Waldeinsamkeit

Iwan Iwanowitsch Schischkin (1832-1898)

Öffne des Waldes Zaubertruhe,
horch, wie der Kuckucksruf erschallt,
in Abgeschiedenheit und Seelenruhe,
fern von Motoren und Asphalt.

Erlebe sanft die festen Schritte,
weich federnd, blätterreich begründet,
schau, wie des Weges grüne Mitte,
sich in der Ferne wiederfindet.

Nimm auf, die goldnen Sonnenstrahlen,
die abgedämpft im Blätterwald,
genieße, wie sie flimmernd fallen,
wie sich zerstreut ein Schatten malt.

Gib den Minuten stilles Schweigen,
wenn sanft der Wind durchs Buschwerk weht,
wenn fern ein Hirsch mit Prunkgeweih
sein stolzes Haupt im Forst erhebt.

Vergiss des schweren Alltags Nöte,
leb auf beim Wandern und Gesang,
beschau die stille Abendröte,
hör auf den Nachtigallen-Klang.

Zauberwald

Im Zauberwald, tief, dort im Buchenhain,
da tanzen Elfen mit duftigen Schleiern.
Sie teilen mit Trollen Nektar und Wein,
verweilen an Bächen und Weihern.
 
Auf einem grünen Bett aus weichem Moose,
da träumt die Elfenkönigin.
Umkränzt von Akelei und Herbstzeitlosen,
verborgen schön – seit Welten Anbeginn.
 
Märchenwesen an verwunschenen Orten,
verzaubern mit Lichtern und wispernden Klängen,
bewachen der Wälder finstere Pforten,
verwirren den Wandrer mit ihren Gesängen.
 
Dort wo das Einhorn steht am Waldesrand
und Zwerge Hüter sind der Märchenschätze,
wo Trugbilder verschleiern den Verstand,
da herrschen die alten Gesetze.
 
Tief unten auf dunklem Baches Grund,
des alten Wassermanns Revier,
da tummeln sich singende Sommerfeen und
färben mit ihren Flügeln bunt, die Wiesenblumen hier.
 
Wenn einmal die Sonne nicht scheinen mag
und Regenwolken ihr Leuchten verhüllen,
dann beginnen die Elfen mit Liebe den Tag
und mit Regenbogenlicht die Wiesen zu füllen.