösen hier auf Erden keine Macht geben. Das fängt in unserem Alltag an. In breiter Vielfalt füllt das Böse beispielsweise das tägliche TV-Programm. Den Perversionen sind hier offenbar keine Grenzen gesetzt. Obwohl Blut in Strömen fließt, wird man es nicht mal mehr gruselig finden, weil solche Geschichten und Bilder gar nicht mehr berühren. Brutalität erscheint „normal“. Dadurch werden die Menschen von klein auf immunisiert, verhärtet, ganz langsam, wie durch eine Gehirnwäsche. Dasselbe geschieht im Bereich der Sexualität. Öffentliches Zurschaustellen ist peinlich und falsch verstandene Freiheit. Die Spaßgesellschaft tötet sich selbst, wenn nicht den Körper, dann doch Geist und Seele. DAS ist das Böse!

Wenn es überhandnimmt, wird es sein Eigenleben entwickeln, wie im „Dritten Reich“. Wir dürfen ihm keine so große Bühne bieten, wie das in der Welt der Medien längst zur Normalität geworden ist. „Hauen und Stechen“ bringt Profit und größere Einschalt-/Verkaufsquoten! Gutes wird längst als lächerlich und langweilig empfunden.

Ob Glück oder Leid – wir müssen uns dem Fühlen öffnen und nicht in die Gefühlskälte abtauchen. Falsch empfundene Dinge sind besser, als gefühllos zu sein. Cool sein, ist heutzutage die Devise, auf die viele stolz sind. Das heißt nicht, dass es schlecht ist, mit einer gewissen Gelassenheit an die Dinge heranzugehen.

Wie weit sich diese Welt der Vielfalt bereits von der Einheit Gottes entfernt hat, ist erschreckend! Noch erschreckender ist es jedoch, wenn man feststellt, dass die meisten Menschen diese perfiden, sich einschleichenden Perversionen gar nicht bemerken, weil Chaos, Brutalität und Disharmonie längst zu ihrem Alltag gehören.

So ist es mit jeder Art von Begeisterung und Rausch: Profitgier, Erotik, Nikotin, Rauschgift, Machtgier, Studium, Wissenschaft, Sport etc.

In 3. Mose 10:9 heißt es, der Mensch kann die Wohnung Gottes nicht betreten, wenn er sich im Rausch befindet.

Darunter ist auch jede religiöse Handlung gemeint, die im Rausch betrieben wird. Verblendung und Hass gegenüber Andersgläubigen kann im Rausch des Hasses enden. Wer sich in diesem Rausch Zutritt zum himmlischen Paradies erhofft, wird vor verschlossenen Türen stehen.

Was braucht der Mensch, in welcher Situation auch immer? Gott hat die globale Sicht. Er wird uns führen. Es ist sinnlos dagegen anzugehen. Da beten viele für Gerechtigkeit und Frieden, andere wieder beten für Geld und Macht. Niemals können die Naturgesetze geändert oder beeinflusst werden.

Jesus hat sein Blut vergossen, um der Menschheit die Türe zu Gott zu öffnen. Es war sein Auftrag, und er wusste, dass diese neue Welt und der geistliche Mensch nur durch sein Opfer entstehen konnte. Der neue Bund lebt mit Jesus in den Verborgenheiten des Menschen. So, wie Jesus alle Konsequenzen auf sich nahm, um den Wandel zum guten, neuen Menschen einzuleiten, so sollten wir ihm nacheifern. 

Das Böse als Zahl

Bedeutung der Zahl 666, die angeblich die Zahl des Teufels sein soll:

Lt. Bibel: Über die Johannes-Offenbarung 13,8 steht geschrieben, dass in der Zahl 666 tatsächlich der Name des Kaisers Nero enthalten ist, wenn man dafür das hebräische Alphabet zugrundelegt. 50+200+6+50 = Neron, dazu 100+60+200 = Kesar.

F. Weinreb sieht „das Tier“ ebenfalls als Ausgeburt des Gesetzlichen, das die Dimension der Liebe verhindern will.

Kabbala: In der Zahl 666 drückt sich die Vollkommenheit der Zahl „6“ aus. In allen drei Zeiten, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist die „6“ anwesend.

Zitat: „Und die Erfüllung des sechsten Tages, wo sich alles aus diesem Tag mit allem verbindet, die Zahl 36 (6×6) also, kommt in ihrem vollen Wert, d. h. das Wachstum zur 36 ganz genommen, addiert von der 1 bis und mit der 36, gerade bis zur Grenze der 666.“

1+2+3+4+5+6+7+8+9+10+11+12+13+14+15+16+17+18+19+20+21+22+23+24+25+26+27+28+29+30+31+32+33+34+35+36 = 666.

Jakob Lorber:

Der Herr: „Ich will dir ein Maß geben, nach welchem du und ein jeder wissen mag, wie er mit der Eigenliebe stehen soll, wie mit der Liebe zum Nächsten und wie mit der Liebe zu Gott. Nimm die Zahl 666, die in guten und schlechten Verhältnissen entweder einen vollendeten Menschen oder einen vollendeten Teufel bezeichnet.

Teile du die Liebe im Menschen gerade in 666 Teile. Davon gib Gott 600, dem Nächsten 60 und dir selbst 6, so hast du das Verhältnis des vollendeten Menschen. Willst du aber ein vollendeter Teufel sein, dann gib Gott 6, dem Nächsten 60 und dir selbst 600!“

Götter von Menschen gemacht

Tötung der Erstgeborenen – Lawrenze Alma-Tadema (1836-1912)
Menschlich Verirrte, geistig entrückt,
die vor den Stiftshütten wohnten.
Durch Priestergeheiß ängstlich verzückt,
vertrieben sie alte Dämonen.

In Trance sich windend und taumelnd
im Flackern der Feuer bei Nacht.
Wie Puppen am Fadenkreuz baumelnd,
wurden zum Spielball der Macht.

Schimären-Geheul den Todgeweihten,
wie im Kreis der Steine gebannt.
Über Gebeine der vom Sandsturm Befreiten,
Fuß um Fuß, gegen Hitze und Sand.

Geopferte Leiber der Tradition.
Angeblich in Dornbusch und Säule,
erst Feuergott, dann Kriegsgottes Lohn.
Das Alte verblendet das Neue.

Kein Gott der Opfer – Lebensschenker.
Das ist der Heilige Geist auf Erden!
Begehren der Kirchen und deren Lenker,
werden niemals Zeugen der Liebe werden.

Anmerkung:

Es gibt schon viel zu lange zu viele so genannte Religionen, jede mit einer Variation einer Botschaft. Die Dinge, die ihnen am meisten am Herzen liegen, sind in Wirklichkeit ohne Wert. Die Dinge, für die in der Vergangenheit Blut geflossen ist, für die gefoltert, verstümmelt und verbrannt wurde, haben den Geist des Menschen nicht einen Zentimeter wachsen lassen. Sie haben die Menschheit in gegensätzliche Lager gespalten; sie haben Barrieren geschaffen, sie haben unnötige Unterschiede in Ländern und Familien verursacht.

Gott (als Bezeichnung) stellt sich in der Bibel 2. Mose 3,14 in meiner Übersetzung ‚Züricher Bibel‘ mit dem Namen „Ich bin, der ich bin“ vor. Weiter verrät er den Namen „Jahwe“, der bis in alle Ewigkeit gelten soll.

Geschichte:

In „Die Sendung Moses“ von Friedrich Schiller beschreibt dieser den Eingang des Isis Tempels, über dem die Inschrift stand: „Ich bin alles, was ist, was gewesen ist und was sein wird. Kein sterblicher Mensch hat meinen Schleier aufgehoben.“

Vor einiger Zeit hatte ich mir Bücher bestellt „Jahwe und Mose“ von Prof. Dr. Daniel Völter, Erscheinungsjahr 1919 und „Religion und Mythologie der alten Ägypter“ von Heinrich Brugsch, Erscheinungsjahr 1891.

In beiden Büchern werden die Parallelen zwischen der hebräischen und der ägyptischen Religion durchleuchtet. Danach wird Moses tatsächliche Existenz in Frage gestellt. Eine bildlich gedeutete Person, die in der ägyptischen Geschichte zu finden ist. Für diese Erscheinung bietet der Parallelismus zwischen Mose und Thot die beste Erklärung. Einziger Unterschied ist, dass Thot ein ägyptischer Gott war, Moses jedoch eine historisch- menschliche Persönlichkeit.

In der Bibel offenbart sich der Gott Jahwe in einem brennenden Dornbusch. Außerdem wird berichtet, dass Jahwe dem Volkszug durch die Wüste in einer Feuersäule voranschritt.

Der ägyptische Gott Sopd-Schu versteckt sich hinter dem Gott Jahwe. Sopd-Schu wurde in ältesten Zeiten als der Gott des Sinai verehrt. Gott Jahwe galt als der Gott, der im Dornbusch wohnt. Der ägyptische Gott wurde mit der Hieroglyphe des spitzen Dreiecks, einem Dorn dargestellt. Der in der Bibel dargestellte Dornbusch wird „Lotus-Judendornbaum“ genannt und ist im Wüstenraum zu finden.

Sopd-Schu ist demnach der Gott des Luftraums zwischen Himmel und Erde und der Gott des Windes. Er erscheint mit allen Licht-Erscheinungen darin, wozu auch das ihm zugeschriebene Zodiakallicht gehört, das wie eine säulenförmig am Horizont aufsteigende Lichtsäule in den Tropen einen Teil der Nacht mit einem milden Licht erleuchtete.

Gott Jahwe in diesen Erscheinungen war demnach lediglich eine Naturerscheinung, die sich die Menschen vor Ur-Zeiten nicht anders erklären konnten.

Das Neue Testament beruht auf dem Alten. Dennoch werde ich niemals Gottes Namen vom Sinai gebrauchen, auch wenn man beten soll „…geheiligt werde Dein Name…“ Für mich gilt Sein vertrauensvolles „Ich bin da“.

Der Große Geist wird mir zur rechten Zeit selbst den Schleier heben. Ungeduld ist hier fehl am Platz. Die letzte Zeile von Friedrich Schillers Gedicht „Das verschleierte Bild zu Sais“lautet: „Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld, sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein.“ (eines meiner Lieblingsgedichte)